Krisenstimmung Krisenstimmung: Genossen setzen auf Püchel
Magdeburg/MZ. - Der Schock sitzt tief, Schuldige werden gesuchtund ausgemacht. Vorsorglich warnen der prominenteInnenminister Manfred Püchel, der als Galionsfigurdes PDS-kritischen Flügels "Neue Mitte" gilt,und der Frontmann der Linken, FraktionsgeschäftsführerJens Bullerjahn, vor innerparteilichen Auseinandersetzungen.Auf keinen Fall dürfe jetzt eine Debatte überden Landesvorsitz und die Fraktionsspitzegeführt werden, beschwört Bullerjahn geradezudie Kritiker.
Der Unmut der enttäuschten Genossen richtetsich - wie so oft in den vergangenen Jahren- gegen Landes- und Fraktionschef RüdigerFikentscher. Der 60-Jährige führe weder Fraktionnoch Landesverband, sei ausgebrannt und eigentlichein Totalausfall, sind sich Kritiker aus beidenFlügeln einig. Fikentscher müsse schon beider SPD-Liste für die Landtagswahlen seineBereitschaft erkennen lassen, so ein Abgeordneter,dass er sich aus der Führungsriege zurückziehen werde. "Der Rüdiger sollte freilichauf einen der ersten drei Plätze verzichten",fügt der Parlamentarier hinzu.
"Wir haben mit Höppner und Püchel gute Leutein der Spitze", bemerkt dazu Bullerjahn. DiesesFührungsteam, zu dem auch WirtschaftsministerinKatrin Budde gehöre, müsse im Wahlkampf geschlossenauftreten. Dann könne die SPD beim Wählerauch wieder Punkte sammeln. Bezeichnend: Bullerjahn,der jahrelang von Fikentscher protegiert wurdeund dem Fraktionschef auch bei vielen Auseinandersetzungenden Rücken stärkte, nennt den Vorsitzendennicht mehr. Der einflussreiche Geschäftsführerbetont nur, dass Höppner der "unumstritteneSpitzenkandidat" sei.
Seit Monaten wird intern in der SPD darüberdebattiert, dass Püchel, der mit Abstand diehöchsten Popularitätswerte in Sachsen-Anhalthat, stärker in den Vordergrund gerückt werdenmüsste. Dies ist natürlich auch eine Kritikan Höppner. "Das Marketing der Landesregierungmuss verbessert werden", äußert sich Bullerjahnnoch zurückhaltend. Hinter vorgehaltener Handheißt es, dass die Außenwirkung Höppners "katastrophal"sei. Der Regierungschef nehme zu viele öffentlicheTermine wahr, wirke dabei schlecht vorbereitetund gehetzt.
"Ich kann schon gar nicht mehr hinsehen",so ein SPD-Parlamentarier, "wenn Höppner mitseinen schweren Taschen in den Händen undnach vorn gebeugt in den Landtag kommt". Sosehe doch kein Machertyp aus, wie ihn dieBürger wollten. Die Zeit der Moderatoren,die sich zu harten Themen kaum äußern undlieber in der Kirche Weihnachtsgeschichtenvorlesen, sei vorbei, meint auch ein Regierungsvertreter.
Püchel und Bullerjahn fordern, dass jetztein "Ruck durch die SPD gehen muss". Dazusagt Höppner, dass eine "ehrliche Bilanz"gezogen werden müsse. Und dabei sollten dieErfolge der Regierungsarbeit stärker herausgestelltwerden. Auf jeden Fall werde er kämpfen, kündigtHöppner an.