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Gegen das Vergessen Hoffnung für jüdische Friedhöfe

Die 78 jüdischen Friedhöfe in Sachsen-Anhalt werden innerhalb eines Jahres digitalisiert.

Von Anja Falgowski 05.09.2025, 11:12
Die Inschrift eines  Grabsteins auf dem jüdischen Friedhof in Wörlitz ist nicht mehr zu entziffern.
Die Inschrift eines Grabsteins auf dem jüdischen Friedhof in Wörlitz ist nicht mehr zu entziffern. (Foto: Bungeroth)

Gröbzig/MZ. - Was alt ist, und sei es aus Stein, verfällt irgendwann, wenn es nicht bewusst gepflegt und erhalten wird. Friedhöfe bilden da keine Ausnahme: Inschriften verblassen, Grabsteine kippen um, Gräber werden irgendwann eingeebnet. Auf diese Weise verschwindet nicht nur regelmäßig ein Mensch endgültig, sondern oft genug auch ein Stück Geschichte. Bewusste Zerstörung von bestimmten Gräbern tun ein Übriges.

Sich gegen das damit verbundene Vergessen zu stemmen, hat sich nun das Projekt „Digitale Dokumentation der jüdischen Friedhöfe Sachsen-Anhalts“ verschrieben. Zwei Ziele hat es sich gesetzt. Zum einen den digitalen Erhalt von Grabinschriften, zum anderen den Aufbau einer zentralen und öffentlich zugänglichen Dokumentation.

Digitale Modelle

Dafür sollen binnen eines Jahres mithilfe von Drohnen- und Fotoaufnahmen die Grundrisse der 78 jüdischen Friedhöfe des Landes und 8.100 Grabsteine dokumentiert werden. Ein 3D-Verfahren soll aus den so entstandenen Fotos präzise digitale Modelle erstellen. So könnten bereits verwitterte Grabinschriften wenigstens zum Teil wieder lesbar gemacht und für Abschriften aus dem Hebräischen ins Deutsche aufbereitet werden.

Um die Daten später für Schulen, Hochschulen und für Heimatforscher zur Verfügung stellen zu können, werden sie in ein speziell dafür angelegtes Online-Lexikon überführt. Dieses soll auch der Ahnenforschung dienen – die weltweit verstreut lebenden Nachfahren jüdischer Menschen erhalten so digitalen Zugriff auf diese Informationen.

Das Projekt wird unter anderem vom Land Sachsen-Anhalt, dem Landesverband jüdischer Gemeinden Sachsen-Anhalt sowie mehreren Stiftungen gefördert.