Hochwasserschutz Hochwasserschutz: Flut-Risiko auf einen Blick

Magdeburg/MZ. - Zehn Jahre nach der Jahrhundertflut von 2002 will Sachsen-Anhalt das Risiko von Überschwemmungen besser erfassen. Ab 2015 soll es flächendeckend so genannte Hochwasserrisiko- und Hochwasssergefahrenkarten geben. Auf ihnen sind die Auswirkungen einer Flut auf ein bestimmtes Gebiet konkret festgehalten. Die Karten sollen öffentlich zugänglich sein.
"Beim Hochwasserschutz steht die Risikoabschätzung heute stärker im Vordergrund als noch vor zehn Jahre", sagte Burkhard Henning, Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz (LHW). Nach der Flut 2002 sei es zunächst vor allem darum gegangen, die zerstörten Deiche wieder zu reparieren. Heute müssten hinter Deichen lebende Bürger wissen, dass sie bei einem extremen Hochwasser möglicherweise in einem gefährdeten Gebiet lebten. "Es besteht immer ein Restrisiko", betonte Henning.
Dieses Risiko sollen die nach Vorgaben der EU entwickelten Hochwasserkarten abbilden. Die Gefahrenkarten werden laut Henning exakt zeigen, wo und wie hoch bei einer bestimmten Flut das Wasser in einem bestimmten Ort stehen würde. Auf den Risikokarten ist zusätzlich Infrastruktur - etwa Siedlungen, Straßen, Bahnlinien oder Krankenhäuser - eingezeichnet. Wie Behörden und Betroffene im Fall einer Katastrophe reagieren müssen, soll ausführlich auf Kreisebene geregelt werden. Grundlage für die Kartenwerke sind Risikoanalysen, die auf Computermodellen beruhen. "Dazu haben wir das ganze Land abgeflogen und ein detailliertes Geländemodell erstellt", sagte der LHW-Chef.
Die Karten sollen in Kreisen und Gemeinden ausgelegt werden. "Die EU will, dass sich jeder Bürger informieren kann", so Henning. Das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung Leipzig / Halle (UFZ) bezweifelt, dass das gelingt. Das Studium der Karten erfordere häufig technische Vorkenntnisse, die Karten seien daher für betroffene Bürger oft schwer verständlich, heißt es in einer UFZ-Studie. Forscher hatten bestehende Karten aus mehreren Staaten untersucht.
Die Flut von 2002 hatte in Sachsen-Anhalt einen Gesamtschaden von einer Milliarde Euro angerichtet. 60 000 Menschen mussten zeitweise ihre Häuser verlassen. In einer Serie erinnert die MZ von Montag an bis zum kommenden Samstag an die Ereignisse von vor zehn Jahren. Wir fragen, was aus Flut-Opfern und Helfern von damals geworden ist und wie es seit der Katastrophe um den Hochwasserschutz steht.