Kali-Grube in Sollstedt Kali-Grube in Sollstedt: Langwierige Ermittlungen zu Grubenunglück erwartet

Sollstedt/Mühlhausen/dpa - Nach dem tödlichen Unglück in einer stillgelegten Kali-Grube in Nordthüringen rechnet die Staatsanwaltschaft erst in einigen Wochen oder Monaten mit einem Ergebnis der Ermittlungen. „Das ist eine relativ komplizierte Materie“, sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Ulf Walther, am Donnerstag. Bei einer Inspektion in der Grube Sollstedt/Bleicherode (Kreis Nordhausen) war ein 67 Jahre alter Gutachter am Dienstag in 700 Metern Tiefe verschüttet worden und ums Leben gekommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen unbekannt.
Es war der zweite tödliche Unfall in einer Thüringer Kali-Grube innerhalb von neun Monaten. Der Gutachter war unter Schotter und Lehm vermutlich erstickt. Das Ergebnis der rechtsmedizinischen Untersuchungen liegt noch nicht vor. Bei den Ermittlungen geht es Walther zufolge unter anderem darum, ob der Anfang der 1990er-Jahre stillgelegte Schacht fachgerecht verfüllt wurde.
Immer wieder haben sich in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland Unglücke in Kali-Gruben ereignet.
2013: Im thüringischen Unterbreizbach sterben drei Bergleute im Alter von 24, 50 und 56 Jahre in einer zum Düngemittelkonzern K+S AG (Kassel) gehörenden Kali-Grube, als sich in der Grube Kohlendioxid explosionsartig ausbreitet. Die Männer ersticken. Es ist eines der schwersten Bergwerksunglücke seit Jahrzehnten in Deutschland.
2012: Ein Bergmann stirbt im niedersächsischen Kaliwerk Sigmundshall in Wunstorf. Drei weitere Männer werden in der Grube der K+S Kali GmbH verletzt. Der Unfall passiert in etwa 1200 Meter Tiefe. Die Bergleute bohren vermutlich eine Gasblase im Salz an und atmen giftige Stoffe ein.
1989: Sechs bis sieben Menschen werden bei einem schweren Unfall im thüringischen Kalibergbau verletzt. In der Grube „Ernst Thälmann“ in Merkers kommt es zu einem Gebirgsschlag. Die Erschütterungen erreichen etwa die Stärke 5,5 auf der Richterskala.
1989: Drei Bergleute sterben nach einem Ausbruch von Kohlensäuregas im Kaliwerk Wintershall im hessischen Heringen. Die Männer hatten mit einer Maschine die Kohlensäureblase im Salz aufgerissen, die unter hohem Druck stand.
1984: Zwei Bergleute ersticken bei einem Aufsichtsgang in einer Grube auf dem Gelände des Kaliwerkes Hattorf im hessischen Philippsthal. Sie fuhren in ein Gruben-Gebiet, in dem sich Kohlensäure angesammelt hatte. Ursache war eine vorherige Sprengung. (dpa)