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Informatikunterricht in Sachsen-Anhalt Informatikunterricht in Sachsen-Anhalt: Technik und Lehrpläne sind oft von gestern

Von Kathrin Steinmetz 04.02.2006, 18:04

Magdeburg/dpa. - Wie viele Schülerinnen und Schülersich einen Computer teilen müssen, ermittelt derzeit dasKultusministerium des Landes. Im Jahr 2003 kamen auf jeden Rechner 14 Schüler.

Ob sich aus den neuen Zahlen eine Verbesserung der Situation fürdie Schulen ergeben wird, konnte Ministeriumssprecher Jens Antefuhr nicht einschätzen. Aus Sicht der Schüler jedenfalls ist die Ausstattung mit dem als wichtig erachteten Lernmittel Computer völlig unzureichend. «Die Lage an den Schulen ist katastrophal», regte sich Marcel Pytka auf, Vorsitzender des sachsen-anhaltischen Landesschülerrates. Zudem seien die vorhandenen Rechner und installierten Programme veraltet, ebenso wie die Inhalte des Informatikunterrichts: «Mir haben die Lehrer beigebracht, welche Modelle von Druckern es gibt und aus welchen technischen Bausteinen ein Rechner besteht», erinnerte sich Pytka. Grundlagen aber, wie man sich im Internet orientieren und die Datenmengen effektiv nutzen kann, würden nicht vermittelt.

«Wir sollen unsere Referate idealerweise am Computer schreiben undPräsentationen im PowerPoint machen. Aber wie das geht, erklärt unskeiner.» Auch hierzu gab es beim Ministerium nur Achselzucken: «Beiuns hat sich noch keiner beschwert», sagte Antefuhr. Grundsätzlichsei die Bereitschaft der Schüler groß, sich auch außerhalb derSchulstunden Wissen am Computer anzueignen, etwa Programme wie Wordzur Bewerbung oder Powerpoint zum Präsentieren von Referaten. «Aberdie Computerkabinette sind oft gar nicht offen», beklagte Pytka. GEW-Sprecher Klein hält dagegen, dass die Lehrer die Betreuung derComputerräume meistens nicht honoriert bekommen. «Die machen das inihrer Freizeit und kriegen vielleicht ein oder zwei Stunden pro Wochefür die Aufsicht bezahlt.»

Solche Argumente lässt der Schülersprecher nicht gelten. Schulekönne nur gut sein, wenn sich Schüler und Lehrer weit über das vonihnen geforderte Maß hinaus engagierten. «Sonst verkommen die Schulenzu drögen Lehranstalten.» Auch beim Ministerium setzt man auf dieEigeninitiative der Lehrkräfte. Geld für zusätzliche Stunden seinicht vorhanden. «Deshalb können wir schon verstehen, dass denLehrern die Motivation fehlt», meinte Antefuhr.

Die Situation in Sachsen-Anhalt unterscheidet sich offenbar nichtgrundsätzlich von der in anderen Bundesländern. Eine internationalePISA-Auswertung der OECD hatte im Januar ergeben, dass deutscheSchüler dreimal häufiger einen Schulcomputer miteinander teilenmüssen wie amerikanische, koreanische oder australische Jugendliche.Zudem wies Deutschland mit 23 Prozent den geringsten Prozentsatz von15-jährigen auf, die den Schulcomputer mehrmals in der Woche nutzen.Bildungsexperten bedauern diesen Zustand, denn die OECD-Studie kommtzu einem eindeutigen Ergebnis: Wer als Schüler den Computerregelmäßig zum Lernen nutzt, zeigt in der Regel in allen wichtigenSchulfächern bessere Leistungen.