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Kirmes-Schlägerei in Ballstädt Kirmes-Schlägerei in Ballstädt: Polizei verstärkt Streifen nach Überfall

10.02.2014, 11:09
Schlägerei
Schlägerei Symbolbildydpa Lizenz

Ballstädt/dpa - Die Polizei will nach dem Überfall auf eine Feier in Ballstädt im Kreis Gotha in den kommenden Tagen mehr Präsenz zeigen. Es würden verstärkt Streifen in der Gemeinde mit rund 700 Einwohnern eingesetzt, um die Lage zu beruhigen und neue Vorfälle zu verhindern, sagte eine Polizeisprecherin am Montag der Nachrichtenagentur dpa. In der Nacht zum Sonntag waren zehn Gäste der Feier von Unbekannten verprügelt worden. Dem Bürgerbündnis gegen Rechts in Ballstädt zufolge soll es sich um einen Überfall von rund 20 Rechtsextremen gehandelt haben. Die Polizei wollte sich auch am Montag „aus ermittlungstaktischen Gründen“ nicht weiter zu dem Vorfall äußern.

Die Erfurter Staatsanwaltschaft ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruch. „Wir prüfen auch Hinweise auf einen rechtsextremen Hintergrund“, sagte Sprecher Hannes Grünseisen. Es werde aber in alle Richtungen ermittelt. Zwei der zehn Verletzten lagen am Montag immer noch in einem Krankenhaus.

„Unfassbare Brutalität“

Sozialministerin Heike Taubert (SPD) kündigte an, sich am Dienstag selbst vor Ort über die Geschehnisse zu informieren. Sie verurteilte den Überfall und die „unfassbare Brutalität“ scharf. „Mit dieser Bedrohung und Gewalt zeigt der Rechtsextremismus einmal mehr seine ungeschminkte Seite“, sagte die Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahl im September. Die Tat müsse umfassend aufgeklärt werden. Zudem müssten die Betroffenen jetzt unterstützt und dürften nicht alleingelassen werden. „Dieser Schock sitzt tief und wird nicht so schnell überwunden werden“, sagte Taubert.

Der Landrat des Kreises Gotha, Konrad Gießmann (CDU), reagierte fassungslos. „Eine Auseinandersetzung in dieser Form ist vollkommen indiskutabel und jenseits des Hinnehmbaren“ sagte er. Dies gelte unabhängig von den Beweggründen. Falls sich der Eindruck einer politisch motivierten Straftat bestätige, müssten alle juristischen Mittel eingesetzt werden, um sie aufzuklären. Die Mobile Beratung in Thüringen gegen Rechtsextremismus (Mobit) rief dazu auf, jetzt die engagierten Menschen in Ballstädt zu unterstützen. „Es braucht klare Signale der Solidarität aus Politik und Verwaltung“, sagte Stefan Heerdegen von Mobit.

Die genauen Hintergründe des Überfalls sind weiter unklar. Augenzeugen und dem Ballstädter Bündnis gegen Rechts zufolge drangen rund 20 vermummte Angreifer gegen 2.00 Uhr früh in den Gemeindesaal des Dorfes ein und schlugen auf die Gäste der Kirmes-Veranstaltung ein. Zehn Verletzte mussten in Krankenhäuser gebracht werden. Wenige Stunden zuvor waren rund 80 Rechtsextreme durch Weimar gezogen. Dabei wurde der Einsatzleiter der Polizei von einem der Teilnehmer angegriffen und leicht verletzt.