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Hochschulen in Sachsen-Anhalt Hochschulen in Sachsen-Anhalt: Keine Chance für die Krebsforschung?

Von Hendrik Kranert-Rydzy 12.07.2013, 12:01
Das Universitätsklinikum Halle
Das Universitätsklinikum Halle stedtler Lizenz

Braunschweig/MZ - Sollte es ernsthaft jemanden gegeben haben, der darauf gehofft hatte, die Gutachten des Wissenschaftsrates zur Hochschullandschaft würden deutlich anders ausfallen, als es die Entwürfe ahnen ließen - er wurde Freitagmittag enttäuscht. Die offiziellen Expertisen zu den Hochschulen und der Unimedizin in Sachsen-Anhalt, die das 64-köpfige Gremium gestern in Braunschweig vorstellte, „weichen nur marginal von den Entwürfen ab“, sagte Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU). Neben der Kritik an der Uniklinik Halle bleibe die Hochschullandschaft trotz positiver Entwicklungen hinter ihren wissenschaftlichen Möglichkeiten zurück.

Universitätsmedizin: Während der Wissenschaftsrat die Magdeburger Mediziner-Ausbildung ausdrücklich lobt, bleibt es beim grundsätzlich schlechten Zeugnis für die hallesche Uniklinik. Trotz deutlicher Veränderungen nach dem niederschmetternden Zeugnis im Jahr 2009 gebe es in Halle „nach wie vor einen kritischen Ist-Zustand“, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftsrates, Wolfgang Marquardt. Es gebe zwar deutliche Qualitätsverbesserungen, man sei aber noch nicht am Ziel. Marquardt empfahl der Medizinischen Fakultät, sich künftig ausschließlich auf die Epidemiologie und die Gesundheits- und Pflegewissenschaften zu konzentrieren: „Das hat sich hervorragend entwickelt, Halle hat dort ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland.“ Hingegen empfiehlt der Wissenschaftsrat mit Nachdruck, die Krebsforschung in Halle zu beenden. „Der Standort ist wissenschaftlich nicht konkurrenzfähig“, so Marquardt, und könne angesichts begrenzter Ressourcen auch künftig weder national noch international zu Wettbewerbern aufschließen. Zudem bekräftigte Marquardt noch einmal den Vorschlag, die in der Regel zweijährige, vorklinische Ausbildung angehender Mediziner von Halle nach Magdeburg zu verlagern oder darüber nachzudenken, mit der empfohlenen Spezialisierung auf die Pflegewissenschaften Studenten nach dem Vorklinikum aus anderen Bundesländern anzulocken.

Für Marquardt würde dies de facto einen inhaltlichen Neuanfang der Unimedizin in Halle bedeuten. „Man muss fragen, was der Standort dazu braucht - und dazu braucht er keine Vorklinik“, so Marquardt. Ob das Land dem Vorschlag folgt, ist jedoch fraglich. Wissenschaftsminister Möllring sagte, man werde dies intensiv diskutieren, verwies aber auf die Probleme, die eine Aufnahme von mehr als 200 Studenten zusätzlich an der Uni Magdeburg mit sich bringen würde.

Universitäten allgemein: Die insgesamt gute Entwicklung der beiden Universitäten in Halle und Magdeburg werde durch „hausgemachte Probleme“ gebremst, sagte Manfred Prenzel, Leiter der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates, die das Gutachten zur Hochschullandschaft im Auftrag des Landes in eineinhalb Jahren anfertigte. So gebe es in Halle ein „sehr ausdifferenziertes Angebot“ an Studiengängen. Im Klartext: viele der sogenannten Orchideen-Fächer mit wenig Studenten. „Das führt zu Effizienzverlusten“, so Prenzel. Sein Vorschlag: Kooperation mit den Universitäten in Leipzig und Jena. Möllring sagte, mit Sachsen gebe es diesbezüglich bereits Gespräche. Mit Thüringen wolle er im Anschluss reden.
Der Wissenschaftsrat bleibt bei seinem Vorschlag, dass sich die Uni Magdeburg auf die Ingenieurwissenschaften konzentrieren, die meisten Geisteswissenschaften und vor allem die Lehrerausbildung nach Halle abgeben soll.

Fachhochschulen: Sie erhalten vom Wissenschaftsrat das beste Zeugnis in Sachsen-Anhalts Hochschullandschaft. Dank der Exzellenzoffensive des Landes gebe es eine sehr gute Vernetzung mit der regionalen Wirtschaft.
Generell kritisiert wird vom Wissenschaftsrat sowohl bei den Unis als auch bei den Fachhochschulen die hohe Abbrecherquote und die Überschreitung der Regelstudienzeit. Zudem gebe es erhebliche Defizite bei der Einwerbung von Drittmitteln. Möllring räumte ein, dass nur 20 Prozent der Professoren Drittmittel akquirieren würden.

Hauptgebäude der Universitätsklinik Halle
Hauptgebäude der Universitätsklinik Halle
Bauer/Archiv Lizenz