Friedenspreis des Deutschen Buchhandels Ehrung für einen Mahner
Der Berliner Historiker Karl Schlögel erhält den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Frankfurt (Main)/MZ - Eigentlich wird der Gewinner des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels immer schon im Juni verkündet. In diesem Jahr aber schien sich die Jury schwerzutun. Und fand dadurch vielleicht die Zeit, den hochverdienten Preisträger zu würdigen, der es nun geworden ist: Karl Schlögel. Der Berliner Historiker ist seit vielen Jahren schon ein profunder Kenner Russlands und Osteuropas und ein lauter Mahner gegen das imperialistische und gewalttätige Putin-Regime.
Zunächst Sympathie
Dabei trieb den Wissenschaftler, der 1948 in Hawangen im Allgäu geboren wurde und der mit der in Moskau geborenen Publizistin Sonja Margolina verheiratet ist, zunächst ein großes Interesse, ja eine Zuneigung zum Thema seiner Forschungen an. Studiert hat Schlögel osteuropäische Geschichte, Philosophie, Soziologie und Slawistik. Immer wieder reiste er, seit 1966 schon, in die Sowjetunion und das spätere Russland. Seine Bücher, „Terror und Traum“ von 2008 etwa oder „Das sowjetische Jahrhundert“ von 2017 erklären auf gut verständliche Weise und dennoch äußerst qualifiziert die Ergebnisse seiner Forschungen und seine Beobachtungen.
2014 aber, mit den russischen Angriffen auf die Ukraine, wich seine Sympathie zu Russland anhaltender Kritik. Immer wieder mahnt Schlögel seitdem Solidarität mit der Ukraine und ihre militärische Unterstützung an, warnt vor einem nimmersatten Putin, erklärt die Mechanismen des autoritären Systems. Verteidigung sei das beste Mittel, sagte er anlässlich der Verleihung des mit 25.000 Euro dotierten Preises, sich gegen die Aggression und Ausweitung eines Krieges zu wehren.
Überrascht und geehrt
Schlögel, der in Konstanz und Frankfurt (Oder) als Professor tätig war, zeigte sich von der Entscheidung der Jury überrascht und geehrt, wie er sagte. Im vergangenen Jahr hatte die US-amerikanische Historikerin Anne Applebaum den Preis erhalten; auch sie warnt seit Jahren eindringlich davor, die Unterstützung der Ukraine einzuschränken. 2023 wurde Salman Rushdie geehrt.
Der Deutsche Friedenspreis wird seit 1950 vom Börsenverein des deutschen Buchhandels vergeben. Die feierliche Übergabe findet alljährlich zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse in der Paulskirche statt, in diesem Jahr am 19. Oktober.