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Kinderbetreuung in Sachsen Kinderbetreuung in Sachsen: Jede dritte Erzieherin ist 50 Jahre oder älter

Von Anja Treiber 03.03.2008, 10:00
Im Kindergarten (Foto: dpa)
Im Kindergarten (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/ddp. - Es ist Essenszeit im«Kinderhaus am Park» in Leipzig. "Nach so einem Arbeitstag ist man inmeinem Alter schon ganz schön groggy», sagt Erzieherin Gerda Hamannund schöpft einem Vierjährigen eine Portion Kirschen zum Eierkuchenauf den Teller. Mit 60 Jahren ist sie die älteste Beschäftigte in derLeipziger Kindertagesstätte.

Rund 57 Prozent ihrer Kolleginnen im Freistaat sind älter als 45Jahre. Im vergangenen Jahr lag der Altersdurchschnitt desKita-Personals in kommunalen Einrichtungen laut StatistischemLandesamt bei 45,1 Jahren. Mehr als jede dritte Erzieherin ist 50Jahre oder älter, ungefähr 16 Prozent sind älter als 55 Jahre. Vielevon ihnen werden in den nächsten Jahren in Altersteilzeit oder Rentegehen.

Damit stehe in den Kitas ein «umfassender Personalaustausch»bevor, sagt der Stellvertretende Geschäftsführer des SächsischenStädte- und Gemeindetags, Ralf Leimkühler. «Ein Problem wäre das abererst dann, wenn wir nicht genügend Berufsnachwuchs hätten», fügt erhinzu. In diesem Jahr würden jedoch 500 Schüler dieFachschulausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher abschließen.Rechne man das auf die nächsten zehn Jahre hoch, decke das denBedarf, den Leimkühler auf rund 3100 Pädagoginnen für alleKita-Einrichtungen Sachsens schätzt.

«Die Nachwuchsentwicklung muss durch attraktivere Teilzeitmodelleund vor allem eine höhere Entlohnung noch stärker stimuliert werden»,ergänzt Sabine Gerold, die Leiterin der Gewerkschaft Erziehung undWissenschaft Sachsen. Sie plädiert außerdem für eine verstärkteAusbildung des Kita-Personals an Fachhochschulen. Schließlich sei dieKindertagesstätte die erste Bildungseinrichtung im Leben einesMenschen. Als Beispiel nennt sie den Studiengang an der EvangelischenHochschule in Dresden. Dort qualifizieren sich ausgebildeteErzieherinnen seit 2006 berufsbegleitend weiter.

In den Fachschulen im Freistaat machen im Schuljahr 2007/2008 nachAngaben des Statistischen Landesamtes 2371 Schüler eine Ausbildungzum «staatlich anerkannten Erzieher». Seit 2001 sei die Zahl derAuszubildenden wieder steigend.

In den 1990er Jahren hatte ein Geburtenrückgang zu zahlreichenEntlassungen unter den Kita-Beschäftigten geführt, wie Leimkühlererläutert. Während die Kommunen in Sachsen 1991 noch 22 907Erzieherinnen beschäftigten, waren es 1998 den Statistikern zufolgenur noch 11 383. Getroffen habe es damals vor allem die jungenPädagoginnen, weil man ihnen die größten Chancen am Arbeitsmarkteinräumte. Das hohe Durchschnittsalter des heutigen Kita-Personals inSachsen sei unter anderem eine Folge dieser Entlassungen. Erst in denjüngsten Jahren haben sächsische Kommunen wieder Erzieherinnen in denKindertagesstätten eingestellt

«Eine bunte Mischung aller Altersgruppen ist für unserKita-Kollegium ganz wichtig», sagt die gelernte Kinderpflegerin GerdaHamann. Während die Jungen neue methodische Ansätze und frischen Windvon der Schule mitbrächten, könne sie ihre Erfahrung aus vierJahrzehnten Erziehungsarbeit einbringen. Ans Aufhören denkt die60-Jährige bisher noch nicht. Sie bleibe noch so lange im Job, wie esihr Spaß macht.