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Hochwasser in Sachsen-Anhalt Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Datennetz stand vorm Zusammenbruch

Von Hendrik Kranert-Rydzy 15.08.2013, 20:01
Soldaten der Bundeswehr schichten am 9. Juni 2013 im Ortsteil Rothensee in Magdeburg Sandsäcke als Schutzwall auf.
Soldaten der Bundeswehr schichten am 9. Juni 2013 im Ortsteil Rothensee in Magdeburg Sandsäcke als Schutzwall auf. dpa Lizenz

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalt ist während der Hochwasserkatastrophe im Juni nur knapp an einem Kommunikationsdesaster vorbeigeschrammt. Infolge der Überflutung des Technischen Polizeiamts im Magdeburger Stadtteil Rothensee kam es zu erheblichen Ausfällen der Internet- und Telekommunikationstechnik der Landesregierung und der Ministerien.

Dabei stellte sich auch heraus, dass es für solche Situationen bislang keinerlei Sicherungs- oder Ersatzsysteme gibt, die im Notfall die Kommunikation sicherstellen können. „Wir mussten überrascht feststellen, dass wir dafür keine redundanten Anlagen haben“, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) der MZ. Stahlknecht bestätigte zudem, dass auch ein zentraler Knoten für den digitalen Behördenfunk auf dem Gelände des Technischen Polizeiamts auszufallen drohte.

In dem Fall wäre jegliche Kommunikation von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdiensten zumindest zeitweise lahmgelegt worden. „Die Ausfälle im Datennetz des Landes konnten dank des Improvisationstalents unserer Leute größtenteils überbrückt werden“, so Stahlknecht. Die fehlende Absicherung des Systems sei aber nicht nur im Überflutungsfall, sondern generell ein Problem. Von Stromausfällen bis hin zu Anschlägen sei vieles denkbar. Daher soll nun das komplette Polizeiamt verlagert werden. Mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Fluthilfe-Fonds des Bundes soll entweder neu gebaut oder ein bestehendes Gebäude saniert werden. „Das passt auch gut in die geplante Strukturreform der Polizei“, so Stahlknecht.

Offen ist, ob auch die Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS) den Standort Rothensee verlässt. Das Amt betreibt dort einen wichtigen Knotenpunkt, über den der digitale Funkverkehr von Polizei und Feuerwehr vermittelt wird. Stahlknecht wollte sich dazu mit Verweis auf fehlende Zuständigkeit nicht äußern, erklärte aber, dass es ebenfalls nur mit Mühe gelungen sei, die Anlage zu retten. Andernfalls wäre die gesamte digitale Funkkommunikation ausgefallen und hätte nach Niedersachsen umgeschaltet werden müssen. Das dauere aber bis zu drei Stunden. „In einer Katastrophe ist das sicher nicht das Beste“, so Stahlknecht.

Ein BDBOS-Sprecher bestätigte die Probleme. Es seien aber Vorkehrungen getroffen worden, bei einer Überflutung „umgehend“ auf eine Ersatz-Vermittlungsstelle umzuschalten. Dies hätte auch keine „spürbaren Folgen“ für die Nutzer des Digitalfunks.