Landessportbund Sachsen-Anhalt Landessportbund Sachsen-Anhalt: Verrenkungen beim LSB-Spagat
Magdeburg/MZ. - Vom CDU-SozialpolitikerMarkus Kurze ist nicht überliefert, dass ersich auf eine schwierige Übung im Bodenturnenversteht - den Spagat. Dennoch versuchte Kurze,einen solchen gestern im Landtag hinzulegen,zumindest verbal. Er musste einen Weg finden,wie er die Kritik seiner Fraktion an der Arbeitvon Sozialministerin Gerlinde Kuppe (SPD)in der Krise des Landessportbundes (LSB) insParlament trägt, ohne den KoalitionspartnerSPD und dessen Ministerin zu brüskieren.
Schuld an Kurzes Spagatversuch war die Linke.Die hatte in einem Antrag, der später in dieAusschüsse verwiesen wurde, gefordert, dasssich der Landtag hinter das KrisenmanagementKuppes stellt. Für die CDU eine hohe Hürde,nachdem in der Union die Kündigung der Sportbund-Verträgedurch Kuppe für massive Kritik gesorgt hatteund vereinzelt sogar Rücktrittsrufe laut gewordenwaren. Birke Bull (Linke) stellte sich hingegendemonstrativ vor Kuppe. "Das Krisenmanagementder Ministerin geht in Ordnung", so Bull angesichtsder Tatsache, dass "das LSB-Präsidium dasin ihn gesetzte Vertrauen gründlich ruinierthat". Kurze wiederum erklärte, die CDU habe"etwas andere Lösungsverfahren als die Ministerinfür den LSB geplant, dies bedeutet aber nicht,dass wir im Zwist liegen". Doch dann legteer nach: "Wir dürfen den Sport nicht bevormundenund wir haben auch nicht zu entscheiden, werkünftig beim LSB im Präsidium sitzt." GerlindeKuppes Lächeln, das sie bei der Rede von BirkeBull aufgesetzt hatte, verschwand da. DennKurze hatte genau das kritisiert, was Kuppegemacht hatte: Den LSB entmachtet und mehrfachdeutlich einen "wirklichen Neuanfang" im LSB-Präsidiumgefordert - also Personen, die bislang nichtdarin saßen.
Kuppe wiederum räumte in ihrer Rede Fehlerein: "Es ist offenkundig, dass unsere Kontrollenicht ausreichend war." Die Mängel sollennun aufgearbeitet und abgestellt werden. Dochder FDP geht das nicht weit genug: Man habezwar Respekt vor Kuppes Aufklärungsabsichten,doch sei man verwundert, warum diese Prüfung2005 enden soll, sagte Lydia Hüskens. Zwischen2002 und 2006 war FDP-Mann Gerry Kley Sportminister;Kuppe hatte das Amt von 1994 bis 2002 undwieder ab 2006 inne. "So werden sie keineGlaubwürdigkeit bekommen", sagte Hüskens,die Kuppe darüber hinaus ein "unprofessionellesund chaotisches" Krisenmanagement vorhielt.
SPD-Mann Norbert Bischoff sprang daraufhinseiner Ministerin bei und attackierte dieFDP: "Ich wundere mich, warum sich Herr Kleynoch nicht zur Wort gemeldet hat." Kley habe2004 ebenfalls einen Beleihungsvertrag mitdem LSB abgeschlossen, ohne sich um dessenStrukturen zu kümmern. "Es ist heuchlerisch,sich da heraus zu stehlen und nur mit demFinger auf Kuppe zu zeigen", so Bischoff.Er kritisierte Kley zudem für dessen angeblichePläne, als Präsident des LSB kandidieren zuwollen.
Irgendwann in dieser Debatte muss Markus Kurzedann der Kragen geplatzt sein: Er schrittnoch einmal ans Mikro und erklärte, dass allein der Kritik des Rechnungshofes stehendenInvestitionen des LSB ordnungsgemäß erfolgtseien und auch alle Kredite - bis auf einen- vom Sozialministerium genehmigt worden seien.Er warne deshalb vor einer "Hetzjagd" aufVerantwortliche im LSB. In diesem Moment warder Versuch eines Spagats endgültig gescheitert.