Hubschraubermeisterschaft Hubschraubermeisterschaft: Teamarbeit am Reissack
Ballenstedt/MZ. - Michael Krüger macht sich keine Illusionen. "Wir rangieren hier unter ,Ferner liefen...'", ist sich der 45-Jährige schon zu Beginn der offenen Deutschen Hubschraubermeisterschaft in Ballenstedt (Kreis Quedlinburg) sicher. Er soll Recht behalten. Am Ende wird es in der Gesamtwertung nur Platz 17 von 26 Teams. Den Sieg holt sich eine Crew aus Prohn bei Stralsund. Aber Krüger und sein Co-Pilot Frank Jaenke sind trotzdem zufrieden. "Wir waren schließlich zum ersten Mal dabei", sagt Krüger, der wie sein Kollege Berufspilot bei der Helikopterfirma Air Lloyd in Oppin (Saalkreis) ist.
Die zweiköpfigen Besatzungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, England und Russland - in der Regel Rettungs- oder Militärflieger - messen sich drei Tage lang in Disziplinen, in denen es vor allem auf das Zusammenspiel zwischen Pilot und Co-Pilot ankommt. So ist Teamarbeit gefragt beim so genannten Fender Rigging. Dabei müssen Bootsfender - eine Art Gummi-Stoßdämpfer, die normalerweise am Schiffsrumpf befestigt sind - in mit Wasser gefüllten Tonnen versenkt werden. Eine knifflige Aufgabe für den Co-Piloten, während der Pilot den Helikopter auf Kurs halten muss. Ohrenbetäubender Lärm liegt über dem Ballenstedter Flugplatz, während Maschine um Maschine aufsteigt, Crew um Crew ihr Können zeigt.
Krüger und Jaenke meistern diese Herausforderung ebenso wie den Navigationsflug, bei dem während einer etwa 100 Kilometer langen Strecke bestimmte Punkte zu passieren sind. Eigentlich kein Problem für die beiden Profis und ihren 215 PS starken und 200 Stundenkilometer schnellen knallgelben Hubschrauber vom Typ "Robinson R-44". Denn "Navigation ist unser normales Geschäft", sagt Krüger. So gehören zum Beispiel Kontrollflüge über Hochspannungsleitungen zum Berufsalltag.
Der Zörbiger und der Leipziger überschreiten die Zeitvorgabe von 29:42 Minuten denn auch nur um zehn Sekunden. Kniffliger wird es zum Schluss des Navigationsfluges, als bei Tempo 30 zweimal kurz hintereinander ein Ein-Kilo-Reissack aus der Luft in einem Fünf-Meter-Kreis abgesetzt werden muss - aus vollem Flug sozusagen. Jaenkes erste Fracht landet im Ziel, die zweite geht daneben. "Das war schwierig, weil wir Rückenwind hatten", erklärt der 33-Jährige, der beim Fliegen vor Publikum jedes Mal einen "kleinen Adrenalinstoß" verspürt.
Wind machte am gestrigen letzten Wettkampftag allen Teams zu schaffen. Kurz denken die Veranstalter - der Deutsche Hubschrauberclub in Kooperation mit Ballenstedter Flugvereinen - über einen Abbruch nach. Schließlich kommen die Zuschauer - insgesamt knapp 2 000 - aber doch noch voll auf ihre Kosten und können ihren Favoriten die Daumen halten.
Was können Krüger und Jaenke aus Ballenstedt für die tägliche Arbeit mitnehmen? Die Antwort fällt ernüchternd aus: Nichts. "Es macht Spaß hier, aber fliegerisch bringt einen das nicht weiter", sagt Krüger. Alles, was Piloten wissen müssten, lernten sie in den ersten 5 000 Flugstunden. Ab dann, ergänzt Jaenke, "ist Hubschrauber fliegen wie Auto fahren. Man konzentriert sich auf seinen Job."
Für die beiden Meisterschafts-Neulinge zählen folglich das Erlebnis und die Gelegenheit zum Austausch mit Gleichgesinnten. Sowie der olympische Gedanke. Viel mehr als den 17. Platz hatten sie sich denn auch nicht erhofft. "Zumal wir vorher insgesamt nur ein paar Stunden zum Trainieren hatten", sagt Krüger. "Aber ohne Training geht hier gar nichts."