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Hochwasser Hochwasser: Soldaten als Helfer und im Einsatz gegen Plünderer

Von Hendrik Kranert-Rydzy 06.06.2013, 18:12
Soldaten verladen im Salzlandkreis Sandsäcke für die Elbsicherung.
Soldaten verladen im Salzlandkreis Sandsäcke für die Elbsicherung. dpa Lizenz

Klietz/MZ - Klietz ist ein malerisches Dorf zwischen Stendal und Havelberg. Von Hochwasser keine Spur. Zunächst. Dabei dreht sich bei Oberstleutnant Roman Jähnel seit Stunden alles um dieses Thema. Jähnel ist Chef des Truppenübungsplatzes Klietz - nun ein Zentrum des Kampfes gegen das Hochwasser in Sachsen-Anhalt. Statt der üblichen Stammbesatzung von 20 Mann hat Jähnel jetzt 1 400 Soldaten zu beherbergen.

Für Jähnel dennoch kein Grund zur Hektik. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt Jänel. Es ist keine Floskel: Im ersten Stock des Flachbaus aus DDR-Zeiten ist das Lagezentrum eingerichtet. Landkarten, Computer, Bildschirme, Pegelstände. Und jede Menge Kaffee. Hauptmann Stefan Gräde ist 38 Jahre alt, aber schon ein alter Hochwasser-Hase. „Ich war schon 2002 dabei“, erinnert sich Gräde. Der Unterschied zu damals? „Es läuft alles viel koordinierter“, sagt Gräde. Die Erfahrungen von damals kämen heute zugute, „wir haben viel früher mit dem Aufbau begonnen“.

Wie zur Bestätigung rollen draußen die nächsten Transporte heran. Seit dem frühen Morgen geht das so im Minutentakt. Es sind Einheiten der Panzerbrigade 41 aus Torgelow in Mecklenburg-Vorpommern. 2 300 Soldaten sollten es bis gestern Abend sein; in den nächsten zwei Tagen werden weitere 1 000 Mann erwartet - aus allen Teilen Deutschlands. „Das ist eine erhebliche Verstärkung, auch mit Technik“, erläutert der Chef der Panzerbrigade, Brigadegeneral Andreas Marlow, in einer Lagebesprechung dem Leiter des sachsen-anhaltischen Krisenstabes, Innenminister Holger Stahlknecht (CDU). Marlow hat nicht nur Sandsäcke zu bieten, sondern Lkw, Kräne, Bergepanzer, Boote und Amphibienfahrzeuge. Das Ziel umreißt er mit militärisch knappen Worten: „Vor die Hochwasserwelle der Elbe kommen.“

Das wünscht sich auch Stahlknecht. Böse Überraschungen wie an der Saale oder Mulde will der oberste Katastrophenschützer des Landes an der Elbe gern vermeiden. Anfällige Deiche sollen rechtzeitig verstärkt, zu niedrige erhöht werden - bevor die Flut kommt. Stahlknecht ist optimistisch: „Wenn die Schäden an den Brennpunkten nicht größer werden, ist richtig was geleistet worden.“ Und: „Die Bundeswehr soll das Wasser so lange begleiten, bis es das Land verlässt“, sagt Stahlknecht. Marlow muss schmunzeln - er ist auch für die hochwassergefährdeten Gebiete in Niedersachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern zuständig.

An der Saale in Halle kann allerdings nur noch reagiert werden. Auf das Wasser und eine neue Gefahr - Plünderungen. Die ersten Einbrecher kamen in Halle-Neustadt nach Angaben der Bundeswehr kaum dass die Wohnungen verlassen wurden. Vom Innenministerium war dafür keine Bestätigung zu bekommen.