Kriminalität Kriminalität: Schmuggel per Luftfracht
LEIPZIG/MZ. - Nur wenig später stellte sich heraus: Der Zoll hat mit seinem Fund vor wenigen Tagen einen Drogenschmuggel der besonderen Art aufgedeckt. Die Teppiche waren mit Opiumextrakt getränkt.
59 Kilogramm "Spice" gefunden
"Drogenschmuggler werden nicht nur ideenreicher, sondern auch immer unverfrorener", stellte Franz Horak, Leiter des Hauptzollamtes Dresden, am Dienstag fest. Und der Leipziger Flughafen entwickelt sich mit der Inbetriebnahme des europäischen Frachtdrehkreuzes der Posttochter DHL im vergangenen Jahr zum neuen Schwerpunkt für sichergestellte Drogen und Markenfälschungen. Allein in den vergangenen drei Monaten wurden 62 Kilogramm Drogen in Frachtsendungen konfisziert. 59 davon betrafen die Modedroge "Spice", die seit Januar verboten ist.
Darüber hinaus wurden auch zwei Kilogramm Opium entdeckt - in mühevoller Handarbeit einzeln in Bonbonpapier eingewickelt und in zwei Original-Bonbontüten verschickt. Im kompletten vergangenen Jahr hatten die Zöllner am Flughafen Leipzig-Halle 54 Kilogramm Drogen sichergestellt. Dem stehen 1,7 Kilogramm in ganz Sachsen aus dem Jahr 2007 gegenüber. Statt des "Ameisenschmuggels" geringster Mengen durch Reisende geht der Trend jetzt zum Transport größerer Mengen in den Frachtsendungen, die über Leipzig abgewickelt werden.
Auch das Thema Produktpiraterie gewinnt in Leipzig zunehmende Bedeutung. Die Zahl am Flughafen beschlagnahmter Gegenstände stieg von rund 3 600 im Jahr 2007 auf fast 20 600 im vergangenen Jahr an. Der wirtschaftliche Schaden lag bei 1,53 Millionen Euro. Die Zunahme erkläre sich durch die steigende Zahl von Interneteinkäufen, die auf dem Postweg nach Deutschland kommen, sagte Horak. Während Reisende gefälschte Artikel in der Regel behalten können, solange sie für den Privatgebrauch gedacht sind und eine Freigrenze von 430 Euro Warenwert nicht überschreiten, wird im Postverkehr jede Markenfälschung sichergestellt. Besonders häufig fallen neben vermeintlichen Luxus-Uhren und Modeartikeln in jüngster Zeit MP3-Player und gefälschte Handys beziehungsweise Handyakkus auf. "So ein Ding kann einem durchaus auch mal am Ohr explodieren", sagte Flughafen-Zollamtsleiter Hans-Peter Rabenau. Laut dem "Aktionskreis gegen Produkt- und Markenpiraterie" nimmt der Anteil sicherheitsrelevanter Fälschungen zu: Immer häufiger gelangen Medikamente oder Spielwaren nach Deutschland, die die hiesigen Qualitätsstandards nicht erfüllen. Im schlimmsten Fall besteht Lebensgefahr.
"Auch der Kosmetikbereich macht uns zunehmend Sorgen", so Arbeitskreis-Anwalt Hannes Köblitz. Mit Billigimitaten riskiere der Käufer akute Exzeme oder Schlimmeres. Der Arbeitskreis - ein 1997 gegründeter Zusammenschluss von Verbänden und Unternehmen in ganz Deutschland - hat deshalb gerade eine bundesweite Aufklärungskampagne gestartet.
Personal verstärkt
Auch der Zoll hat sich auf die Entwicklungen eingestellt. Mit dem Umzug von Lufthansa Cargo nach Leipzig und der Inbetriebnahme des DHL-Drehkreuzes ist die Zahl der Zöllner am Flughafen auf 180 aufgestockt worden - im Frachtbereich sind jetzt 110 statt zuvor 40 Mitarbeiter beschäftigt. Sechs Millionen Sendungen werden in Leipzig jährlich umgeschlagen, sagt Flughafen-Zollamtschef Rabenau. Kontrolliert wird stichprobenartig und nach einer Risikoanalyse der Absender. Rauschgiftspürhunde unterstützen die Fahnder.