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Fußball-Oberliga Fußball-Oberliga: "Klar war ich enttäuscht"

Von Marcus Bräuer 08.09.2015, 19:31
Stefan Ronneburg spielt seit diesem Sommer für die SG Union Sandersdorf. Der 26-Jährige fühlt sich wohl.
Stefan Ronneburg spielt seit diesem Sommer für die SG Union Sandersdorf. Der 26-Jährige fühlt sich wohl. Hartmut Bösener Lizenz

Bitterfeld - In den vergangenen zwölf Tagen hat die SG Union Sandersdorf zweimal in Leipzig gespielt. Einmal gegen Lok, einmal gegen RB. Einmal ging es um Punkte, einmal um Spielpraxis. Es sind immer besondere Duelle, wenn es gegen Lok Leipzig geht. Erst recht, wenn man Achtungserfolge wie das 0:0 am dritten Spieltag der Oberliga Süd erzielt. Eine Woche später war Union beim Regionalligateam RB Leipzig II zu Gast. Das Gelände am Cottaweg wächst und wächst, neben den Trainingsplätzen stehen die Baumaschinen. Statt historischer Fußballromantik im Bruno-Plache-Stadion streng kalkulierter Leistungssport. Auf einem der zahlreichen Plätze trotzte Union den Leipziger Talenten ein 2:2 ab.

Von Werder Bremen entdeckt

Für Stefan Ronneburg waren die Spiele in Leipzig so etwas wie eine Rückkehr in die Vergangenheit. Ursprünglich kommt der 1,89 Meter große Schlaks aus Delitzsch. In Leipzig spielte er beim VfB, bis der Verein 2004 aufgelöst wurde, danach für Sachsen Leipzig. Er ging auf die Sportschule, lebte im Internat. Vor zwölf Tagen gehörte er zur Sandersdorfer Mannschaft, die vor knapp 3000 Zuschauern Lok Leipzig am Rande der Niederlage hatte. „Das war schon ein besonderes Spiel“, sagt Stefan Ronneburg.

Der FSV Barleben hatte vor dreieinhalb Wochen alles richtig gemacht: Im Aufsteigerduell in der Oberliga Süd führte er mit 3:0 gegen den FC International Leipzig - bis das Wetter einen Strich durch die Rechnung machte.

In der 70. Spielminute musste die Partie wegen eines Unwetters abgebrochen werden. Am heutigen Mittwoch kommt es nun zum Nachholspiel. Der Anpfiff ist um 17.30 Uhr.

Barleben könnte mit einem Sieg auf den zweiten Platz vorrücken, Leipzig (erst ein Punkt) mit einem Erfolg die Abstiegsränge verlassen. 

Eine Woche später, gegen RB Leipzig II, sitzt er in Zivil auf der Bank. Die vergangene Woche setzte er komplett mit dem Training aus, er hatte sich gegen Lok eine kleine Verletzung zugezogen, die sich nicht verschlimmern sollte. Am kommenden Sonnabend, wenn es für Union Sandersdorf gegen Rot-Weiß Erfurt II wieder um Punkte geht, will Ronneburg wieder dabei sein.

26 Jahre alt ist die defensive Allzweckwaffe jetzt. Also am Beginn des besten Fußballeralters. Als er das noch viele Jahre vor sich hatte, als 18-Jähriger, war da der große Traum vom Profifußball. Scouts vom SV Werder Bremen waren auf ihn aufmerksam geworden. Sie holten ihn in ihr Sportinternat. Er blieb vier Jahre im Norden: Ein Jahr spielte er in der A-Jugend, drei Jahre für die zweite Mannschaft in der 3. Liga. Er war Stammspieler. „Aber mit einem Einsatz in der Bundesliga hat es leider nicht geklappt“, blickt Ronneburg auf diese Zeit zurück. 2011 wechselte er innerhalb der 3. Liga zum FC Carl Zeiss Jena - und brach sich nach wenigen Wochen den Mittelfuß. Er kam folglich nie wirklich in Jena an, wechselte nach nur einer Saison zur U23 des Halleschen FC in die Oberliga. „Da habe ich aufgehört daran zu glauben, dass es mit dem Profifußball noch etwas wird“, sagt Ronneburg.

Verbittert klingt er nicht. „Klar habe ich mich geärgert und war enttäuscht“, sagt er, „aber ich bin immer offen für Neues.“ Also zog er weiter. Nach einem Jahr HFC zum SSV Markranstädt. Dort blieb er zwei Jahre, schloss eine Lehre zum Industriekaufmann ab. Seit diesem Sommer spielt er in Sandersdorf. Die Verantwortlichen bei Union wollten ihn schon ein Jahr früher holen. „Ich freue mich, dass es in dieser Saison geklappt hat“, sagt Stefan Ronneburg.

Kein Problem mit dem Wechsel aufs Dorf? Ronneburg schüttelt energisch den Kopf: „Es liegen Viele falsch mit der Einschätzung über Union Sandersdorf. Von den Bedingungen her muss sich der Verein nicht verstecken. Er kann Anreize bieten.“

Überzeugt von der Mannschaft

Die Integration lief schnell, natürlich auch, weil sich viele weitere neue Spieler Sandersdorf anschlossen. „Es macht Spaß, mit so vielen jungen Leuten zu spielen. Ich kenne es aus meiner Bremer Zeit, wo ich selbst ein junger war“, sagt Ronneburg. Von der Qualität der Mannschaft ist er überzeugt. „Wir haben im Vergleich zur Vorbereitung einen enormen Schritt gemacht.“

Der Sieg am ersten Spieltag in Bernburg habe ihn „riesig gefreut“, auch wenn er kurz vor dem Spielende mit Gelb-Rot vom Platz flog. Dieser Erfolg und auch der Punktgewinn in seiner alten fußballerischen Heimat Leipzig haben Lust auf mehr gemacht. „Ich möchte schon einen einstelligen Tabellenplatz erreichen“, sagt Stefan Ronneburg: „Ich bin ehrgeizig.“ Nicht nur im Sport: Ab Oktober beginnt er ein Wirtschaftsstudium. (mz)