Hem-Tankstellen in Sachsen-Anhalt Hem-Tankstellen in Sachsen-Anhalt: Immer am billigsten tanken?

Halle (Saale) - Bisher waren es Möbelhäuser, Baumärkte oder Internetshops, die mit sogenannten Niedrigstpreisgarantien um Kunden warben. Das Prinzip: Sieht man das gleiche Produkt irgendwo billiger, kann man auch vom Händler des Vertrauens den niedrigeren Preis einfordern. Nun hat die erste Tankstellenkette das naheliegende Modell zum Prinzip erhoben und treibt damit den Preiskampf unter den Mineralölkonzernen auf die Spitze, auch in Mitteldeutschland. Seit April bieten alle Hem-Tankstellen, darunter auch die 30 in Sachsen-Anhalt, ihren Kunden an, ihnen Benzin und Diesel immer zum geringsten gerade verfügbaren Preis im Umkreis von fünf Kilometern zu verkaufen. Maßgabe ist eine Smartphone-App.
Tankstellen müssen Preise melden
Seit rund anderthalb Jahren müssen alle Tankstellen ihre Preise in Echtzeit an die neue Markttransparenzstelle beim Bundeskartellamt melden. Das Ziel: durch Offenlegung der ständig wechselnden Kraftstoffpreise den Kunden effektiv den Vergleich zu ermöglichen. Zahlreiche Handy-Apps ermöglichen seither Handy-Nutzern auf Basis dieser Datenbank den Preisvergleich.
Zuvor funktionierten diese Apps meist wie der Verkehrsfunk im Radio: Nutzer meldeten die Preise, und aus der Vielzahl der Meldungen entstand ein Bild - mal mehr und mal weniger genau.
Der Mineralölkonzern Tamoil, zu dem die Hem-Tankstellen gehören, kooperiert nun als erster mit einem Vergleichs-App-Anbieter. Nutzer des Handyprogramms des Portals clever-tanken.de bekommen seit April nicht nur die aktuellen Preise in ihrer Umgebung angezeigt. Ist ein Angebot im Umkreis von fünf Kilometern billiger als das einer Hem-Tankstelle, zeigt die App das an und generiert auf Wunsch einen Strichcode auf dem Handydisplay. Mit diesem geht der Kunde bei Hem an die Kasse, der Kassierer scannt ihn ein, und der Kunde tankt zum Niedrigstpreis.
„Wir wollen zeigen, dass es günstig geht“
„Wir wollen zeigen, dass es günstig geht“, sagt Tamoil-Sprecherin Monika Wagner. Die Resonanz auf die Neuerung sei gut. Auch einige Hem-Tankstellen der Region erklären auf MZ-Anfrage, dass es in der Praxis keine Probleme mit den Handy-Barcodes gebe. Bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt gibt es bisher keine Einwände gegen die neue Praxis. „Wie sicher die App ist, können wir aber noch nicht beurteilen“, sagt Sprecherin Gabriele Emmrich. Die Kunden sollten hellhörig bleiben und Hem am eigenen Anspruch messen. „Was Unternehmen versprechen, müssen sie natürlich auch halten“, betont Emmrich. Sonst drohe ein Image-Verlust.
Dass die Niedrigstpreisgarantie vor allem für die Marke Hem werben soll, verhehlt Tamoil nicht. Das Unternehmen expandiert derzeit; vor allem in Niedersachsen, Hessen und Süddeutschland wolle man wachsen, so Sprecherin Wagner. „Der Kunde soll merken, dass wir eh die günstigsten sind. Irgendwann braucht er die App dann gar nicht mehr“, ist sie überzeugt.
Dass irgendwann die Spritpreise wieder steigen werden, kann aber auch Hem wohl nicht verhindern. „Auch wir können den Markt nicht ausschalten“, sagt Monika Wagner. Und Gabriele Emmrich glaubt, es werde auch weiterhin Preisunterschiede bei Tankstellen geben: „Denn den Schnäppchensport schafft auf Dauer doch nicht jeder.“ (mz)