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Feuerwehrjubiläum  Feuerwehrjubiläum : Abschied vom B 1000 in Kleinzerbst

Von Sylke Hermann 26.06.2016, 08:39
Feuerwehrjubiläum in Kleinzerbst
Feuerwehrjubiläum in Kleinzerbst Ute Nicklisch

Kleinzerbst - Der B 1000-Ersatz hat nicht viel Zeit, sich an das beschauliche Zuhause im Kleinzerbster Feuerwehrdepot zu gewöhnen. Gerade erst aus Österreich eingetroffen, ist er schon wieder weg. In Luckenwalde. In der Werkstatt. Seit Anfang der Woche. Was ist passiert? Die bestellte Multifunktionsleiter und die Lagerung am Fahrzeug wollen irgendwie nicht zueinander passen. Also muss der Fahrzeughersteller nachbessern und liefert eine neue Leiter, die passt. Und die Kleinzerbster Feuerwehr muss sich noch ein wenig gedulden, das neue Gefährt in Besitz zu nehmen. Fest steht: Es kommt zurück. Das nagelneue Tragkraftspritzenfahrzeug, in eingeweihten Kreisen nur TSF genannt.

Was für ein Geburtstagsgeschenk. Die Kleinzerbster Feuerwehr feiert ihren 70. Geburtstag und wird von der Stadt großzügig bedacht. Aus gutem Grund: Der B 1000, mit dem die Kameraden bisher unterwegs waren, ist alt, Baujahr 1978, und hat nun wirklich ausgedient. Einmal, erinnert sich Lutz Lingner, der Kleinzerbster Feuerwehrchef, sei die Auspuffanlage schon repariert worden. Ein zweites Mal wäre das nicht gegangen. Die Abgase, so die Prognose der Techniker, würden sich im Innenraum verbreiten. Ein Unding. Schließlich nutzen die Kameraden ihren B 1000, um zum Einsatzort zu gelangen. Dass sie dabei nicht zu überhören sind, dank der Fehlzündung, ist bekannt. Wenn’s knallt, kommen die Kleinzerbster, heißt es. Und es stimmt sogar.

„Früher (vor dem B 1000) hatten wir einen Tragkraftspritzenanhänger – mit Schläuchen und einer Pumpe, aber er musste immer gezogen werden“, erzählt Lutz Lingner. Während die Kameraden mit dem Fahrrad zum Einsatzort eilen. Als 1999 der B 1000 kommt, ist das „für uns ein enormer Fortschritt“, sagt sein Stellvertreter, Dieter Kittel. Von da an sind die Kleinzerbster Kameraden mobil und können auch für Einsätze außerhalb der Ortsgrenze eingeplant werden. Im selben Jahr baut der Akener Ortsteil das neue Feuerwehrdepot neben dem Gemeindezentrum, „und wir haben uns eine Fahne geleistet“, erinnert Lingner. Am 11. September 1999 wird all das gefeiert – mit einem Tag der offenen Tür.

Jetzt hat man wieder Grund zum Feiern: das neue Auto und 70 Jahre Feuerwehr Kleinzerbst. Viele Besucher sind da, gucken sich um, sind neugierig. Das freut die Kameraden, die wie wohl fast jede Feuerwehr händeringend Nachwuchs sucht. Schwierig auch die Einsatzsituation unter der Woche, da viele Männer außerhalb arbeiten und nicht zur Verfügung stehen.

An dieser Misere vermag das neue TSF nichts zu ändern. Zumal Lingner die Vergangenheit auch nicht schlecht reden will: „Wir waren mit der Situation zwar nicht glücklich, aber zufrieden.“ Michael Kiel, Akens Stadtwehrleiter, ist dankbar, dass die Kleinzerbster Kameraden „immer sehr geduldig und zurückhaltend“ gewesen sind. Während Kühren und Susigke bereits neue Technik in den Garagen stehen haben, ist im städtischen Haushalt für Kleinzerbst lange kein Geld da, um nachziehen zu können. Erst im Herbst vergangenen Jahres beschließt der Stadtrat die lange zuvor geplante Anschaffung.

Das moderne Tragkraftspritzenfahrzeug soll im Gesamtkonzept der Akener Feuerwehr eine wichtige Rolle übernehmen und bei größeren Einsätzen als Leitfahrzeug genutzt werden. Die Ausstattung passt dazu. „Man kann hier vernünftig mit der Einsatzleitung zusammensitzen“, äußert Kiel. Und was kann das Kleinzerbster Modell noch? Es verfügt über eine Hochwasserschmutzpumpe, die 1500 Liter in der Minute fördern kann. Ein Stromgenerator und Beleuchtung von zweimal 1 000 Watt („früher hatten wir nur Handlampen“, erinnert Lingner) gehören auch dazu.

Was fehlt, ist Wasser. Dafür gibt es den Hydro-Fix. Einen aufladbaren Löscher, der mit Wasser und Schaum zu betreiben ist und mit Hochdruck arbeitet. Zur ersten Brandbekämpfung sei das vollkommen ausreichend, meint Kiel. „Für das Gesamtpaket“, betont er, „haben wir mit dem neuen Fahrzeug einen riesigen Schritt nach vorn gemacht.“ Kein Grund, sich zurückzulehnen. Auch in Aken gebe es mittlerweile etliche Fahrzeuge, die in die Jahre gekommen sind und schon zwei Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Es kämen in nächster Zeit also weitere Investitionen auf die Stadt zu, will man die Feuerwehrtechnik auf hohem Niveau halten. Das betont Kiel auch, als der Ortsteil Kleinzerbst den runden Geburtstag seiner Feuerwehr feiert. Und natürlich das neue Auto.

Es ist gleichzeitig ein Abschied vom alten B 1000, „der uns eigentlich nie im Stich gelassen hat“, sagt Lingner, während Kittel schmunzelt. Eigentlich? Bei der ersten Einsatzübung im früheren Magnesitwerk fällt das Auto ein paar hundert Meter, bevor die Kameraden das Ziel erreichen, aus. Der Wartburgmotor ist mit falschem Sprit gefüttert worden – und streikt. „Das war peinlich“, erinnert sich Kittel. Man wird abgeschleppt, und am Ortsteingang von Kleinzerbst machen die helfenden Kameraden auch noch ordentlich Krach, „damit es auch jeder mitbekommt“. Schwamm drüber. Später läuft der B 1000 fast wie am Schnürchen. Jetzt darf er in den Ruhestand, wenn der Ersatz einsatzfähig ist – und die Leiter zum Auto passt. (mz)

Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Kleinzerbst testen die Pumpe des neuen Fahrzeugs.
Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Kleinzerbst testen die Pumpe des neuen Fahrzeugs.
Ute Nicklisch