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Kampfmittelbeseitigung Kampfmittelbeseitigung: Kosten für Entsorgung von Bomben explodieren

04.01.2013, 12:01
Jürgen Schmidt und Thilo Pierau (v.l.) vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt hocken am Donnerstagabend neben einer entschärften Fünfzentnerbombe im Zentrum von Halle.
Jürgen Schmidt und Thilo Pierau (v.l.) vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Sachsen-Anhalt hocken am Donnerstagabend neben einer entschärften Fünfzentnerbombe im Zentrum von Halle. dpa-Zentralbild

Magdeburg/MZ. - Für die Kampfmittel-Beseitigung zahlte das Land mehr als sechs Millionen Euro, 2010 waren es 4,9 Millionen Euro. Das Aufkommen sank im gleichen Zeitraum von 630 auf 550 Tonnen. Dies geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Rüdiger Erben hervor. Zahlen für 2012 gibt es noch nicht.

"Die Kostensteigerung hat vor allem mit gestiegenen Preisen für Gas und Strom, nicht mit mehr Fundmunition zu tun", sagte Klaus Siering, Dezernatsleiter Kampfmittelbeseitigung beim Technischen Polizeiamt. Hinzu kämen gestiegenen Personalkosten und Investitionen im Munitionslager- und Zerlegebetrieb Hottendorf (Altmark).

Kleinere Geschosse werden dort in einem speziellen Ofen zur Explosion gebracht; größere Granaten und Bomben werden zunächst vom Zünder befreit, dann zersägt und der Sprengstoff verbrannt. Nur bei einem sehr kleinen Teil des in der Altmark entsorgten Kriegsgeräts handelt es sich um die klassische Fundmunition - Schätzungen der Entschärfer gehen von gerade einmal 500 Kilogramm aus. Meistens geht es um Bomben-Blindgänger - wie jenes Fünf-Zentner-Teil, nach dessen Fund im Oktober 2011 in Halle große Teile der Innenstadt evakuiert werden mussten. Das Gros des Materials stammt unterdessen von planmäßig beräumten Truppenübungsplätzen der Bundeswehr.

Gleichwohl bleibt Sachsen-Anhalts Untergrund - gerade wegen der zahlreichen Fliegerangriffe im Zweiten Weltkrieg - bombengefährlich; trotz der seit 60 Jahren andauernden Suche und Beseitigung von Blindgängern nimmt die Gefahr nach Einschätzung Sierings sogar noch zu: "Sprengstoffe werden im Laufe der Jahre empfindlicher und detonieren bei der leisesten Berührung, wo früher ein Hammerschlag nichts ausgerichtet hätte." Noch problematischer sei die Situation bei Bomben mit Langzeitzünder. Hier verhindert ein Zelluloid-Plättchen, dass der Bolzen auf die Sprengladung trifft. Im Normalfall zerstört tröpfchenweise Azeton die dünne Folie, doch selbst wenn die Ampulle mit dem Azeton beim Abwurf ganz geblieben sei, zersetze sich das Zelluloid von allein. "Dann ist es möglich, dass Bomben nach Jahrzehnten ohne zutun hochgehen." In Sachsen-Anhalt sei das zwar glücklicherweise bisher noch nicht passiert, in Hessen dagegen schon.

Trotz dieser latenten Gefahr sei es den Kampfmittel-Beseitigern nicht möglich, alle Verdachtsflächen in Sachen-Anhalt prophylaktisch zu untersuchen. Das sei zwar wünschenswert, so Siering, "aber nur schwer finanzierbar". Denn mehr als 2 000 Quadratkilometer zivil genutzter Landesfläche gelten noch immer als mit Kampfmitteln belastet.