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Hundeattacke Hundeattacke: Rottweiler tötet Säugling im Kreis Anhalt-Zerbst

Von Henrik Klemm 17.11.2002, 13:43
Rottweiler (Archiv, dpa)
Rottweiler (Archiv, dpa) dpa

Klepps/MZ. - Nieselregen und die einbrechendeDämmerung tauchen am Sonntag Abend den kleinenOrt Klepps nahe Loburg (Landkreis Anhalt-Zerbst)in ein gespenstisches Licht. Am Gartenzaunin der Breitestraße steht ein Mann mit demFoto eines Säuglings in der Hand. Ein Fernsehteamfilmt. "Max Tristan, mein Enkelsohn", sagtder 49-Jährige fassungslos.

Da ist es keine 30 Stunden her, dass der sechsWochen alte Säugling Opfer eines tödlichenUnfalls wurde. Wie die Polizei gestern mitteilte,erlitt das Kind durch die Bisse eines Rottweilersam Sonnabend auf dem Hof der Familie tödlicheKopfverletzungen. Der Zentrale Kriminaldienstermittelt wegen fahrlässiger Tötung.

Z-TITEL: "Was der Hund getan hat, das hat keinergesehen."

Großvater

"Mein zukünftiger Schwiegersohn hat michangerufen, hat gesagt, dass ich schnell kommensoll, dass ein Unglück geschehen sei." DerMann am Gartenzaun ringt nach Worten. Er hatkeine Erklärungen für das Geschehene, daser von der Arbeit im Forst Nedlitz kommend,sehen sollte: Der Kinderwagen umgekippt, derkleine Junge etwas weiter weg blutend im Gras.

Ein schnell alarmierter Notarzt kann nur nochden Tod von Max Tristan feststellen. Die Polizeiwird eingeschaltet, etliche Beamte des ZerbsterPolizeireviers erscheinen am Tatort. Von derPolizeidirektion Dessau kommen Spezialisten,die alsbald die Untersuchungen übernehmen.Auch die Staatsanwaltschaft nimmt ihre Arbeitauf.

Die Tochter sei unterwegs gewesen, sagt der49-Jährige, ihr Lebenspartner - beide wohnenmit dem Alleinstehenden in einem Haus - habein der Wohnung Säuglingsnahrung erwärmt. Und:"Max hat im Kinderwagen gelegen", fügt derMann hinzu, der sein einziges Enkelkind verlorenhat. "Was der Hund getan hat, das hat keinergesehen", sagt er noch. Und schüttelt denKopf. Ben, der schwarz-gelbe fünfjährige Rottweilerrüde,habe nie jemandem Schaden zugefügt. Die Familieund auch Kinder aus dem Ort seien oft mitihm spazieren gegangen. Nichts, aber auchgar nichts sei bislang vorgefallen. Das Tierhabe zur Familie gehört, ebenso wie der zweiteHund, ein kleiner Jack Russell, der gesternAbend noch über den Hof tollt.

Und so sucht der Mann nach seiner Erklärungfür das Unglück: "Das muss innerhalb von 20Sekundengeschehen sein. Vielleicht hat der Junge geschrien?Vielleicht ist der Rottweiler an den Kinderwagengekommen? Und der ist dann umgekippt." Gesehenhat es niemand.

Als die vielen Polizisten da waren und dieJournalisten "da hat der Hund nicht mal gebellt",berichtet sein Besitzer, verzweifelt nachWahrheiten suchend. Trotzdem habe er Ben dannin Absprache mit dem Amtstierarzt mit demJagdgewehr erschossen. Die entsprechendenGenehmigungen für den Waffenbesitz habe er,und in ein Tierheim sollte der Hund nach diesemUnglück nicht kommen.

Inzwischen ist es dunkel geworden in Klepps.Der Großvater nimmt das Foto des Jungen undgeht ins Haus. Drinnen wartet die Familie.