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Heizöl statt Diesel Heizöl statt Diesel: Betriebe wollen illegal Energiekosten sparen

05.02.2005, 17:18

Magdeburg/dpa. - Um Energiekosten zu sparen, gehen Bauern undkleine Betriebe im Land immer öfter kriminelle Wege: Sie betankenihre Maschinen illegal mit Heizöl statt mit dem etwa 40 Prozentteureren Diesel. Dabei werden zum Teil ganze Tankanlagen versteckt inScheunen betrieben. Zugleich wächst in der Bevölkerung aber auch dieBereitschaft, Steuerstraftäter anzuzeigen, ergab eine dpa-Umfrage. UmGeld für Benzin und Diesel zu sparen, wird aber auch nach wie vorvon Baustellen und an Tankstellen Kraftstoff geklaut.

Die Beamten staunten nicht schlecht, als sie die Tore öffneten: Inder Scheune eines Bauern in Stendal spürten sie im Dezember einePrivattankstelle mit kompletter Zapfanlage und rund 12 500 LiterHeizöl auf. Der Steuerschaden belief sich auf etwa 6000 Euro. Dassdie illegale Verwendung von Heizöl in Sachsen-Anhalt kein Einzelfallist, zeigt auch ein Beispiel aus dem Süden des Landes. Hier hatte einSteinbruch-Betreiber eine Anlage mit Heizöl betrieben. Im Tank fandendie Beamten 2900 Liter.

«Heizölmissbrauch ist eine Steuerstraftat», betonte ZollinspektorMathias Geyer vom Hauptzollamt Magdeburg. «In letzter Zeit wurdeinsbesondere bei Agrarunternehmen, kleinen Bauern, Handwerksbetriebenund bei Fahrzeugen im grenzüberschreitenden Personen- undHandelsverkehr Heizölmissbrauch festgestellt», sagte er. «DieDunkelziffer der Missbrauchsfälle geht aber durch alleBevölkerungsschichten und Berufsgruppen.»

Der Landesbauernverband weiß um schwarze Schafe. «Die steigendenEnergiekosten belasten die Landwirte», sagte HauptgeschäftsführerFritz Schumann und appellierte an die Branche: «Aber Heizöl stattDiesel ist keine Alternative.» Den steigenden Kosten könne man nurdurch die verstärkte Nutzung alternativer Energien begegnen. DerEinsatz von Pflanzenöl und Biodiesel sei allerdings an bestimmtetechnische Voraussetzungen und rechtliche Rahmenbedingungen geknüpft.

Der Zoll registrierte indes auch eine positive Entwicklung:«Seitdem das Problem verstärkt in der Öffentlichkeit thematisiertwird, gehen auch mehr Anzeigen ein», sagte Zollinspektor Geyer.Allerdings steige mit der Zahl der Anzeigen auch die der so genanntenLuftnummern. «Es gibt auch Racheakte, weil beispielsweise jemand vondem Betrieb entlassen worden ist.»

Neben dem illegalen Betanken mit Heizöl bleibt der Kraftstoffklau an Tankstellen und von Baustellen ein Problem. Der Baugewerbe-VerbandSachsen-Anhalt nahm dies jüngst zum Anlass, bei seinen Mitgliedernnachzufragen. «Insbesondere Straßenbauunternehmen und Abrissfirmen,die an gut ausgebauten Straßen arbeiteten, wurden Opfer», sagteHauptgeschäftsführer Guido Henke. Die Schäden würden aber weniger vomWert des entwendeten Kraftstoffs verursacht, als durch das Aufbrechender Tanks. «Als größtes Problem werden die Stillstandszeiten derBaumaschinen und die Ausfälle in der Bauproduktion angegeben.»

Viele Baufirmen tanken deshalb mittlerweile erst kurz vorArbeitsbeginn. Zudem übernachten kleinere Maschinen immer öfterweggeschlossen in Schuppen oder hoch oben am Baukran. Dagegen setzenTankstellen bereits seit Jahren zunehmend auf Videoüberwachung. Dasist bei vielen Baufirmen aus Kostengründen allerdings kaum machbar,ebenso wenig wie einen Wachdienst für die Nacht zu bezahlen.