Kreuzworträtselmord 1981 Kreuzworträtselmord 1981: Lesung in Halle nach Protesten abgesagt
Halle (Saale)/MZ. - Mehr als 30 Jahre nach dem Mord an dem siebenjährigen Lars in Halle-Neustadt reißt die Veröffentlichung eines Buches alte Wunden wieder auf. Sein Titel: "Der Kreuzworträtselmord: Die wahre Geschichte". Im Januar 1981 war der Siebenjährige missbraucht und getötet worden. Seine Leiche wurde, verpackt in einem Koffer, aus einem Zug geworfen. Ein ausgefülltes Kreuzworträtsel führte die Polizei Monate später zu dem 18-jährigen Täter. Buchautorin Kerstin Apel, seinerzeit ebenfalls 18 Jahre alt, war die Freundin des Täters. Sie schildert, wie sie ihn in ihrer Wohnung überraschte - was bisher niemand gewusst habe.
Viele damalige Nachbarn leben noch immer in der Nähe des Tatortes, die Erinnerungen an das Verbrechen sind längst nicht verblasst. Die Familie des Mordopfers ist inzwischen weggezogen.
Für die Nachbarn war 1981 kein einfaches Jahr. Lange wussten sie nicht, wer der Mörder ist. "Schlimm war das damals", erzählt Lothar Berger. Der 73-Jährige wohnt in der Gerhard-Marcks-Straße. Nur drei Eingänge von der Hausnummer sechs entfernt, in der Lars und seine Familie gelebt haben. Damals habe seine Tochter mit der Schwester von Lars gespielt. "Der Junge war ja noch ein bisschen jünger, aber er sprang immer mit dazwischen rum", sagt Berger. Nach all den Jahren erinnert sich Berger noch gut an die Zeit nach dem Tod von Lars. "Man hatte Angst um seine Kinder. Unsere Tochter haben wir dann eine Weile nicht mehr im Dunkeln alleine vor die Tür gelassen."
Die Polizei suchte damals fieberhaft nach dem Mörder. "Alle in der Nachbarschaft mussten eine Schriftprobe abgeben - sogar die Frauen", berichtet Berger. Für ihn ist es unverständlich, dass die damalige Freundin des Kreuzworträtsel-Mörders nach all der Zeit mit einer solchen Geschichte von sich reden macht. "Was soll das? Will sie damit vielleicht Aufmerksamkeit erreichen?" Von einer Freundin habe er 1981, als der Mord geschah, nichts gehört, sagt Berger. "Die glaubt bestimmt, dass die Tat verjährt ist."
Trost für die Mutter
Auch Thea Hoffmann kann sich noch gut an die Familie und die Zeit nach dem Verschwinden von Lars erinnern. "Die Familie lebte genau gegenüber von meiner Wohnung in der ersten Etage", erzählt sie. Nach dem Tod von Lars habe sie die Mutter oft getroffen. "Sie saß dann bei mir in der Wohnung. Ich habe sie in den Arm genommen und getröstet." Auch die Schwester des Mordopfers kannte sie gut: "Sie war oft bei uns zu Hause und hat mit meiner Tochter gespielt." Mutter und Tochter hätten noch viele Jahre in der Wohnung nebenan gewohnt, sagt Hoffmann.
Aber nicht nur die einstigen Nachbarn sind aufgewühlt. Im Internet hat sich bei mz-web.de und Facebook eine heftige Debatte um das Buch der Autorin Kerstin Apel entwickelt. "Ich denke, das ist ein Hilfeschrei der Frau, um mit sich selbst ins Reine zu kommen", heißt es etwa. "Ich finde es gut, dass dieser Fall wieder aufgerollt wird", schreibt ein anderer Kommentator. "Ich war total entsetzt über diese Frau. Man kann nicht 32 Jahre damit leben und dann noch ein Buch schreiben." Daneben stehen oft auch kritische Beiträge, die der Autorin Apel vor allem geschäftliches Interesse nachsagen. Dabei ist von Bereicherung und Schamlosigkeit die Rede.
Vorerst keine Lesung in Halle
Eine in Halle-Neustadt geplante Lesung aus dem Buch von Apel ist nach Protesten inzwischen abgesagt. Geplant seien noch eine Buchvorstellung in Berlin Ende Februar und Lesungen bei der Buchmesse in Leipzig im März, sagte Olivia Schrempf, Sprecherin des Sutton-Verlages, in dem das Buch erschienen ist. In Halle aber seien vorerst keine Lesungen mehr geplant. Apel selber ließ ihre Verlag mitteilen, dass ihr klar sei, dass ihr Buch viele Fragen aufwerfe. Fragen der Leser wolle sie sich gerne stellen.