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Hochgeschwindigkeitstrasse  Hochgeschwindigkeitstrasse : Lokführer-Training auf ICE-Strecke zwischen Erfurt, Leipzig und Halle

Von Franziska Höhnl 12.11.2015, 10:32
Die beiden Lokführer Heiko Föhring (r) und Stefan Lieder steuern einen Test-ICE über die neue Unstruttalbrücke bei Karsdorf
Die beiden Lokführer Heiko Föhring (r) und Stefan Lieder steuern einen Test-ICE über die neue Unstruttalbrücke bei Karsdorf dpa Lizenz

Leipzig - Kurz vor Bad Lauchstädt, im sachsen-anhaltischen Saalekreis steht der ICE still. Auf dem linken Gleis. Das System müsse heruntergefahren und neu gestartet werden, erklären Bahnmitarbeiter. Der Stillstand gehört zu einem Testszenario, einer Schulung für Lokführer auf der neuen Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Erfurt, Leipzig und Halle. 300 Lokführer werden trainiert, wie Olaf Drescher während der Tests am Donnerstag berichtet. Er ist Gesamtleiter für die neue Bahn-Magistrale zwischen Nürnberg und Berlin.

Der Grund für die Schulungen heißt „European Train Control System“ (ETCS), ein europäischer Standard für die „Zugbeeinflussung“. Das Neue? „Die Strecke kommuniziert mit dem Fahrzeug“, erklärt Drescher. Was auf der Straße noch Zukunftsmusik sei, werde damit auf der Schiene schon Wirklichkeit, verkündet die Deutsche Bahn.

Mit dem Fahrplanwechsel zum 13. Dezember sollen auf der Trasse zunächst mit ETCS ausgestatte ICE mit bis zu 230 Kilometern unterwegs sein. Fahrten zwischen Erfurt und Leipzig verkürzen sich laut Plan um eine halbe Stunde auf 45 Minuten; nach Halle sollen die Züge nur noch 35 Minuten brauchen. Nach dem Ende der jahrelangen und zehn Millarden Euro teuren Arbeiten sollen ab 2017 Fahrten von München nach Berlin in knapp unter vier Stunden möglich sein.

Kleine unscheinbare Kästen im Gleisbett übernehmen auf der Strecke eine wichtige Funktion: Sie ermöglichen es, die Züge ohne Signale zu leiten. Statt Ampeln am Streckenrand gebe es eine Streckenüberwachung per Funk und Infos auf dem Display in der Fahrerkabine. Und was macht da noch der Lokführer? „Er darf genau das tun, was das ETCS ihm vorschreibt“, sagt Projektleiter Drescher und lacht. Außer es gibt Probleme - etwa einen längeren Systemausfall. Zwei Lokführer trainieren bei der Testfahrt am Donnerstag den Umgang mit solchen Fällen.

Für die kommerzielle Inbetriebnahme der neuen Trasse steht noch die Genehmigung des Eisenbahnbundesamtes aus. Dieses hatte zuvor die generelle Zulassung sogenannter fester Fahrbahnen auf mehreren Brücken abgelehnt. Das System setzt laut Bahn auf Tragschichten mit Stahlbetonplatten ohne den üblichen Schotter, um Höchstgeschwindigkeiten von 300 Stundenkilometern zu ermöglichen. Die Bahn besserte nach, verbaute an den Brücken rund 1500 Betonblöcke.

Für den „unwahrscheinlichen Fall“, dass sich die Fahrbahn vom Untergrund löst, sollen sie die Gleise halten, wie Drescher erklärt. Mit der Genehmigung werde wenige Tage vor dem Fahrplanwechsel gerechnet, sagte ein Bahnsprecher. Das hänge jedoch nicht mit den Nachbesserungen zusammen. (dpa)