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Karl-Heinrich Gross Karl-Heinrich Gross: Vor zehn Jahren starb der «Kastelruther Spatzen»-Manager

Von Michael Draeke 05.03.2008, 09:49

Magdeburg/ddp. - Die populäre Volksmusikgruppe hatte am Abend zuvorein Konzert in der Stadt gegeben, Gross war danach allein in derStadt zurückgeblieben, um die Reparatur eines Tourbusses abzuwarten.Trotz Notoperation in der städtischen Uniklinik starb der 39-Jährigewenig später. Bis heute sind die Umstände seines Todes nicht geklärt.An einen Unfall als einzige Todesursache glauben die Behörden nachwie vor nicht. Auf der Akte stehe immer noch «Mord», sagt derermittelnde Staatsanwalt Frank Baumgarten.

An Hinweisen mangelte es nicht im Laufe der Jahre. Nahezu 500Personen seien bei den Ermittlungen befragt worden, berichtetBaumgarten. Die Unterlagen zu dem Fall füllten mittlerweile zweiKisten: «Aber es fehlt leider der entscheidende Hinweis, der sonstzur Aufklärung eines solchen Verbrechens führen würde.»

Am Spätnachmittag des 6. März 1998 habe Gross eine Autowerkstattim Stadtteil Rothensee laut Zeugenaussagen mit unbekanntem Ziel zuFuß verlassen, erklärt Baumgarten. Knapp anderthalb Stunden späterwurde der Familienvater auf der Zufahrtstraße eines etwa zweiKilometer entfernten Betriebsgeländes gefunden, mit schwerstenVerletzungen an Kopf und Oberkörper.

Mangels unmittelbarer Augenzeugen zogen Rechtsmediziner undSachverständige in mehreren Gutachten Rückschlüsse über die Art derVerletzungen und die gefundenen Spuren. Ein Raubmord wurde fürunwahrscheinlich erklärt, da das Opfer noch rund 7000 Mark in bar beisich trug. Als wahrscheinlichste Theorie gilt bis heute, dass Grosszunächst von einem Jeep oder Lkw angefahren wurde. Zur Vertuschungdes Unfalls sei das Opfer dann vermutlich mit einem stumpfenGegenstand auf den Kopf geschlagen und zu der Lagerhalletransportiert worden, erklärt Baumgarten. Ein brutales Vorgehen, fürdas «erhebliche kriminelle Energie» nötig sei. «Solche Szenarienbeobachtet man äußerst selten.»

Eine Ermittlungsgruppe mit mehr als 20 Kriminalisten - die Soko«Spatzen» - wurde auf den Fall angesetzt. «Es wurde in alleRichtungen ermittelt», beteuert Baumgarten. Die Werkstattmitarbeiterseien ebenso ins Visier der Fahnder geraten wie zwei jungeSpeditionsmitarbeiter, die als erste am Fundort gewesen seien. DieVerdachtsmomente hätten sich hier jedoch ebenso wenig erhärtet wiebei Ermittlungen im persönlichen Umfeld des Getöteten. Selbst einMagdeburger Fanclub der «Spatzen» sei unter Verdacht geraten, weilihm Ende 1997 der offizielle Status entzogen worden sei, erzählt derStaatsanwalt. Auch hier hätten die Nachforschungen aber nichtsergeben.

Seit mehreren Jahren ruht das Verfahren. Laut Auskunft der Polizeigibt es derzeit «keine konkreten Ermittlungen». Wenn neue Hinweiseeingingen, könnten die Ermittlungen aber jederzeit wieder aufgenommenwerden. Selbst die Nachstellung des Falls in mehrerenFernsehsendungen brachte in den vergangenen Jahren keine neuenSpuren. Trotzdem bleibt den Fahndern noch ein Fünkchen Hoffnung. Deroder die Täter müssten über Ortskenntnisse verfügt haben, ist sichBaumgarten sicher: «Wenn ich den Fundort betrachte, dann kann derTäter nicht weit sein». Zwar beurteile er die Chancen zur Klärung desFalls «eher skeptisch», aber vielleicht melde sich ja doch noch einZeuge oder den Täter plage sein Gewissen.

Die «Kastelruther Spatzen» befinden sich derweil wieder aufTournee durch Deutschland. Für eine Stellungnahme sind die siebenMusiker laut einer Sprecherin nicht zu erreichen. Der Bruder desGetöteten, Keyboarder Albin Gross, hatte nach der Tat in einemInterview gesagt, die Musiker hegten keinen Hass auf Ostdeutschland.«Irgendwann» wollten sie hier wieder auf Tour gehen. Mitte Mai istein Konzert in Aschersleben geplant. Magdeburg steht nicht auf demProgramm.