Internet-Wetten Internet-Wetten: Harte Linie mit seltsamen Folgen
Halle/MZ/stk. - Doch Bullerjahn musste die Post von Andreas Krause gar nicht lesen, um zu wissen, was der vom ihm wollte. "Wir haben 500 solche Mails bekommen", heißt es im Büro des Politikers. Auch bei Regierungschef Wolfgang Böhmer (CDU) quoll das Postfach über. Tenor der Protestwelle: Das Land solle mit der "Bevormundung Erwachsener" (Zitat) aufhören und private Sportwetten wieder erlauben.
Das Land aber bleibt bei seiner harten Linie - mit Zustimmung auch von Bullerjahn, der bei den Parteien Konsens sieht, "mit Einnahmen aus staatlichen Wettangeboten gemeinnützige Dinge zu fördern." Ute Semkat von Lotto-Toto hält private Wetten, wie sie auch der Deutsche Fußballbund anbieten will, für eine Gefährdung: "Der Kuchen kann nur einmal verteilt werden."
Anbieter wie der österreichische Konzern "Betandwin" dagegen zielen auf Gewinne für ihre Anteilseigner. Ihre Lizenzen aus DDR-Zeiten seien nach einem Beschluss des OVG Magdeburg nicht gültig, sagt Matthias Schuppe vom Innenministerium. "Die Rechtslage ist klar." Sachsen-Anhalt sei das erste Bundesland, das jetzt "restriktiv" gegen die illegalen Wettbüros vorgehe. "Andere werden dem folgen."
Bisher aber kämpft das Land allein. Die Folgen sind bizarr: Tippt ein Hallenser in Halle auf ein Spiel des HFC, schließt das LKA "Ermittlungen nicht aus". Fährt der Mann vorher in ein Schkeuditzer Internet-Café, ist ihm nichts vorzuwerfen - in Sachsen ist "Betandwin" völlig legal. Sportwetten Gera fordert deshalb jetzt, dass Tipper aus Sachsen-Anhalt vor dem Wetten erklären, sich nicht im Lande zu befinden. Damit halte man sich "kategorisch an die Auflage des Landes", sagt Sprecher Holger Frister. "Ob stimmt, was die Leute erklären, ist für uns nicht nachprüfbar."
Andere Anbieter schert die Rechtslage hierzulande gar nicht. Im Gegensatz zu den vier deutschen Firmen hat der Rest der Internet-Buchmacher keine Post aus Magdeburg bekommen. Auch die Firma Gamebookers nicht, wie Sprecher Thomas Brugger bestätigt: "Es gab weder Anfragen noch Auflagen." Für "Betandwin"-Sprecher Hartmut Schulz Grund, den Kopf zu schütteln. "Wer keine Lizenz hat", sagt er, "bekommt auch keinen Ärger." Wenn die Wettfans ihre Tipps nicht bei Unternehmen aus dem Inland abgeben könnten, würden sie zur Konkurrenz ins Ausland abwandern, die nur einen Mausklick entfernt in Malta oder in Übersee sitze. "Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern, wäre, das Internet in Sachsen-Anhalt abzuschalten."
Auch der TV-Sender DSF will noch2005 eigene Sportwetten starten. Über dieSeite Sport1.de sollten dann Tipps vom Fußballbis zur Formel 1 möglich sein.