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Kunstfälschung aufgedeckt Nicht alles, auf dem Picasso steht, ist echt

In einem Stuttgarter Auktionshaus wurden zwei gefälschte Grafiken verkauft, die angeblich von Pablo Picasso stammen sollen.

Von Anja Falgowski 06.08.2025, 11:35
Diese Grafik aus der Suite Vollart-Serie  ist echt (Ausschnitt).
Diese Grafik aus der Suite Vollart-Serie ist echt (Ausschnitt). (Foto: Imago/Piemags)

Stuttgart/MZ - Pablo Picasso (1881–1973) wurde alt. So alt, dass er am Ende seines Lebens auf eine über 80 Jahre währende Karriere zurückblicken konnte. In der er wiederum, so wird geschätzt, etwa 50.000 Kunstwerke schuf. Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Keramiken, Drucke und Tapisserien. In unterschiedlichsten Stilen, immerhin zeichnet sich gerade Picasso durch seine stete Suche nach Veränderungen aus.

Zwei von 30.000?

Unter diesem Konvolut an Werken befinden sich etwa 7.000 Zeichnungen und 30.000 Drucke. Wem sollte da auffallen, wenn plötzlich, in einer Auktion, zwei weitere auftauchen? Genau das ist in einem Stuttgarter Auktionshaus geschehen. Zwei Druckgrafiken wurden dort veräußert, die angeblich zur Serie „Suite Vollard“ gehören. Diesen Grafikzyklus hatte Picasso auf Anregung seines Verlegers und Kunsthändlers Ambroise Vollard in den Jahren zwischen 1930 und 1937 geschaffen. Er enthält eine Folge von insgesamt 100 Radierungen. Thematisch widmen die sich dem Künstlerdasein, dem Geschlechterkampf zwischen Mann und Frau sowie dem Minothaurus-Mythos.

Ein italienischer Bürger nun hat sich offenbar ausgiebig der Kunstfälschung hingegeben. Mehr als 100 Bilder stellte die italienische Polizei bei dem Verdächtigen in Rom sicher. Für das Auktionshaus in Stuttgart war es da schon zu spät: Zwei angebliche Picasso-Grafiken waren schon verkauft worden, als der Schwindel aufflog. Zwei weitere immerhin konnten rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen werden.

Betrug vor Jahren

Das Kunsthaus in Stuttgart trifft keine Schuld. Der Betrug selber liegt schon Jahre zurück, Maßnahmen gegen den mutmaßlichen Fälscher wurden erst im Juli in Italien vollstreckt. Zuvor waren die Landeskriminalämter Baden-Württemberg und Berlin an den Ermittlungen beteiligt; in enger Zusammenarbeit mit dem Picasso-Museum Münster wurden die Fälschungen bestätigt. Inzwischen wurde eines der Fake-Bilder in einer Kunsthandlung im rheinland-pfälzischen Worms beschlagnahmt, das zweite soll sich in Österreich befinden. Insgesamt wurden laut dem Landeskriminalamt Baden-Württemberg sieben gefälschte Grafiken dem Beschuldigten zugeordnet. Wieviel Geld für die Bilder gezahlt wurde, sagte das Auktionshaus nicht.