Karneval Karneval: Narren brauchen Orden

Bobbau/dpa. - «In Sachsen-Anhalt bin ich der einzige Hersteller und im Osten sindwir zwei», sagt Bornemann. Bundesweit gibt es 25 Betriebe, die fastalle im Rheinland zu Hause sind. Der zweite ostdeutsche Herstellervon Karnevalsorden hat seinen Sitz im Wartburgkreis in Thüringen.
Im Jahr 1995 begannen die ersten Produktionsversuche für denBernburger Karnevalsverein. «Die Stücke kamen gut an», sagt derstudierte Gießerei-Technologe. Als er später arbeitslos wurde,erinnerte er sich an dieses Projekt. Zudem hatte er im Rahmen einesLehrgangs des Arbeitsamtes auch eine Ausbildung als Bilanzbuchhalterabsolviert. «2004 habe ich mich als Existenzgründer selbstständiggemacht und es bislang nicht bereut», sagt der Metallbildner.
In Maschinen und Handwerkszeug investierte er rund 10 000 Euro, imVorjahr lag der Umsatz bei rund 40 000 Euro. «Karneval ist einSaisongeschäft, mein Ziel ist es, alle 185 Vereine desLandesverbandes mit ihren 16 000 Mitgliedern zu beliefern. Dannkönnten auch Arbeitsplätze geschaffen werden», sagt Bornemann.Derzeit stellt der Handwerker in seinem Ein-Mann-Betrieb 5000 bis8000 Orden und rund 10 000 Pins - das sind kleine Ansteckzeichen -her. Die Orden werden aus Messing, Zinn- oder Zinklegierungenhergestellt. Jeder Auftrag ist individuell, denn jeder Verein hatsein spezielles Motto und ein bestimmtes Logo.
«Wir fühlen uns der Region verbunden und versuchen sie auchwirtschaftlich zu unterstützen», sagt der Präsident der 1.Karnevalsgesellschaft 1954 in Köthen, Ronald Mormann. Sein Verein hatdie Orden erstmals in Bobbau produzieren lassen.
Für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fertigte Bornemann einUnikat vom «Goldenen Verdienstorden des Karneval LandesverbandesSachsen-Anhalt» an. Das Stück wurde ihr am 29. Januar beimTollitätenempfang der karnevalistischen Landesverbände Deutschlandsim Berliner Bundeskanzleramt überreicht.
Zu seinem jetzigen Beruf kam der gebürtige Bernburger über dasSammeln von Orden. «Seit 37 Jahren bin ich aktiv im Karneval und habeseitdem über 500 Orden in allen erdenklichen Ausführungenzusammengetragen», sagt der 54-Jährige. «Heute sind die Orden aus derDDR-Zeit eine Rarität und besonders bei westdeutschen Sammlernbegehrt», erzählt der Experte.
Aber auch außerhalb der Karneval-Vereine gibt es für bunte Ordeneinen Markt. Dazu gehören Geburtstags- und Erinnerungsorden, etwa zum80. Geburtstag und zur Silberhochzeit. «Das kommt bei den Leuten sehrgut an, weil sie merken, dass ein Orden eine schöne Erinnerung istund möglicherweise gibt es ja bald auch einen Sammlermarkt für diesepersönlichen Orden», sagt der Ordensbauer.