Geocaching in Anhalt-Bitterfeld Geocaching in Anhalt-Bitterfeld: Jäger kritisieren GPS-Schnitzeljäger

Roitzsch/Burgkemnitz - Mario Körner ist Schatzsucher. Und Schatzhüter. Beides in einem. Dafür reist er quer durch Deutschland, manchmal durch Europa. Wenn es die Zeit erlaubt. Seit zwei Jahren ist der Roitzscher Geocacher. Dabei sucht man mit Hilfe von GPS-Koordinaten nach zuvor versteckten Schätzen. Für Körner ist das ein Ausgleich zum Job, für manch andere aber ein Riesenärgernis.
Schatzsucher in der Kritik
Das Versteckspielen liegt Mario Körner, dafür legt sich der Roitzscher ins Zeug. Je geheimnisvoller, umso reizvoller, umso abenteuerlicher. Mehr als 300.000 Caches warten deutschlandweit auf Finder. 2.500 davon hat er selbst entdeckt. Das ist Spaß, Spannung, Spiel. Doch Geocacher sind nicht überall gern gesehen, nicht bei jedem beliebt.
Es gibt viele Kritiker: Jagdpächter zum Beispiel wie Andreas Tietz.
Ihm ist das Lachen längst vergangen. Seine Jagdpacht bei Roitzsch werde immer mehr zum Abenteuerspielplatz. Schatzsucher wie Mario Körner sind ihm da ein Dorn im Auge.
Gefahr auch für die Geocacher
120 Hektar Wald, Wiesen... Mittlerweile kennen sich hier nicht nur Wildschwein & Co. aus, sondern auch die Geocacher. Zum Leidwesen von Andreas Tietz. Denn die Schatzsucher würden sich nicht nur auf vorgeschriebenen Wegen bewegen, sondern auch weitab vom Pfad. „Diese Leute müssen raus aus dem Wald“, fordert er. Das Wild komme nicht zur Ruhe, auch bei der Aufzucht des Nachwuchses werde es gestört - die Tiere würde sein Revier verlassen. Mal davon abgesehen, dass den Schatzsuchern etwas passieren könne. Sein Pachtland sei teilweise sumpfig, ein ehemaliges Tagebaugebiet. Da lauern zahlreiche Unfallgefahren. Schilder hat Tietz anfertigen lassen und aufgestellt. Die warnen auch vor dem Fuchsbandwurm, vor Zecken. „Es kann gefährlich werden, wenn man in den Wald geht“, betont Tietz. Wer trägt die Verantwortung, wenn etwas passiert?
Umweltamt eingeschaltet
Mittlerweile ist das Umweltamt des Landkreises Anhalt-Bitterfeld involviert. Das fungiert derzeit als Vermittler zwischen Jagdpächter und Geocacher. Der Vorschlag von Andreas Tietz: Es gebe doch schließlich angelegte Kletterwälder, warum nicht auch gesonderte Gebiete für Geocacher schaffen? Da würden sie niemanden stören und könnten auf Suche gehen - „meinetwegen Tag und Nacht“.
Davon hält Schatzsucher Körner rein gar nichts. Vielleicht noch einen Zaun drumherum? Das habe mit Freiheit nichts mehr gemein. Sogar einen Beitrag zur Geschichte leisten die Geocacher. Wer Körners Versteck findet, der erfahre zum Beispiel auch etwas über die Region Bitterfeld. In einer kleinen Dose stecken Logbuch und manchmal Informatives. Manche Caches sind schlicht gehalten, andere aufwändig, gar kurios hergestellt.
Wer kommt für Waldschäden auf?
Stefan Krause ist das vollkommen schnuppe. Für ihn existiert ein Fakt: Seitdem die Geocacher auch in seiner Jagdpacht bei Burgkemnitz für Unruhe sorgen, „wird das Wild heimlicher“. Das bedeute Stress. Die Tiere würden von Deckung zu Deckung ziehen und schließlich abwandern, informiert der Sprecher der Jägerschaft Bitterfeld. Manches Wild suche Schutz in Feldern, die Agrargesellschaften gehören. „Und wer kommt für die Wildschäden auf? Die Jagdpächter.“ All das sei zum großen Teil das Resultat jener, die tausende Kilometer zurücklegen würden, nur um eine versteckte Blechdose zu finden. „Diese Leute glauben, sie stören nicht, weil sie sich meist am Tag auf Suche begeben, aber irgendwo müssen die Tiere auch am Tag hin. Oder?“
Nicht mehr allein im Wald
Krause selbst ist in „seinem“ Wald sogar schon Geocachern begegnet, die sich dort häuslich eingerichtet haben. „Früher hatten Menschen Angst, sich im Wald zu verlaufen, das ist heute kaum noch möglich. Man ist dort nämlich kaum noch allein.“ „Querfeldein laufen in der Landschaft, insbesondere auf landwirtschaftlichen Nutzflächen, Wiesen und in Wäldern abseits von Wegen, beeinträchtigt die Natur und das Leben der Wildtiere und kann Mensch und Tier gefährden“, warnt Wilko Florstedt, Geschäftsführer vom Landesjagdverband Sachsen-Anhalt. Seine Aufforderung: „Bitte bleiben Sie auf den Wegen.“ Im Frühjahr und Frühsommer während der Brut- und Setzzeiten von Vögeln und Wildtieren, also in den Wochen zwischen Mitte März bis Juli, sollten sich alle Menschen besonders rücksichtsvoll in der Natur verhalten, betont Wilko Florstedt.
Geocacher Mario Körner wird auf der Suche bleiben, um den Alltagsstress zu entfliehen. Er tue nichts Unrechtes, sagt er. „Es ist einfach nur ein Spiel.“ Aber auch beim Spiel gibt es Gewinner und Verlierer. (mz)