Hochwasser in Brandenburg Hochwasser in Brandenburg: Elbepegel in Wittenberge so hoch wie nie

Wittenberge/Mühlhausen/dpa - In der Brandenburger Hochwasserregion entlang der Elbe hat sich die Lage am Sonntag zugespitzt. Neuralgischer Punkt war weiter die Elbe, die in Wittenberge einen Höchststand von 7,85 Meter (16.00) erreichte. Tendenz: weiter steigend. Zur Entlastung der Deiche wurden am Nachmittag Polder in der Nähe der Kleinstadt geflutet. In Havelberg, Wittenberge und im westlichen Havelland gilt Katastrophenalarm. Der Pegelstand der Elbe in Sachsen beginnt bereits wieder zu sinken.
An zwei Stellen streift die Elbe Brandenburg: im Süden im Landkreis Elbe-Elster und in der Prignitz im Nordwesten. In der Stadt Mühlberg (Elbe-Elster) sanken zwar die Pegelstände weiter, flussaufwärts in Wittenberge (Prignitz) war das keinesfalls in Sicht. Am Dienstag wird ein Spitzenwert von 8,10 Meter erwartet. An Spree und Schwarzer Elster geht das Wasser zurück.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach den Flutopfern Unterstützung. Man werde beim Wiederaufbau alles tun, was möglich sei. „Deutschland steht in bewundernswerter Weise zusammen in diesen Tagen - und das soll auch so bleiben.“
Wehre zur Entlastung geflutet
Brandenburgs Innenminister Dietmar Woidke (SPD) drohte unterdessen Katastrophentouristen mit der Polizei. Schaulustige behinderten die Arbeit der Einsatzkräfte, warnte er Gaffer.
Zur Entlastung der Elbe-Hochwasserregion rund um Wittenberge in Nordbrandenburg werden seit Sonntagnachmittag Wehre bei Quitzöbel genau an der Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg an der Havel geflutet. „Um die Deiche zu entlasten, ist diese Maßnahme leider notwendig“, sagte Umweltministerin Anita Tack (Linke).
Elbe-Wasser wird durch die geöffneten Wehre in die Havel und auf angrenzende Flächen geleitet. Damit soll der Hochwasserscheitel gekappt werden. Zuletzt war das Wehr beim Jahrhunderthochwasser 2002 geöffnet worden, damals stand das Wasser 7,34 Meter hoch.
Angst um zurückgelassenes Eigentum
In Mühlberg (Elbe-Elster) gilt der Freitag ausgerufene Katastrophenalarm noch bis Dienstag. Etwa 80 Prozent der rund 4230 Einwohner hatten ihr Zuhaues verlassen. Die Stadt war am Wochenende fast menschenleer. „Das Wasser sinkt zwar kontinuierlich, doch die Gefahr ist noch nicht gebannt“, sagte der Sprecher des Lagezentrums des Landkreises, Torsten Hoffgaard.
„Es kommt kein Unbefugter in die Stadt“, sagte Polizeisprecherin Ines Filohn. Viele Einwohner hätten Angst um ihr zurückgelassenes Eigentum. Den Höchststand zeigte die Elbe in der Stadt am Freitag mit 9,88 Meter - gut dreimal so hoch wie an normalen Tagen. Am Sonntag (16.00) waren es noch 8,97 Meter.
In der Hochwasser-Region in Brandenburg waren Hunderte Feuerwehrleute sowie Kräfte von Hilfsorganisationen, Technischem Hilfswerk, Bundeswehr und Landespolizei im Einsatz. Sie stabilisierten vor allem die Deiche. Bislang wurden fast 1,9 Millionen Sandsäcke sowie Folien zur Deichabdichtung beim Landeskatastrophenschutzlager Beeskow angefordert.
