Arbeitnehmer aus Anhalt-Bitterfeld Arbeitnehmer aus Anhalt-Bitterfeld: Immer mehr Pendler sind sogar nach Berlin unterwegs
Bitterfeld - Hin und her, hin und her. Morgens und nachmittags ist einiges los im Verkehr. Sowohl auf den Straßen als auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln wird es dann voll. Ursache dafür sind vor allem die zahlreichen Pendler. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) bemüht regelmäßig Statistiken, um einen Überblick über die Pendlersituation zu geben. So auch jetzt für den Juni 2018. Für den Landkreis Anhalt-Bitterfeld gilt demnach, das 38 Prozent aller hier wohnenden Arbeitnehmer woanders arbeiten, also „auspendeln“.
In absoluten Zahlen sind das 23.716 von insgesamt 62.210 Menschen. Im Gegenzug pendeln 16.460 Arbeitnehmer regelmäßig aus anderen Landkreisen und Städten nach Anhalt-Bitterfeld, um hier zu arbeiten. Wie alle Landkreise in Sachsen-Anhalt hat Anhalt-Bitterfeld damit einen negativen Pendlersaldo.
Nur in den kreisfreien Städten Halle, Magdeburg und Dessau-Roßlau ist dieser Wert positiv. Das heißt, es kommen mehr Einwohner anderer Gebiete in die Städte zum Arbeiten als Stadteinwohner woanders hinpendeln.
Arbeitsagentur: „Es gibt eine hohe Mobilitätsbereitschaft der Beschäftigten“
Die Chefin der zuständigen Arbeitsagentur Dessau-Roßlau-Wittenberg, Carina Knie-Nürnberg, erklärt zur Pendelsituation: „Es gibt eine hohe Mobilitätsbereitschaft der Beschäftigten.“ Für viele Arbeitnehmer gehöre das tägliche Hin- und Herfahren zum Leben dazu.
Für die Arbeitsagentur spielt bei der Definition des Pendelns die Entfernung übrigens keine Rolle. Was zählt, sind lediglich die Adressen von Melde- und Arbeitsort. Im Extremfall gilt in der Statistik somit auch derjenige als Pendler, der im zwei Kilometer entfernten Nachbarort arbeitet, dieser allerdings in einem anderen Landkreis liegt.
Trotzdem lassen sich aus der Statistik einige Schlüsse ziehen. So ist 2018 in Anhalt-Bitterfeld die Zahl der Auspendler im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, im Gegenzug stieg die Zahl der Einpendler geringfügig an. Damit ergibt sich die Zahl von knapp 55.000 Beschäftigten, die ihren Arbeitsort im Landkreis haben, davon sind genau 30 Prozent Einpendler. Die meisten von ihnen kommen aus Dessau-Roßlau (2.733), gefolgt vom Landkreis Wittenberg (2.098) und dem Salzlandkreis (1.514). Aus den Großstädten pendeln die meisten aus Halle (1.457), aus Leipzig (1.310) und aus Magdeburg (273).
Auch nach Magdeburg und Berlin fahren relativ viele Arbeitnehmer
Auch bei den Auspendlern sind die meisten per Auto oder Bahn täglich nach Dessau-Roßlau unterwegs (5.203). Jeweils über 2.000 Menschen pendeln zudem nach Halle, in den Saalekreis und nach Leipzig. Auch nach Magdeburg und Berlin fahren relativ viele Arbeitnehmer. Während im Vergleich zum Vorjahr weniger in die Landeshauptstadt pendeln, stieg die Zahl der Pendler nach Berlin. Fast zehn Prozent mehr Menschen sind regelmäßig dorthin unterwegs.
Die Arbeitsagentur sieht die vielen Pendler als Chance. „Auspendler bieten für die ortsansässigen Unternehmen Potenziale, um die es sich lohnt, bei der eigenen Suche nach Fachkräften zu werben“, erklärt Knie-Nürnberg. Wenn es gelänge, die Auspendler für eine Beschäftigung vor Ort zu begeistern, könne dies ein Gewinn für die Firmen und die Arbeitnehmer sein. Als Beispiele nennt die Agentur attraktive Entlohnung oder familienfreundliche Beschäftigungsmodelle.
Aus soziologischer Sicht gehört die Zeit des Pendelns übrigens weder zur Arbeits- noch zur Freizeit. Sie zählt vielmehr zur so genannten Obligationszeit, wozu beispielsweise auch Behördengänge, das Putzen im Haushalt oder das Ausfüllen der Steuererklärung gehören. (mz)