Hochwasser bei Fischbeck Hochwasser bei Fischbeck: Krisenstab übergibt Leitung wieder an Landkreis

Fischbeck/MZ/dpa. - Der Plan mit den drei versenkten Frachtkähnen vor dem Deichbruch bei Fischbeck ist aufgegangen. An der Stelle ströme 90 Prozent weniger Wasser in den Elbe-Havel-Winkel, sagte Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Montag. Aus der Luft habe er sehen können, dass erste Gebiete frei von Wasser seien. „Ich habe gesehen, wie viel weniger Wasser im Land ist.“ Einige Straßen in Fischbeck seien sogar schon wieder trocken. Es fließe deutlich mehr Wasser aus der Region ab als hinein. Wann die ersten Menschen in ihre Häuser zurückkehren könnten, sei noch nicht klar.
Tausende mussten sich vor den Fluten in Sicherheit bringen, für mehr als 20 Ortschaften sind zwangsweise Evakuierungen angeordnet. Die Seenlandschaft war zu Spitzenzeiten rund 150 Quadratkilometer groß, am Montag hatte sie sich schon um mehr als fünf Quadratkilometer verkleinert. In einer spektakulären Aktion waren am Wochenende drei ausrangierte Lastkähne vor dem gebrochenen Elbdeich versenkt worden. Andernfalls wäre die Region laut Stahlknecht weiter tagelang wie eine riesige Badewanne vollgelaufen. Um die provisorische Konstruktion zu stabilisieren, wurden von Hubschraubern aus Betonröhren vor den Lastkähnen versenkt, um sie dann mit schweren Paketen zu beschweren.
Am Montag waren ständig Hubschrauber über dem Gebiet unterwegs. Von oben war zu sehen, dass aus dem reißenden Wasserfall ein deutlich ungefährlicherer Strom geworden ist. So sei laut Krisenstab das Ziel erreicht, eine vollständige Schließung war unrealistisch und nicht angestrebt worden. Die erhebliche Reduzierung der durchfließenden Wassermenge sei als Erfolg zu melden. Die Bundeswehr, Polizei und auch das Technische Hilfswerk werden an dieser Stelle abgezogen, so teilte der Krisenstab am Montag mit. Die Leitung der weiteren Maßnahmen wird nun wieder an den Landkreis Stendal übergeben. Zwischenzeitlich hatte der Krisenstab der Landesregierung die Leitung des Einsatzes übernommen.
Im Elbe-Saale-Winkel sei nach den Sprengungen der Deich bei Breitenhagen auf 200 Metern offen, das Wasser könne so aus der Region in die Saale fließen, hieß es aus dem Krisenstab der Landesregierung. Schrittweise sollen Evakuierungen im Elbe-Saale-Winkel aufgehoben werden. Aken etwa und Teile von Groß Rosenburg sind wieder freigegeben. Grundsätzlich fallen die Pegelstände in den Hochwassergebieten in Sachsen-Anhalt. Der Landkreis Jerichower Land hob den Katastrophenalarm am Montag auf. Es gehe an die Beseitigung der Schäden.
Nach Angaben des Katastrophenstabes der Landesregierung stehen in Sachsen-Anhalt 1651 Quadratkilometer unter Wasser.
Die Deutsche Bahn hat nach dem Hochwasser die Sperrung zwischen Schönebeck und Magdeburg-Südost aufgehoben. Dort fahren die Regionalbahnen seit Montagmorgen wieder durchgehend. Wieder aufgenommen wurden die Linien Magdeburg-Erfurt und Magdeburg-Aschersleben. Die Züge fahren jedoch laut Bahn teilweise noch mit geringerer Geschwindigkeit.
Die aktuell für den Schiffsverkehr gesperrte Elbe muss nun vermessen und aufgeräumt werden, bevor sie wieder freigegeben wird. An einigen Stellen seien durch die Überflutungen Fremdkörper ins Wasser geraten, teilte das Wasser- und Schifffahrtsamt Magdeburg mit. Zudem habe sich der Grund des Flusses teilweise verändert, Schifffahrtszeichen seien weggetrieben worden. Mittels dreier Peilschiffe wollten die Experten ein Bild von der Sohle des Elbebetts erhalten. Die Schiffe spüren Fremdkörper und veränderte Sandbänke auf. Diese werden dann entfernt oder das Gewässerbett wieder hergerichtet, hieß es weiter.
Viele kleine Binnenschiffer bringe das Hochwasser in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Für Betriebe, die bisher eher knapp überlebt hätten, könne das Hochwasser eine „negative Initialzündung“ sein, sagte Martin Staats, Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt der Nachrichtenagentur dpa in Würzburg. Das betreffe vor allem selbstständige Binnenschiffer, die nur ein bis zwei Schiffe über die Flüsse steuern. Der Verband rechnet insgesamt mit Millionenschäden für die deutsche Binnenschifffahrtsunternehmen. Wegen des teils dramatischen Hochwassers warteten einige Schiffe bereits seit etwa zwei Wochen auf ihre Weiterfahrt. Diese ungeplanten Liegezeiten würden einen Schiffseigner zwischen 1000 und 2000 Euro pro Tag kosten.

