1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Anhalt-Bitterfeld
  6. >
  7. Bestattungsverbot: Bestattungen in Zörbig: Löberitzer wollen unterirdische Gräber behalten

Bestattungsverbot Bestattungen in Zörbig: Löberitzer wollen unterirdische Gräber behalten

Von Stefan Schröter 17.11.2016, 12:08
Hartmut Schröter (l.) und viele weitere Löberitzer Einwohner möchten ihre Grüfte auf dem Friedhof weiter nutzen und belegen.
Hartmut Schröter (l.) und viele weitere Löberitzer Einwohner möchten ihre Grüfte auf dem Friedhof weiter nutzen und belegen. Thomas Ruttke

löberitz - Das Örtchen Löberitz kämpft für mehr Wahlfreiheit nach dem Tod. Der dortige Friedhof beherbergt rund 20 Grüfte, die die Stadt zum Auslaufmodell erklärt hat. Ein Unding für viele Einwohner. Sie pflegen die unterirdischen Gräber ihrer Angehören, müssen sich aber selbst irgendwann woanders bestatten lassen.

Zumindest wenn die Stadt Zörbig nicht mehr an der seit 2013 geltenden Regelung rüttelt. Die Verwaltung nennt bauliche und hygienische Gründe für die Reglementierung. Außerdem fehlten bei einzelnen Nutzungsrechten Unterlagen.

Arbeitsgruppe ringt um Lockerung des Bestattungsverbots in Grüften

Bleibt die Regelung damit ein Dauerzustand? Es bewegt sich etwas in der Stadt. Im Hintergrund arbeitet eine Arbeitsgemeinschaft (AG) an einer neuen Satzung und damit einer Lösung bei der Gruft-Frage.

Laut Heidemarie Funke (Freie Wählergemeinschaft) ringt die AG derzeit um eine Lockerung der Reglementierung. Die Ortsbürgermeisterin von Löberitz will jetzt durchsetzen, dass die Gruft-Bestattung in der Satzung langfristig verankert wird.

Sie selbst habe vor drei Jahren allein auf weiter Flur im Stadtrat gestanden, als sie – vergeblich – für den Erhalt der Gruft-Bestattungen kämpfte. Derzeit setzt sich auch die CDU-Fraktion dafür ein. Nächste Woche befasst sich der Stadtrat mit der Satzung. Bis zu einer Entscheidung könnten aber noch Monate vergehen.

Fehlende Unterlagen verwundern Löberitzer

Viele Löberitzer würden eine Lockerung begrüßen: „Unsere Grüfte sind gut erhalten“, findet die Einwohnerin Gudrun Hubrich. „Es wäre schade, wenn dort keiner mehr hineindarf.“

Dass Unterlagen fehlen sollen, wundert den Löberitzer Hartmut Schröter. Bis zur Jahrtausendwende seien die Dokumente dagewesen. Der zuständige Fachbereichsleiter aus dem Zörbiger Rathaus, Nico Hofert, hält dagegen: „Es können keine Unterlagen verschwunden sein, die es nie gegeben hat! Laut Aussage der Bürger aus Löberitz sind die Grüfte teilweise weit über 100 Jahre alt und wurden immer von den Familien weitergeführt.“

Ein Nachweis wo und wann diese Gräber entstanden sind, könne daher gar nicht vorliegen. Auch zu DDR-Zeiten hätten die Menschen lediglich eine Quittung erhalten, wenn sie die Gruft-Nutzung für weitere Jahre bezahlt haben.

„Die Stadt hat keinen Cent in die Gruft investiert.“

Hartmut Schröter pflegt solch eine Grabstätte. Er habe vor 14 Jahren für rund 2.000 DM die Ruhestätte seiner Eltern saniert. Denn er und seine Frau wollen sich nach ihrem Tod dort ebenfalls zur letzten Ruhe betten lassen. Dass er es aktuell nicht darf, bringt ihn auf die Palme: „Das ist gegen den Bürger und eine Frechheit“, sagt Schröter. „Die Stadt hat keinen Cent in die Gruft investiert.“

Der Löberitzer wolle das Grab noch viele Jahre erhalten: „Meine Kinder würden es auch weiterführen.“ Zumal die Grüfte seiner Meinung nach auch zum Löberitzer Ortsbild dazugehören. „Das Besondere ist, dass die Grüfte hier unterirdisch sind“, fügt der ebenfalls betroffene Lothar Meyer an.

Die Protestmeinungen lassen sich fortsetzen. Die Schwestern Elvira Kobelt und Ina Krämer sind ebenfalls aufgebracht. Sie wollen nach ihrem Tod in die Gruft, in der bereits ihre Urgroßeltern, ihre Großeltern und ihre Eltern liegen. Seit Jahren kümmern sie sich um das Grab. „Wenn der Stein wackelt, dann lassen wir das machen. Der Stadt entstehen bei der Pflege keine Kosten.“

Wegen der Zörbiger Regelung müssen Löberitzer wie Heidrun Päßler jetzt schon vereinzelt zwei Gräber auf dem Friedhof pflegen – weil Angehörige nicht mehr in die Gruft durften. Edda Zeising fürchtet sich vor diesem Szenario, das mehr Arbeit bedeute. „Ich bin auch nicht mehr die Jüngste“, sagt sie. (mz)