Akener "Nomansland" Akener "Nomansland": Die fremde Kultur ist eine Bereicherung

Aken - „Für mich ist das selbstverständlich.“ Steffi Schüler, 52, versteht nicht, warum die Integration ausländischer Menschen, die hier Zuflucht gefunden haben, problematisch sein sollte. Bei ihr, im Nomansland, funktioniert es. Und zwar von Anfang an.
„Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt“
Drei, vier junge Leute spielen gerade Billard als die Tür vorsichtig aufgeht und ein fremdes Gesicht hinein guckt. Steffi Schüler winkt. Und will damit sagen: Kommt rein. Altin, Laurent, Dorian, Mouharem und Ennerik sind die ersten Flüchtlinge in der Stadt.
Fünf Albaner in Aken. Später stoßen junge Leute aus dem Kosovo dazu, dann aus Syrien. „Wir haben uns mit Händen und Füßen verständigt, aber irgendwie hat’s funktioniert.“
Steffi Schüler, die Chefin im Klub, hat die Neulinge als „sehr schüchtern, sehr freundlich, sehr hilfsbereit“ kennengelernt. „Wir haben sie einfach mit einbezogen.“ Tischtennis, Billard, Fußball: Sämtliche sportliche Aktivitäten kämen gut an, stärken, wie sie sagt, das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Die fremde Kultur ist eine Bereicherung
Die ersten Begegnungen liegen über ein Jahr zurück. Im Frühjahr sei das losgegangen. Seit Monaten gehören die Flüchtlinge zu den Stammgästen im Nomansland. Und Steffi Schüler findet das großartig. Sie sagt, die fremde Kultur und Sprache, die Gewohnheiten - all das sei eine Bereicherung.
Aber manchmal eben auch „kein Zuckerschlecken“, gibt sie zu. Die eine oder andere Träne sei geflossen, weil sie glaubte, an ihre Grenzen zu geraten und weil sie dachte, die Menschen hätten ein großes Herz, „nicht alle“, gibt sie zu bedenken. „Ich habe nichts gegen Ausländer, aber...“ Diesen Satz hasst sie, „schlimm“, schüttelt sie nur mit dem Kopf.
Man braucht vor allem gesunden Menschenverstand
Steffi Schüler hat ursprünglich Zerspanungsmechanikerin gelernt, ihre Brötchen irgendwann als Verkäuferin verdient und dann eine ABM im Jugendklub bekommen. Nach diesen zwei Jahren sei sie „immer mal wieder“ da gewesen und habe ausgeholfen.
Sie absolviert eine Fortbildung, heute leitet sie den städtischen Jugendtreff, der ohne Sabine Haase, die hier viele Jahre den Ton angegeben hat, nicht das wäre, was er heute ist, betont Schüler.
Was man für diese Tätigkeit vor allem brauche und für den Umgang mit den jungen Flüchtlingen: „gesunden Menschenverstand“, nennt sie als Erstes. Was ihr noch wichtig ist: „Niemanden auf sein Äußeres reduzieren“.
„Wir mit Dir“
„Wir haben zeitig angefangen, uns zu kümmern.“ Vielleicht, vermutet sie, funktioniere Integration hier deshalb so gut. Und sie sei nicht alleine. Bei 60 bis 70 Jugendlichen im Klub, war „ziemlich viel Trubel“, der Lärmpegel und das Durcheinander von verschiedenen Sprachen durchaus, gesteht sie, zuweilen anstrengend, „aber nicht schlimm“, ergänzt sie.
„Wir mit Dir“, der im Oktober gegründete Verein, sei da, der Kultur- und Heimatverein, ihre drei Bundesfreiwilligen, viele Spender aus Aken, die ihr all die Dinge vorbei brachten und immer noch bringen, die man eben brauche, wenn man fernab der Heimat neu anfangen muss - Steffi Schüler findet diese Unterstützung großartig.
„Es funktioniert“, sagt die Leiterin im Nomansland über die tägliche und, wie sie findet, gelebte Integration. „Ich denke gar nicht so viel darüber nach. Diese Menschen“, erinnert sie, „haben viel erlebt und unser Mitgefühl verdient.“ (mz)