Halle, Zeitz, Magdeburg, Osterburg Landesliteraturtage: Alles fließt
Die Landesliteraturtage stehen in diesem Jahr unter dem Motto „Flussauf, flussab“. Das Festival findet zum 33. Mal statt. Ein Novum sind die vier Veranstaltungsorte.
Halle/MZ. - Es plätschert, strömt und fließt demnächst in Sachsen-Anhalt: Halle an der Saale, Magdeburg an der Elbe, Osterburg an der Biese und Zeitz an der Weißen Elster verbindet zwar nicht ein einziger Fluss, dafür aber reklamieren die Städte literarische Ufer für sich. In jedem von ihnen werden dort unter dem Titel „Flussauf, flussab: Strömungen der Literatur in Sachsen-Anhalt“ zahlreiche Veranstaltungen im Rahmen der Landesliteraturtage vom 26. September bis zum 26. Oktober stattfinden.
Das besondere Festival erlebt bereits seine 33. Auflage. Ein Novum aber ist die Verteilung auf gleich vier Orte. Analogien zum Titel werden gerne genutzt: vom „herbstlichen Lustwandeln“ ist da die Rede, von Erzähl- und Literaturstrom. „In einer Welt im Fluss ist die Literatur ein wichtiger Ankerpunkt“, merkt der Schirmherr, Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), ganz passend an. Mit 41.000 Euro unterstützt das Land das Event.
Der Auftakt findet am 26. September statt im Literaturhaus in Halle. Eine große Eröffnung wird es dann geben. Schauspieler Peter Schneider liest „Klopstock 300“ in Gedenken an den großen Dichter. Mit diesem Plan entging Literaturhaus-Chef Alexander Suckel, wie er sagt, der Verlegenheit, sich für einen einzigen zeitgenössischen Schriftsteller entscheiden zu müssen und damit alle anderen zu verprellen. Autor Jörg Schieke wird die Literaturlandschaft Sachsen-Anhalts beleuchten, und der NT-Schauspieler Andreas Range eine „Laudatio auf das Land Sachsen-Anhalt“ halten.
Mitteldeutsche Autoren
Im Mittelpunkt aber steht natürlich all das, was danach folgt. Vorschau zunächst Richtung Halle: 16 Veranstaltungen finden in dem gesetzten Rahmen statt. Größtes Highlight ist ganz sicher, daran besteht in diesem Jahr kein Zweifel, einer der beiden aussichtsreichsten Kandidaten für den deutschen Buchpreis: Clemens Meyer mit seinem Roman „Die Projektoren“. Meyer lebt zwar in Leipzig, stammt aber aus Halle und kann so getrost Sachsen-Anhalt zugerechnet werden. Wobei, so eng, sagt Alexander Suckel, wolle man es gar nicht sehen, sondern schlicht die Gelegenheit nutzen, eine größere Anzahl mitteldeutscher Autoren vorzustellen.
Weitere Höhepunkte in Halle sind Simone Trieder mit ihrem neuen Roman „Gastrow oder Die Poesie der Technik“ und, Suckel nennt sie einen „Geheimtipp“, Amanda Hasenfusz, bekannt für ihre Reiseführer durch die Altmark, mit ihren eigenen Worten: „Wandern im Nüscht“. In die Literaturlandschaft Sachsen-Anhalts lasse sich zudem, so Suckel, der Defa-Film „Der geteilte Himmel“, beruhend auf der Romanvorlage von Christa Wolf, in das Programm integrieren. „Er spielt in Halle und ist in Halle gedreht.“
Richtung Süden dann ist die Stadt Zeitz Veranstaltungsort, 2021 schon einmal Gastgeber der Landesliteraturtage. Die Stadt mit ihren knapp 30.000 Einwohnern nennt stattliche acht Bibliotheken ihr eigen. Selten sind alle zugänglich, wohl aber am „Langen Wochenende der Zeitzer Biblioteken“ vom 18. bis zum 21. Oktober. In der Lutheridenbibliothek wird zum Auftakt der DDR-Liedermacher Stephan Krawczyk spielen. Das Eröffnungshighlight in Zeitz, beziehungsweise ein weiteres, ist die Lesung mit dem Kleistpreisträger 2023 Thomas Kunst in der Michaeliskirche. Und so folgt eins aufs andere, ein literarischer Gottesdienst mit Figurentheater zum Beispiel und überhaupt ein großes Angebot für ein junges Publikum. Der frischgebackene Malkowski-Preisträger Wilhelm Bartsch übrigens muss seine Lesung in der Schlosskirche Droyßig vom 18. auf den 21. verschieben – die Preisübergabe kam dem Lyriker dazwischen.
Auch im ältesten Literaturhaus Sachsen-Anhalts, in Magdeburg, wird der Literatur gehuldigt. Dort feiert man in diesem Jahr das 20. Jubiläum und kann zudem auf die 33. Auflage der eigenen Magdeburger Literaturwochen – „ Titel: „Stille Wasser“! – verweisen. Einer der Höhepunkte dort in den kommenden Wochen dürfte die Lesung mit Matthias Jügler sein. Sein Roman „Maifliegenzeit“ hatte nach Erscheinen für einige Kontroversen gesorgt. Ebenfalls in Magdeburg werden zum Beispiel die Autorin Nora Knappe zu erleben sein sowie Katja Hensel mit einem Kurzgeschichten-Workshop für Kinder.
„Quellen des Lebens“
Osterburg wiederum beteiligt sich bereits zum dritten Mal an den Landesliteraturtagen. 1998 war Premiere, und alle waren so begeistert, dass fortan auch die Osterburger Literaturtage stattfanden, die inzwischen bereits ihre 25. Auflage erlebt haben! In das Städtchen kehren zwei ehemalige Altmärkerinnen zu einer performativen Lesung zurück unter dem Titel „Quellen des Lebens.“ Auch Osterburg bemüht sich um das junge Publikum, mit einem ganztägigen Lesefestival für Kinder zum Beispiel.
Alles fließt also. Meere und Ströme, Wasser und feuchte Stellen und immer wieder Fluss und Flüsse, in aller erdenklicher sprachlicher Umgebung, prägen diese Tage. Und warum auch nicht? Die eingangs erwähnten „literarischen Ufer“ zeichnen das Land schließlich ein klein wenig aus.