Kochwettbewerb Kochwettbewerb: Wernigeröder sind beste Schülerköche Deutschlands

Erfurt/dpa - Beim Finale am Herd ließen es die vier Mädchen aus Wernigerode ordentlich zischen und brodeln: Mit Harzer „Hexenküche“ machte das Team aus Sachsen-Anhalt beim Bundesfinale der Schülerköche am Samstag in Erfurt Furore. Ihre Brockenmoor-Suppe richteten die 15-Jährigen Siegerinnen von der Sekundarschule „Thomas Müntzer“ in einem Glaskolben neben schwarzen Kerzen an. Ordentlich trainiert für den Wettbewerb mit Topf und Pfanne haben aber auch junge Hobbyköche aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern, die die Plätze zwei und drei belegten.
Die Mädchen aus dem Harz überließen auch beim Show-Effekt nichts dem Zufall. „Das Glas haben wir aus dem Chemieunterricht“, sagt Julia Wolter. „Es soll wirken wie eine Hexenkugel.“ Dazu gab es bei der Präsentation vor der Jury auch noch ein Gedicht mit der Zeile: „Morgens früh um Sieben, schabt sie dicke Rüben“, ergänzt Mitschülerin Lena Gerecke.
Sie hatte für das Drei-Gang-Menü, für das sich die Schülerinnen Inspiration auf dem „Hexentanzplatz“ im heimatlichen Harz geholt haben, rote und gelbe Möhren geschält. Denn Hexerei allein brachte den Mädchen aus Sachsen-Anhalt nicht den Sieg und den Schülerpokal, um den beim Bundesfinale Teams aus 13 Bundesländern wetteiferten. „Wir haben das Menü schon an die 20 Mal gekocht“, berichtet Lena. Immerhin hat ihre Schule in Wernigerode einen Ruf zu verlieren - zuletzt hatte sich ihr Team 2011 den Pokal „erkocht“.
Die Jungs-Teams von der Mittelschule Falkenhain (Sachsen) und der Regionalen Schule „Heinrich Heine“ in Karlshagen (Mecklenburg-Vorpommern) überzeugten die Jury aus Profis vom Verband der Köche Deutschlands mit ihren kulinarischen Kreationen. Sie hantieren souverän in ihren Küchen und ließen sich beim Gemüseputzen, Brutzeln und Anrichten auf die Finger schauen.
Auch die Jungs - die Sachsen feuerten sich wie Sportler an - setzten auf Spezial-Effekte. Pascal Scholz deckte sogar den Tisch wieder ab, weil ihm die Tischdecke nicht gerade genug hing. Im zweiten Anlauf kam sogar ein Zollstock zum Einsatz, bis es passte. Die Sachsen punkteten mit gut gekochten regionalen Spezialitäten: Leipziger Allerlei, Hähnchenbrust im Wirsingmantel und Quarkkeulchen kamen auf den Tisch.
Die Nordlichter aus Karlshagen - die auch zusammen Fußball spielen - kreierten als Dessert eine „Insel mit Leuchtfeuer“; zubereitet aus Schokolade, Nougat und Cornflakes. Als Referenz an die Heimat gab es „rote Pommerntrüffel“ - püriert als Cappuccino.
Auch wenn das Bundesfinale wie eine Kochshow zelebriert wird, sinkt die Beteiligung an dem Wettbewerb. In den vergangenen Jahren waren es noch mehr als 200 Schulen, nun nur noch 131. Lutz Lange, Geschäftsführer der Kochen macht Schule gGmbH (Frankfurt/Main) als Veranstalter wünscht sich eine Förderung der Schülerköche. Schließlich unterstützte der Bund ja auch den Wettbewerb „Jugend forscht“, sagte Lange. Die Schulen müssten für das Schülerkochen vor allem Zeit investieren. „Aber es fehlt auch Geld.“
Das sei bei vielen Profiköchen auch so, glaubt Wettbewerbssiegerin Lena aus Sachsen-Anhalt. „Es ist ein schönes Hobby, aber als Beruf? Dazu ist es zu schlecht bezahlt.“ Trotzdem wollen einige der Teilnehmer Koch werden - viele Hotels und Gaststätten suchen händeringend Nachwuchs. Für Niklas Anterhaus aus Mecklenburg-Vorpommern ist es der Traumberuf. „Fast die ganze Familie ist Koch - Schwester, Mutter, Tanten.“