HIV in Sachsen-Anhalt: HIV in Sachsen-Anhalt: 620 Menschen im Land sind infiziert

Magdeburg/Berlin/dpa - In Sachsen-Anhalt leben vergleichsweise wenige HIV-Infizierte. Von 100.000 Einwohnern sind im Schnitt 28 mit dem Virus infiziert, in Deutschland kommen dagegen auf 100.000 Einwohner 95 Menschen mit HIV, sagte der Epidemiologe des Robert-Koch-Instituts (RKI), Christian Kollan, am Dienstag. „Das Land ist kein HIV-Hotspot.“ Kollan ergänzte: „Die meisten Betroffenen werden vermutlich in Städte und Milieus abwandern, in denen sie es einfacher haben.“ Das RKI geht davon aus, dass aktuell in Sachsen-Anhalt 620 HIV-Positive leben - etwa genauso viele wie im Vorjahr. Eine Dunkelziffer bleibt.

Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Diskriminierung und Ausgrenzung von HIV-Infizierten gehörten in Sachsen-Anhalt zum Alltag, sagte der Geschäftsführer der Aids-Hilfe, Sven Warminsky. „Hier in Sachsen-Anhalt fühlen sich HIV-Infizierte wie Leprakranke auf einer Insel.“ Immer wieder sprächen sich Sachsen-Anhalter für eine Ausgrenzung von HIV-Infizierten oder für eine Kennzeichnungspflicht aus. Warminsky verwies dabei auf eine Studie unter Magdeburger Studenten. „Wir haben es hier mit einer massiven Kriminalisierung der Krankheit zu tun.“ Dies führe zu Scham und Verzweiflung unter Betroffenen. Viele Menschen aus den Risikogruppen - dazu gehörten Schwule und Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern - ließen sich erst gar nicht auf HIV testen.

Doch gerade bei HIV ist nach Angaben des Robert-Koch-Instituts eine frühe Diagnose entscheidend. „Nur wer von seiner Infektionen weiß, kann verantwortlich damit umgehen“, sagte RKI-Epidemiologe Kollan. Zudem könne die Krankheit so richtig behandelt werden. HIV sei inzwischen gut therapierbar, sagte Aids-Hilfe-Chef Warminsky. „Die Medikamente lassen heutzutage - vom Krankheitsbild her gesehen - ein fast unbekümmertes Leben zu.“ In der Folge von HIV-Infektionen brach Aids in Sachsen-Anhalt laut RKI im vergangenen Jahr nur bei einem einzigen Menschen aus.

Zu Beginn dieses Jahres gab es laut RKI deutschlandweit 78.000 Menschen mit einer HIV-Infektion. Seitdem seien 3.000 Neuinfektionen hinzugekommen.