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Erfurt/Sandersdorf - Richard Wießner wusste nicht so recht, wie er es erklären sollte. „Ganz gut“ hatte Union Sandersdorf in der ersten Halbzeit gespielt. „Kompakt gestanden“ zudem. „Aber dann“, Wießner stockte, „dann war es irgendwie eigenartig.“ Was Wießner meinte: Sandersdorf verlor durch einen desolaten Auftritt im zweiten Durchgang noch mit 0:4 gegen Rot-Weiß Erfurt II. Damit wartet Sandersdorf auch im dritten Rückrundenspiel auf den ersten Sieg, bleibt aber Neunter der Oberliga Süd.
Kein Zugriff
Es war eine bemerkenswerte Partie, die sich den 99 Zuschauern im Sportplatz Grubenstraße in Erfurt am Sonntag bot. „Ein völlig ausgeglichenes Spiel“ hatte Union-Trainer Mike Sadlo im ersten Durchgang gesehen. Chancen gab es auf beiden Seiten, Tore aber nicht.
Im zweiten Durchgang kippte das Spiel aber auf die Seite der Drittliga-Reserve. Und zwar völlig. Sechs Minuten nach Wiederanpfiff ließ sich Sandersdorf nach einem eigenen Freistoß auskontern, weil niemand Zugriff hatte. Marius Kansy zögerte dann einen Moment, kam dennoch herausgelaufen und brachte den Erfurter zu Fall. Marc Höcher nutzte den Elfmeter und brachte Erfurt mit 1:0 in Führung.
So weit war noch nichts besonderes passiert. Gegentore können vorkommen. Und Sandersdorf zeigte auch erst die richtige Reaktion und hatte durch Tim Hoffmann die Ausgleichschance. Sein Schuss landete aber am Pfosten. Nach einer guten Stunde war das Spiel aber entschieden, weil Union lange nicht mehr gesehene Schwächen in der Verteidigung zeigte.
Mehrfach unkonzentriert
Amer Kadric konnte mutterseelenallein den Ball im Strafraum zum 2:0 über die Linie drücken (60.). Zuvor hatte Union sich gleich mehrfach unkonzentriert gezeigt. Erst ließ man einen Erfurter an der eigenen Eckfahne schalten und walten, dann ließ man gleich zwei Erfurter im Strafraum ungedeckt. Zwei Querpässe später war es passiert.
„Fatal“ nannte Mike Sadlo auch die Entstehung des 0:3 und 0:4. Beim 0:3 reichte ein einfacher Diagonalpass, um für Unordnung in der Sandersdorfer Hintermannschaft zu sorgen. Tugay Uzan nutzte den sich bietenden Platz und netzte ein (64.). Spielentscheidend war es zwar nicht, dafür aber symptomatisch, wie das 0:4 fiel. Rico Gängel trat aus Versehen auf den Ball und kam zu Fall, Thomas Sonntag bedankte sich, ging auf und davon und markierte den Schlusspunkt (77.).
Nach einem Dutzend ist Schluss - der 1. FC Lokomotive Leipzig kann also doch noch nicht gewinnen. Der unangefochtene Tabellenführer der Oberliga Süd trennte sich am Sonnabend nach zwölf Siegen in Folge 0:0 von Carl Zeiss Jena II. Es sind die ersten Punktverluste für die Sachsen seit dem dritten Spieltag, als Sandersdorf dem Primus das identische Ergebnis abtrotzte. Nutzen konnte das Verfolger und stadtinterner Rivale FC International Leipzig nicht, der FC unterlag dem Schlusslicht Eisenach mit 1:2.
Der Nachholtermin für das Rückspiel zwischen Sandersdorf und Lok Leipzig, dass vor acht Tagen ausgefallen war, steht fest. Am Mittwoch, den 20. April ab 19 Uhr, steigt die Partie im Sandersdorfer Sport- und Freizeitzentrum.
„Gegen Erfurt läuft es für uns irgendwie nie“, sagte Richard Wießner. Der Mittelfeldspieler sprach die negative Bilanz von nun sechs Oberliga-Duellen mit den Thüringern an: Ein Sieg und ein Unentschieden stehen vier Niederlagen gegenüber. Was Wießner am meisten ärgerte, war die Tatsache, dass Erfurt nicht besonders guten Fußball spielte. „Das ist keine Übermannschaft, nicht umsonst stehen die in der Tabelle weit unten“, sagte der 28-Jährige. Auf Platz 13, punktgleich mit einem Abstiegsplatz, um genau zu sein.
Hinten Fehler und vorne harmlos
Doch woran lag es? Richard Wießner sprach davon, dass in den bisherigen Rückrundenspielen immer andere Formationen auf dem Platz standen, weil Spieler gesperrt oder erkrankt fehlten. „Und es fehlt uns zur Zeit auch das Quäntchen Glück“, so Wießner.
Trainer Mike Sadlo wollte von Glück und Unglück nicht reden. Ihn beschäftigte die Entstehung der Gegentore. „Wir haben hinten viel zu viele Fehler gemacht.“ Auch mit dem Spiel nach vorn war der Trainer überhaupt nicht zufrieden: „Wenn du keinen Ball behauptest und keine Zweikämpfe gewinnst, dann bist du harmlos.“
Richard Wießner war „sehr enttäuscht“, klang aber auch schon wieder kämpferisch: „Lieber kriegen wir einmal richtig den Arsch voll, zeigen aber nächste Woche die Reaktion gegen Plauen. Alle müssen Gas geben.“ (mz)