1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Anhalt-Bitterfeld
  6. >
  7. Flammschutzmittel: Flammenschutzmittel: Institut für Kunststofftechnologie und -recycling (IKTR) in Weißandt-Gölzau auf Erfolgskurs

Flammschutzmittel Flammenschutzmittel: Institut für Kunststofftechnologie und -recycling (IKTR) in Weißandt-Gölzau auf Erfolgskurs

Von Helmut Dawal 21.04.2016, 15:39
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anja Obernauer bei einer Materialanalyse
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Anja Obernauer bei einer Materialanalyse Heiko Rebsch

Weißandt-Gölzau - Das klingt schon sehr speziell und hoch wissenschaftlich: „Reaktive phosphorbasierende Flammschutzmittel für ungesättigte Polymere.“ Doch genau solche Flammschutzmittel wurden im Institut für Kunststofftechnologie und -recycling (IKTR) in Weißandt-Gölzau entwickelt und werden nun bei diversen Herstellern eingesetzt.

„Es ist ein Additiv, also ein Zusatzstoff, der Polyesterharzen beigemischt wird“, übersetzte IKTR-Chefin Anke Schadewald von der Forscher- in die Alltagssprache. Diese Polyesterharze werden dann bei der Herstellung von konstruktiven Teilen verwendet, die dadurch eine für die Sicherheit wichtige Eigenschaft bekommen: Sie sind schwer entflammbar. Verwendung finden solche konstruktiven Teile beispielsweise im Schienenfahrzeug- und Flugzeugbau, aber auch im Bauwesen.

Es ist nur ein Beispiel von vielen für die praxisorientierte und angewandte Forschung und Entwicklung, die im IKTR betrieben wird. Das Institut gibt es seit 1993. Es ist aus der einstigen Forschungsabteilung des früheren VEB Orbitaplast Weißandt-Gölzau hervorgegangen.

Entwicklungsarbeit für Firmen aus der gesamten Bundesrepublik

„Wir machen keine Grundlagenforschung, sondern Entwicklungsarbeit, die sofort von der Industrie übernommen werden kann, damit am Ende ein marktfähiges Produkt steht“, erläuterte Anke Schadewald. 13 Mitarbeiter zählt das Institut, „alles Personal mit hoher Qualifikation“, wie die Geschäftsführerin betont.

Die Einrichtung in der Weißandt-Gölzauer Industriestraße bietet Dienstleistungen wie Analytik und Prüfungen an und führt Chargenkontrollen durch. Schwerpunkt der Arbeit ist jedoch die Auftragsforschung für die Industrie. Das IKTR arbeitet für große und kleine Firmen aus der gesamten Bundesrepublik.

Und das mit großem Erfolg, wie Anke Schadewald gegenüber Landrat Uwe Schulze verdeutlichte, der gemeinsam mit Armin Schenk, Geschäftsführer der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld, das Institut besuchte.

„Wir brauchen mehr Platz, etwas Neues“

Seit dem Jahr 2004 sind die durch Industrieaufträge erzielten Umsätze des Instituts stetig angestiegen. „Im vergangenen Jahr haben wir erstmals die Million geknackt“, teilte Anke Schadewald nicht ohne Stolz mit. „Wir sind jetzt an einem Punkt angekommen, wo sich Wachstum nicht vermeiden lässt“, äußerte die Geschäftsführerin.

Das IKTR habe „eine gute Auftragslage“, so dass zum Jahresbeginn zwei neue Mitarbeiter eingestellt werden konnten und weitere noch folgen sollen. Das Institut platze aus den Nähten, ein Teil der Analysetechnik und Ausrüstungen habe an anderen Orten abgestellt werden müssen. Außerdem ist das IKTR nur Mieter des Gebäudes, in dem es sich jetzt befindet.

„Wir brauchen mehr Platz, etwas Neues“, brachte es Anke Schadewald auf den Punkt. Deshalb ist geplant, ein neues Gebäude zu errichten. Es soll im Gewerbepark an der Gnetscher Straße entstehen und mit Labors und Technikumsplätzen so dimensioniert sein, dass perspektivisch bis zu 25 Mitarbeiter beschäftigt werden könnten. Anke Schadewald hofft, dass sie für dieses Vorhaben Fördermittel vom Land bekommt. „Wir werden sie dabei mit Rat und Tat unterstützen“, versprach der Landrat.

„Es gibt die Chance, den Erfolg fortzusetzen“

Bei allem Erfolg - nicht zufrieden ist Anke Schadewald mit der Investitionstätigkeit, um das Institut mit den erforderlichen Geräten und Ausrüstungen immer auf dem aktuellen Stand zu halten. Eine Kontinuität bei Investitionen gibt es nicht, sie gehen hoch und runter, wie eine Darstellung über das nunmehr 23-jährige Bestehen des Instituts zeigte.

„Wir haben eine Investitionsquote von 6.500 Euro pro Mitarbeiter und Jahr“, nannte die Geschäftsführerin eine Zahl. Große Forschungseinrichtungen wie Max Plack, Helmholtz oder Fraunhofer weisen laut Schadewald eine Quote von 22.000 oder 23.000 Euro auf, begünstigt durch hohe staatliche Förderungen.

„Es gibt die Chance, den Erfolg fortzusetzen“, bemerkte IKTR-Vorstandsmitglied Reinhard Händel. Dazu gehört aus seiner Sicht auch, das IKTR ähnlich zu behandeln wie andere, deutlich größere Forschungseinrichtungen. (mz)

Landrat Uwe Schulze (Mitte) hat vor kurzem das Institut für Kunststofftechnologie in Weißandt-Gölzau besichtigt. Links: Armin Schenk von der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld, rechts Laborleiter Tobias Otto, der die Gäste durch das Institut führt.
Landrat Uwe Schulze (Mitte) hat vor kurzem das Institut für Kunststofftechnologie in Weißandt-Gölzau besichtigt. Links: Armin Schenk von der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld, rechts Laborleiter Tobias Otto, der die Gäste durch das Institut führt.
Heiko Rebsch