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Illegaler Handel mit Kriegsgerät Illegaler Handel mit Kriegsgerät: «Versandhandel» für etliche Waffennarren

Von Steffen Reichert 26.02.2003, 12:19
Waffenexperte Uwe Clewe vom LKA Sachsen-Anhalt eine Maschinenpistole vom Typ «Skorpion». Die Polizei hat den bislang schwersten Fall von illegalem Waffenhandel in Sachsen-Anhalt bei umfangreichen bundesweiten Durchsuchungsaktionen aufgedeckt. (Foto: dpa)
Waffenexperte Uwe Clewe vom LKA Sachsen-Anhalt eine Maschinenpistole vom Typ «Skorpion». Die Polizei hat den bislang schwersten Fall von illegalem Waffenhandel in Sachsen-Anhalt bei umfangreichen bundesweiten Durchsuchungsaktionen aufgedeckt. (Foto: dpa) dpa

Magdeburg/MZ. - Beim bislang schwersten Fall von illegalen Waffenhandel in Sachsen-Anhalt hat die Polizei am Wochenende in fünf Bundesländern mehr als 250 Waffen, verbotenes Kriegsgerät, Rohrbomben und Tausende Schuss von Munition sichergestellt. "Bei den Verdächtigen handelt es sich um Waffennarren und legale Waffenbesitzer. Sie hatten einen regelrechten Versandhandel organisiert", sagte der Direktor des Landeskriminalamtes, Frank Hüttemann, am Mittwoch.

Nach Angaben des halleschen Oberstaatsanwaltes Ingo Sierth wird insgesamt gegen 19 Männer im Alter zwischen 26 und 61 Jahren ermittelt. Gegen fünf Hauptbeschuldigte sei Haftbefehl ergangen, einer sei gegen Auflagen wieder außer Vollzug gesetzt worden. Den Männern drohen nun Freiheitsstrafen zwischen einem und zehn Jahren. Ob es zu einem Sammelverfahren in Halle kommt, konnte der Sierth noch nicht sagen. Durchsucht wurden Wohnungen in Sachsen-Anhalt und Thüringen, darunter in Halle, Allerstedt, Donndorf, Altenroda und Sömmerda, aber auch in Bayern und Hamburg.

Den ausschließlich deutschen Staatsbürgern mit Kontakten ins kriminelle Milieu wird nach intensiven zweimonatigen Ermittlungen zur Last gelegt, dank guter Verbindungen auf den Balkan und insbesondere ins ehemalige Jugoslawien Maschinenpistolen und Kurzwaffen nach Deutschland gebracht und hier in ihrem Zirkel profitabel verkauft zu haben. "Wir gehen davon aus, dass die Waffen auch ausprobiert wurden sind", so der für die Ermittlungen zuständige LKA-Abteilungsleiter, Frank Knöppler. Hinweise auf Verbindungen zu terroristischen Kreisen gebe es nicht.

Gelagert wurden die Waffen in Garagen und Kellern, auf Dachböden, aber auch in Kinder- und Schlafzimmern unter den Betten. Wegen "mangelnder Zuverlässigkeit" will sich die Polizei nun für einen raschen Entzug der Waffenbesitzkarten einsetzen.

Besonders schwierig gestaltet sich nach Angaben der Ermittler die Vernehmung des 52-jährigen Hauptbeschuldigten, der in Halle bereits 1998 wegen Anstiftung zum schweren Raub verurteilt worden war. Obwohl er als Importeur der Waffen nachweislich ein Wohnmobil selbst nach Kroatien gefahren hat, erklärte er nach der Festnahme, blind und stumm zu sein. "Dies versuchte er aber 1998 auch schon", so Sierth.

Waffenexperte Peter Kunze vom LKA zeigt beschlagnahmte Waffen. Die Polizei hat den bislang schwersten Fall von illegalem Waffenhandel in Sachsen-Anhalt bei umfangreichen bundesweiten Durchsuchungsaktionen aufgedeckt. Gegen 19 Deutsche im Alter zwischen 26 bis 61 Jahren wird jetzt wegen möglichen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt. (Foto: dpa)
Waffenexperte Peter Kunze vom LKA zeigt beschlagnahmte Waffen. Die Polizei hat den bislang schwersten Fall von illegalem Waffenhandel in Sachsen-Anhalt bei umfangreichen bundesweiten Durchsuchungsaktionen aufgedeckt. Gegen 19 Deutsche im Alter zwischen 26 bis 61 Jahren wird jetzt wegen möglichen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt. (Foto: dpa)
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