Hochwasser in Sachsen-Anhalt II Hochwasser in Sachsen-Anhalt II: Hilfe aus der Luft für Prettiner
Oppin/Prettin/MZ. - "Als es losging mit dem Hochwasser", erzähltder Staffelleiter, "haben wir vor allem imRaum Grimma und Bad Düben geholfen." Etwa100 von den Fluten eingeschlossene Menschenkonnten seine Männer dort mit Winden retten.Seit die Mulde und die Elbe weite Teile Sachsen-Anhaltsüberschwemmt haben, geht es von Oppin ausvor allem in Richtung Bitterfeld, Dessau undWittenberg. Wie viele Starts und Landungendie BGS-Piloten schon hinter sich haben, fürdiese Statistik sei noch keine Zeit gewesen.Mehr als 10000 Säcke mit je 20 Kilo Sandhaben die Piloten der Staffel Mitte transportiert,ebenso Medikamente, Verpflegung für Einsatzkräfte,Hilfsmaterial, Sachspenden von Bürgern, Ärzte,Krankenschwestern, und Taucher.
"Wir fliegen alles", sagt Jess, "wenn wirdamit anderen helfen können. Am Tag, und auchin der Nacht." So, wie vor fünf Jahren beimHochwassereinsatz an der Oder oder im Jahr2000, als die Staffel vier Wochen lang mitVersorgungsflügen in den Überschwemmungsgebietenvon Mosambik geholfen hat.
Wenige Minuten nach Änderung des Einsatzbefehlsmachen die Piloten Peter Adam und Maik Behrendtihre dunkelgrüne EC 155 startklar. Sorgfältigprüfen sie die Verladung der Notstromaggregateund der anderen Hilfsgüter für Prettin. DieAggregate habe das technische Hilfswerk (THW)bereitgestellt, Decken und Bekleidungsstückehätten Hallenser gespendet, erklärt BGS-SprecherGero Gerewitz. 13.30 Uhr hebt die vollbeladeneMaschine ab. Beim Anflug auf Bitterfeld blinkenin der Sonne schon von weitem die Wassermassen,die die Stadt seit dem Dammbruch zwischenPouch und Löbnitz tagelang bedroht haben.Weiter in Richtung Wittenberg ähnelt die Flächeneinem vollgesogenen Schwamm. Lediglich einigeWaldflächen der Dübener Heide zeigen sichsommerlich trocken.
Völlig anders um Prettin herum. Fast die gesamteStadt ist überflutet. Nur der Sportplatz isttrocken geblieben, auf dem Peter Adam um 13.47Uhr aufsetzt. Dort warten bereits Kameradender Freiwilligen Feuerwehr und einige Männerund Frauen, die trotz des Hochwassers in ihrenHäusern ausharren. "Von den 2000 Prettinernwerden etwa 300 hier geblieben sein", schätztSteffen Döring. Wie die anderen ist er gekommen,um beim Entladen der Fracht zu helfen. "Wozubringt ihr denn Decken mit?", fragt KlausMüller die Piloten. Wichtig seien die Notstromaggregate,um Verbindung zur Außenwelt halten zu können,weil seit Sonntag der Strom abgeschaltet ist.Zudem würde es an Wasser mangeln, es habeja kein Geschäft mehr geöffnet, und auch dasBrot werde nun langsam knapp. "Zum Glück habenwir noch Torte und Kuchen von unserer Hochzeitsfeierin der vergangenen Woche", scherzt Müller.Nein, mutlos sei man nicht, einiges hättebesser laufen können, doch so lange Hilfeaus der Luft käme, werde man hier weiter ausharren."Das Wasser kam, und es geht auch wieder",lacht der 66-jährige Hans-Albrecht Gäbel,"es ist nicht die erste Flut".
Nach wenigen Minuten ist der Hilfseinsatzin Prettin beendet. Händeschütteln, Dankesworteund gute Wünsche für die beiden Piloten. Schon14.50 Uhr ist die EC 155 wieder in Oppin.Doch es ist nur eine Zwischenlandung. KurzePause, Hubschrauber beladen, dann geht essofort Richtung Wittenberge.