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Kriminalität Kriminalität: Mörder von Anja wird zu lebenslanger Haft verurteilt

13.07.2006, 07:28

Stendal/dpa. - Er hatte der Physiotherapeutin nach einem Disco-Besuch im Juni 2005aufgelauert, sie auf dem Heuboden seines Hauses vergewaltigt und ausFurcht vor einer Anzeige erwürgt. Danach brachte der Mann die Leichein einem Handwagen zu einem sechs Kilometer entfernten Angelgewässer,beschwerte sie mit Ziegelsteinen und versenkte sie im Wasser.

«Dafür müssen sie lebenslang büßen», sagte Richter Gerhard Henssam Donnerstag in seiner rund 15-minütigen Urteilsbegründung, währendsich der 24-Jährige äußerlich unbeeindruckt zeigte. Anjas Mutter nahmden Schuldspruch unter Tränen zur Kenntnis. «Ich empfinde das Urteilals gerecht, aber wir sind ja schon zu lebenslänglich verurteiltworden», sagte sie an der Seite ihres Mannes.

Der Fall hatte vor gut einem Jahr für Entsetzen gesorgt: Rund zweiWochen nach dem Verschwinden Anjas fand ein Spaziergänger die Leicheder jungen Frau in dem Angelgewässer. Richter Henss beschrieb dasVorgehen des Angeklagten als «professionell». Nur per Zufall sei ihmdie Polizei auf die Spur gekommen: Bei den Ermittlungen nach einervorangegangenen Vergewaltigung einer 60-Jährigen waren DNA-Spuren desMannes gefunden und daraufhin - nach dem Mord an Anja - sein Haus inRietzel durchsucht worden. Dabei entdeckten die Ermittler auf demHeuboden einen Slip der 20-Jährigen - der Fall war gelöst.

Wegen der Vergewaltigung der 60-Jährigen war der 24-Jährige Ende2005 bereits zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt worden, so dassdas Landgericht Stendal am Donnerstag eine Gesamtfreiheitsstrafeaussprach. Die Verteidigung, aus deren Sicht ein Urteil wegenTotschlags in Betracht kam, kündigte Revision an.

Das Gericht ließ aber keinen Zweifel daran, dass der Täter Anjaaus Furcht vor einer Anzeige umbringen wollte. So hatte es der Mannin der polizeilichen Vernehmung geschildert, am ersten Prozesstag dieMordabsicht dann allerdings widerrufen. Vor Gericht hatte er jedochAnja mit den Worten zitiert: «Du wirst schon sehen, was du davonhast.» Wegen dieser Drohung habe es für den Täter nur einen Weggegeben, sagte Richter Henss. Er habe Anja mit seinem Unterarm biszum Erstickungstod gewürgt. «Ein versehentliches Erwürgen kommtselten vor.»

Eine Rose wird auf das Grab von Anja Blum auf dem Dorffriedhof von Rietzel gelegt. (Foto: dpa)
Eine Rose wird auf das Grab von Anja Blum auf dem Dorffriedhof von Rietzel gelegt. (Foto: dpa)
dpa-Zentralbild
Das Bild der Polizeidirektion Stendal zeigt Anja Blum aus Rietzel im Kreis Jerichower Land. (Foto: dpa)
Das Bild der Polizeidirektion Stendal zeigt Anja Blum aus Rietzel im Kreis Jerichower Land. (Foto: dpa)
Polizeidirektion Stendal