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Werkschau von Max Uhlig in Dessau Schneller, schroffer Strich

Anonymisierte Porträts und südliche Landschaften: Der Anhaltische Kunstverein zeigtin Dessau eine Ausstellung mit Gemälden des Dresdner Künstlers Max Uhlig.

Von Kai Agthe Aktualisiert: 14.03.2024, 17:29
Max Uhlig sitzt im Jahr 2020 vor drei der insgesamt 14 Glasfenster, die er für die Johanniskirche in Magdeburg gestaltete.
Max Uhlig sitzt im Jahr 2020 vor drei der insgesamt 14 Glasfenster, die er für die Johanniskirche in Magdeburg gestaltete. (Foto: dpa)

Dessau-Rosslau/MZ. - In Sachsen-Anhalt hat er buchstäblich Großes geleistet: Zwischen 2014 und 2020 schuf Max Uhlig für die Johanniskirche in Magdeburg sieben monochrome und sieben farbige Glasfenster von zwei Metern Breite und rund 13 Metern Höhe mit einer Gesamtfläche von 390 Quadratmetern.

Nicht so monumental, aber doch überraschend großformatig sind auch die Arbeiten des Dresdner Künstlers, die ist jetzt unter dem Titel „Sehnsucht Provence. Bildnisse vis-à-vis“ in Dessau zu sehen sind. In der Orangerie der Anhaltischen Gemäldegalerie werden südliche Landschaften und anonymisierte Porträts gezeigt, die vor allem in den 1990er und 2000er Jahren entstanden.

„Ein Werk von Max Uhlig erkennt man auf den ersten Blick“, fasst Gerhard Lambrecht, der Vorsitzende des Anhaltischen Kunstvereins, den Stil des 86-jährigen Künstlers zusammen. Denn charakteristisch für Uhligs Malerei sind expressive Kompositionen, die – wie auch auf den Glasfenstern zu sehen – aus unruhigen, schroffen und schnellen Pinselstrichen gebildet werden.

Dennoch formen sich unter Uhligs wildbewegter Hand höchst individuelle und überwiegend frontal inszenierte Physiognomien, die stets reale Personen zeigen, auch wenn diese im Titel auf die Initialen reduziert etwa als „Große Bildnisstudie K. S.“ (1991), „Kopf M. C.“ (1994) oder „Jugendlicher Kopf P. M.“ (1998) erscheinen. Wobei das lange und schmale Haupt auf letzterem Bild an eine Gestalt Alberto Giacomettis erinnert. „Typisch dabei ist der Verzicht auf Konturlinien“, wie der Dessauer Kunsthistoriker Wolfgang Savelsberg im Begleitheft notiert.

Eine flirrende Atmosphäre

Eindeutig zugeordnet werden kann hier nur jenes quadratische Format, das als „Kleines Selbstbild“ (2008) den Künstler zeigt, der übrigens im Jahr 1999 auch den damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder porträtierte.

Doch nicht nur in seiner Porträtkunst, auch bei seinen Landschaftsdarstellungen braucht Uhlig, wie er sagt, stets die unmittelbare Anschauung, mögen die daraus resultierenden Werke auch abstrakt sein. In Dessau steht dafür eine Auswahl von Arbeiten zum Thema Provence, in der sich der Künstler ab 1991 mehr als zwei Jahrzehnte mit schöner Regelmäßigkeit aufhielt, und zwar auf einem von ihm erworbenen alten Gehöft. Die aus dem Erleben der provenzalischen Landschaft entstandenen Bilder hat Uhlig denn auch französisch betitelt.

„Kleines Selbstbild“ (2008)
„Kleines Selbstbild“ (2008)
(Repro: Agthe)

„Arbres en septembre“ („Bäume im September“, 1996) ist dafür repräsentativ. Auch hier hat der Künstler zunächst lichte Farben auf die Leinwand gebracht, auf die dann schwarze, meist flechtwerkartige Strukturen gesetzt werden, die als Baumbestand – auf anderen Darstellungen auch als Unterholz oder Weinstöcke – gedeutet werden können. Sie verleihen der Komposition in jedem Fall etwas Dynamisches, weshalb der Betrachter gern bereit ist, darin die flirrende Atmosphäre des südfranzösischen Sommers zu erkennen.

Schenkung für Sachsen

Uhlig hat in den 1990er Jahren an seinen Provence-Darstellungen so seriell gearbeitet wie an seinen Porträts. „Es ist die Wiederholung des immer Gleichen, die mich beim Zeichnen und Malen reizt“, lautet das Credo des gebürtigen Dresdners, der zwischen 1955 und 1960 an der Hochschule für Bildende Künste seiner Heimatstadt studierte und dort von 1995 bis 2002 eine Professur für Malerei und Grafik innehatte.

Dass ihm Dresden viel bedeutet, zeigte Uhlig bereits 2018, als er der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen einen Großteil seines Lebenswerkes samt Atelier- und Wohnhaus schenkte. Das Konvolut umfasst rund 15.000 Werke aller Gattungen von den späten 1950er Jahren bis zur Gegenwart.„Max Uhlig: Sehnsucht Provence. Bildnisse vis-à-vis“: bis zum 13. April in der Orangerie der Anhaltischen Gemäldegalerie Dessau, Puschkinallee 100, Mi-Mo 10-18 Uhr. Ein 30-seitiges Begleitheft ist in der Ausstellung erhältlich, für das um eine Spende von fünf Euro gebeten wird.