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Landgericht Leipzig Landgericht Leipzig: Grausamer Vater steht vor Gericht

30.08.2006, 12:40

Leipzig/dpa. - Die Staatsanwaltschaft wirft dem fünffachen Vater vor, seine Tochter Ende 2005 einen Monat lang in mindestens 39 Fällen schwer misshandelt zu haben. Er habe dem Mädchen mindestens fünf Tage nichts zu Essen und zu Trinken gegeben und so ihren Tod in Kauf genommen.

Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde das Mädchen befragt.«Hätte der Angeklagte ein Geständnis abgelegt, hätten wir dem Kinddiese Anstrengung ersparen können», sagte Rechtsanwalt AndreasMeschkat, der im Auftrag des Jugendamtes das Kind als Nebenklägervertritt. Das Mädchen habe erstaunlich gefasst und mit sichererStimme die Anklageschrift mit ihren Aussagen bestätigt. Nach guteiner Stunde war die psychisch belastende Befragung vorbei. «Sie musssich dem auch nicht noch einmal aussetzen», sagte Meschkat.

Der Beschuldigte soll die heute Siebenjährige unter anderemmehrfach gezwungen haben, sich kalt zu duschen und dann beiNovemberwetter nackt auf den Balkon zu stellen. Außerdem stellte erdem Mädchen laut Anklage eine heiße Kaffeetasse auf den Kopf. DasKind erlitt durch die Verbrennung eine 10 mal 15 Zentimeter großeoffene Entzündung am Schädel, die bis heute nicht verheilt ist. EineHauttransplantation deckt die Stelle ab, an der nie wieder Haarewachsen werden.

Die neue Partnerin des 27-Jährigen war laut Anklage der Situationnicht gewachsen und wurde ebenfalls körperlich bedroht. Eine möglicheMitschuld soll eigenständig geprüft werden. Den Ermittlungen zufolgesoll der Vater geäußert haben, «die Missgeburt am liebsten im Kanalversenken» zu wollen. Ein Besuch des Jugendamtes, bei dem das Kind umHilfe flehte, beendete das Leiden. Zu diesem Zeitpunkt soll dasMädchen in Lebensgefahr gewesen sein. Heute lebt es in einem Heim undwird therapeutisch und medizinisch betreut.

Das Kind war unmittelbar vor den Vorfällen zu dem Lagerarbeitergezogen, weil es Probleme bei der von ihm getrennt lebendenleiblichen Mutter gab. Nach Angaben des Angeklagten versorgte sie dasKind nicht ausreichend und ließ es verwahrlosen. Die Verhandlung sollan diesem Freitag fortgesetzt werden. Ein Urteil wird für EndeSeptember erwartet. Dem Vater droht lebenslange Haft.

Das Leipziger Landgericht verurteilte am Mittwoch einen anderenVater zu drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis, weil er seinen vierMonate alten Sohn Mitte 2004 durch Schütteln lebensgefährlichverletzt hatte. Der heute Zweijährige erlitt eine Hirnblutung. Er istseither gelähmt, kann nicht sprechen und ist geistig behindert. Der30-Jährige hatte die Tat gestanden.