Erfolgsgeschichte aus Brehna Erfolgsgeschichte aus Brehna: Das Stahlsandwich für den Südpol

Brehna - Wer hier A wie Antarktis sagt, muss auch B wie Brehna sagen. Bis in die weißen Weiten des Südpols reicht die Verbindung von Brehna. Und zwar über den Stahlprofilhersteller Arcelor Mittal Construktion Deutschland.
Verrückt: Für eine Forschungsstation auf dem kältesten und windigsten aller Kontinente sind Dach und Wände in den Hallen im Brehnaer Gewerbegebiet gefertigt worden.
Kein alltäglicher Auftrag
Dieser Auftrag für einen norwegischen Kunden, erklärt Geschäftsführer Peter Schirmann, war schon keiner wie jeder. Er erforderte spezielle Beschichtung des Stahls, extreme Wärmedämmung zwischen den Stahlprofilplatten und die Verpackung des ganzen in einer Folie, die sich später an Ort und Stelle rückstandlos auflösen wird.
Über Schirmanns Gesicht huscht ein Lächeln, wenn er die Geschichte erzählt. Denn das ist echt nicht alltäglich. Und der Mann hat hier wirklich schon viel gesehen. Vor 25 Jahren bereits, als das Unternehmen in Betrieb ging, hat er sowas wie die Eröffnungszeremonie geleitet.
15 Mitarbeiter waren sie da, blickt er zurück. Sechs in der Produktion. Heute hat die Firma, die zum weltgrößten Stahlunternehmen, der Arcelor-Mittal-Gruppe (320.000 Mitarbeiter) gehört, hier in Brehna 90 Beschäftigte.
Die Fassade für Zalando
Sie arbeiten für den großen Bereich Bauwesen. Vor allem in Industriebauten mit ausladenden Hallen wie die Kraftwerke Schkopau, Schwarze Pumpe, Lippendorf, Werke von BMW und Porsche und den Schraubenexperten Würth, den Möbelriesen Ikea, den Trockenbauelemente-Hersteller Knauf am Baikalsee und anderen stecken Arbeit und Know-how der Brehnaer.
Doch auch Ausflüge in eine exotische Welt leistet sich Arcelor ab und zu. Und das, Peter Schirmann gibt’s zu, macht Spaß. Weil es aus dem Rahmen fällt: Für das Erfurter Logistikzentrum von Zalando produzierte Arcelor die Fassade - Millionen von Schuhen stehen dahinter warm, sicher und trocken.
Von Formel 1 bis Big Brother
Das Big-Brother-Haus in Köln trägt die Handschrift der Sachsen-Anhalter. Und die tollsten und teuersten Formel-1-Flitzer bei Rennen in Texas und Sotschi und sonst wo in der Welt sind geparkt in Boxen aus Brehna. „Wir gehen mit unseren Kunden mit“, meint Schirmann lächelnd, „weltweit, wenn’s sein muss.“
„Es gab auch unschöne Phasen“
Vier Namenswechsel, hinter denen stets Fusionen standen, haben die Firma nicht in die Knie gezwungen. „Es gab auch unschöne Phasen“, erinnert sich Schirmann, „aber letztlich sind wir immer gewachsen.“
Noch in diesem Jahr übrigens wird die Firma Millionär - die einmillionste Tonne Stahlprofil wird produziert und ausgeliefert. Verarbeitet werden heute jährlich 50.000 Tonnen Stahlblech zu Trapez-, Sandwich- und Kassettenprofilen.
Arcelor Mittal ist mit rund 230 000 Beschäftigten und Standorten in 60 Ländern der weltgrößte Stahl- und Bergbaukonzern. In Deutschland hat er vier Produktionsstandorte mit Roheisen- oder Rohstahlerzeugung: Hamburg, Duisburg, Bremen und Eisenhüttenstadt. Die Deutschland-Zentrale befindet sich in Köln. Deutschlandweit arbeiten über 8 000 Mitarbeiter für Arcelor Mittal und erwirtschaften einen Umsatz von über sechs Milliarden Euro. Das Unternehmen in Sandersdorf-Brehna gehört zum Geschäftsbereich Bau/Konstruktion.
Die Firma im Gewerbegebiet Brehna kann nicht nur große Projekte. Im benachbarten Landsberg zum Beispiel betreibt das Unternehmen einen Werksverkauf und entsprechenden Service. Hier können auch Privatpersonen Profilbleche für eigene Bauwerke, beispielsweise für Gewerbe oder Landwirtschaft, kaufen.
Energiesparen und Nachhaltigkeit
Sehr gefragt sind die Sandwich-Teile, bei denen sich zwischen zwei Profilplatten ein Kern aus klimadämmendem Polyurethan befindet - Wetterschutz und Isolierung in einem. Wärmedämmfähigkeit dieser Platten, verbesserter Brandschutz, ökologisch einwandfreie Lacke - all das wird in der Zukunft immer wichtiger.
Die Physik der Gebäude, sagt Schirmann, sei ein großes Entwicklungsfeld. „Es geht um Energiesparen und um Nachhaltigkeit - längst auch im Industriebau.“ Fast wie im Hochleistungssport gelten Kriterien wie schneller, wirtschaftlicher, leistungsfähiger.
Produkte mit dem Gold-Zertifikat
Da geht es um die Entwicklung der Paneele und die der Dämmstoffe. Die wird auch in Brehna vorangetrieben - in Zusammenarbeit mit dem Konzern, auch mit den Kunden. „Der deutsche Markt ist besonders anspruchsvoll“, so Schirmann. Die Kunden wollen Produkte quasi mit dem Gold-Zertifikat. Die Brehnaer können es. Und sie müssen es. Die Konkurrenz ist Wahnsinn. (mz)


