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Gefährliche Sparmaßnahme Gefährliches Sparen im Südlichen Anhalt: Feuerwehr fährt mit zu alten Reifen zum Einsatz

Von Doreen Hoyer 13.10.2016, 06:00
Viel zu viele Fahrzeuge sind noch mit Reifen aus den 90ern unterwegs.
Viel zu viele Fahrzeuge sind noch mit Reifen aus den 90ern unterwegs. imago stock&people

Weißandt-Gölzau/Gröbzig - Jeder, dessen Haus in Flammen steht, hofft, dass die Feuerwehr schnell bei ihm ist. Doch damit die Kameraden helfen können, muss das Feuerwehrauto mitspielen - seine Reifen müssen den Einsatz aushalten. Das scheint im Südlichen Anhalt aber nicht immer der Fall zu sein.

Reifenplatzer mitten im Einsatz

Ein Beispiel dafür aus Gröbzig: Im Frühsommer 2016 habe man eine Reifenpanne gehabt, bestätigt Wehrleiter Matthias Fräßdorf. Die Gröbziger Kameraden seien damals bei einem Strohdiemenbrand nahe Piethen im Einsatz gewesen.

Auf der Rückfahrt habe dann ein Reifen eines Tanklöschwagens Schaden genommen, der aber wohl vorher schon nicht mehr in Ordnung gewesen sei, wie Untersuchungen gezeigt hätten.

„Im Gerätehaus haben wir dann festgestellt, dass der Reifen platt war“, erinnert sich Fräßdorf. Zwar habe man in Gröbzig noch ein zweites Löschfahrzeug und einen Kommandowagen zur Verfügung.

„Aber es war uns ein großes Anliegen, dass dort so schnell wie möglich Abhilfe geschaffen wird“, sagt Fräßdorf. Denn unzuverlässige Reifen gefährden nicht nur die Einsatzbereitschaft, sie stellen auch eine Gefahr für die Feuerwehrleute dar, die in dem Auto fahren.

Der kaputte Reifen sei dann ausgetauscht worden, die drei anderen alten Reifen seien jedoch geblieben, so Fräßdorf. Das Fahrzeug sei Baujahr 1993, die Reifen seien ebenso alt.

Drei Fälle in anderthalb Jahren

Gröbzig ist dabei kein Einzelfall. Der schlechte Zustand mancher Reifen habe schon zu mehreren Pannen geführt, wie bei einer Sitzung des Ordnungs-, Feuerwehr- und Umweltausschusses im Südlichen Anhalt Ende August zu hören war.

Binnen anderthalb Jahren habe es drei solcher Fälle gegeben. Stadtwehrleiter Michael Wichmann sagte, die Reifen seien teilweise über 30 Jahre alt. Da dürfe man sich nicht wundern, wenn es Probleme gebe - selbst wenn einige Feuerwehrautos eher selten ausrückten.

„Machen wir uns nichts vor: Wenn ein Auto Anfang der 90er gebaut wurde und es hat noch seine ersten Reifen, muss der Hebel ran“, so der Stadtwehrleiter.

Kosten zwischen 60.000 und 80.000 Euro

Fragt sich bloß: Wo soll das Geld für neue Reifen herkommen? Fachbereichsleiter Bernd Thormann sagte bei der Sitzung, man habe eine Pauschalsumme für Reifen in den Haushaltsentwurf eingestellt.

Es müsse aber auch festgelegt werden, in welcher Reihenfolge die Fahrzeuge dran seien, es reiche nicht gleich für alle. Das Thema werde sich wohl über mehrere Jahre hinziehen.

Auf eine Nachfrage hieß es damals, im Haushaltsentwurf stünden für das Thema Feuerwehrbereifung etwa 60.000 bis 80.000 Euro.

Maximal zehn Jahre nutzen

Zwar müssen Feuerwehrautos wie andere Fahrzeuge auch regelmäßig zum Tüv. Und nach einer Empfehlung sollten Reifen für Feuerwehrautos nicht älter als zehn Jahre sein, wie Kreisbrandmeister Heiko Bergfeld erklärt.

„Das ist aber eben nur eine Empfehlung.“ So weit er wisse, plane man im Südlichen Anhalt für neue Reifen jeweils 30.000 Euro für 2017 und 2018 ein. Für wie viele Autos das reicht, könne er jedoch nicht sagen. Je nach Fahrzeugtyp koste ein Satz Reifen etwa 600 Euro, bei anderen über 2.000 Euro.

Keine Auskunft der Stadt

Wie schon erwähnt, kam das Thema bereits Ende August zur Sprache. Warum berichtet die MZ also erst jetzt darüber? In den vergangenen Wochen stellte die Redaktion mehrere Anfragen an die Pressestelle der Stadt - die erste am 1. September; es kam keine Antwort.

In den Wochen darauf folgten weitere, die auch unbeantwortet blieben. Auf die vierte Anfrage zu den Details des Themas teilte Stadtsprecher Christian Merx mit: „Zu den Reifen bei Feuerwehrfahrzeugen wurde festgestellt, dass diese zum Teil bereits ein erhebliches Alter haben. Hier wurde seitens der Verwaltung in den Haushaltsplan 2017 Geld eingestellt, um diese Reifen erneuern zu können.“

Die Redaktion hakte wieder nach, wollte unter anderem wissen, welche Fahrzeuge konkret betroffen sind. Auch die fünfte Anfrage - sie wurde Ende September abgeschickt - blieb unbeantwortet.

Die Stadtwehrleitung wollte keine Stellungnahme abgeben und verwies auf die Pressestelle der Stadt. (mz)