Heirate mich! Heirate mich!: Die außergewöhnlichen Heiratsanträge der MZ-Leser

Christian Breier aus Merseburg hat seiner Künftigen per Blitzer-Foto einen Heiratsantrag gemacht. Zeitungen, Radio- und Fernsehsender aus der ganzen Welt griffen das Thema auf. Auch andere MZ-Leser schildern nun ihren besonderen Moment - den Heiratsantrag:
Auf der Bühne
Eigentlich war sie ja sauer. Ziemlich sauer sogar. Auf den mit ihrem Freund Christian Keller geplanten Besuch des Musicals „Starlight Express“ in Bochum hatte sich Daniela Stütz aus Quedlinburg (Harz) im Februar 2011 richtig gefreut. Doch dann gab es Probleme beim Reisebüro und ihr Mann bekam auch noch einen dringenden Anruf von einem Geschäftskunden und musste weg. Das alles war natürlich Teil eines ausgeklügelten Plans. Der wäre nur beinahe gescheitert, weil Daniela Stütz sich auf das Angebot einer Freundin, mit ihr nach Bochum zu fahren, nicht einlassen wollte. Die Gute hat einiges an Überredungskünsten aufgewandt - und auf der Fahrt auch die Laune von Daniela Stütz wieder gehoben.
So richtig gut wurde die dann in Bochum, als plötzlich ihr „Chris“ als Darsteller geschminkt auf der Bühne stand und ihr den Antrag machte. Dass er für die vom Musical-Veranstalter angebotene Aktion sogar Rollschuhfahren lernte, hatte er geschickt vor seiner Zukünftigen verborgen. „Er ist kurz zu einem Kunden in Dortmund gefahren, hat mich von dort angerufen und ist sofort weiter nach Bochum zum Üben.“ Natürlich hat Daniela Stütz „Ja“ gesagt. „Noch heute kommen mir Tränen vor Rührung, wenn ich nur daran denke.“
Auf dem Riesenrad
Drei Wochen sind sie durch Afrika gereist, drei lange Wochen hat ihr Mann 2010 auf einen romantischen Moment gewartet, um ihr den Antrag zu machen. „Es gab viele schöne Momente. Aber wir waren in einer kleinen Reisegruppe und immer, wenn es romantisch wurde, war noch jemand dabei“, erinnert sich die Ex-Hallenserin Romy Richter-Heudecker. So verging die Zeit... Drei Stunden bis zum Rückflug aus Kapstadt blieben am Ende. Mit dem letzten Geld, das fürs Taxi zurück ins Hotel gedacht war, hat Tobias Heudecker seine bessere Hälfte schließlich zu einem Ausflug in die Höhe überredet: in einem weißen, 40 Meter großen Riesenrad.
„Er hatte schon Panik, dass noch jemand mit in die Gondel kommt“, sagt Richter-Heudecker heute und lacht. Glück gehabt: Die beiden blieben allein. Die Fahrt „war wunderschön“, sagt sie. Zum ersten Mal lag der Tafelberg nicht in den Wolken, der Ausblick war spektakulär. Wie gemacht für Fotos. „Auf einmal, ganz oben, hat er gesagt: Nun leg mal die Kamera weg. Ich wusste gar nicht warum.“ Bis Heudecker auf die Knie ging. „Schöner hätte man sich das nicht vorstellen können“, sagt sie. Das Adrenalin von dem Moment hat gereicht, um fünf Kilometer zum Hotel zurückzurennen. Das Taxigeld war ja weg. Heute lebt das Paar in Düsseldorf und hat einen kleinen Sohn.
Lesen Sie auf der nächsten Seite, wieso ein Trucker der künftigen Braut beinahe einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte.
Auf einer Hochzeit
Na wenn das nicht spontan war: Ihr Mann Norman hat nicht lange gefackelt bei der Hochzeit ihrer Cousine, erinnert sich Manuela Schunke aus Salzmünde (Saalekreis). Gerade hatte sie den Brautstrauß ihrer Cousine gefangen. Als ihrem Norman aus der Runde ein belustigtes „na dann mach mal ’nen Antrag“ entgegenschlug, hat der nur kurz überlegt. „Plötzlich hat er sich das Mikro vom DJ geschnappt, ist vor mir auf die Knie gefallen und hat mir vor allen Gästen einen Antrag gemacht! Das war Gästehaut pur!“
Sie sei erst einmal völlig perplex gewesen, so Schunke. „Als er auf die Knie ging, kamen mir schon die Tränen.“ Sieben Jahre war das Paar zusammen, auch Hochzeit war ein Thema. Solange er keinen Antrag mache, heirate sie aber nicht, hat Schunke ihrem Mann in spe immer gesagt. „Er hatte dann wohl schon überlegt.“ Nur bis zu jenem Moment mit dem Brautstrauß „einfach keinen Plan gehabt.“ Dass der Strauß zu ihr flog, war zwar Absicht ihrer Cousine, aber nicht mit Schunkes Mann abgesprochen.
Am Straßenrand
Fast hätte ihr ein Lkw-Fahrer alles vermasselt. Da stand Stephanie Werner an jenem 21. Juli 2013 schon gut eine Stunde bei 32 Grad in praller Sonne an der Autobahnabfahrt der A38 bei Lützen (Burgenlandkreis) und wartete samt großem Banner mit der entscheidenden Frage auf ihren Zukünftigen. „Es hatten viele Autos angehalten, um zu fotografieren oder einfach nur Glück zu wünschen. Sogar die Polizei stand ein paar Minuten an der Auffahrt und hat überlegt, was sie tun soll. War es verboten? Mein Atem stockte auf jeden Fall damals und mein Herz raste.“
Dann kam eine Kolonne Autos, allen voran ein 40-Tonnen-Lkw, dessen Fahrer das Gefährt mitten auf die Straße stellte, um zu fotografieren. Alles hupte, erinnert sich Stephanie Werner, ein paar jubelten dem Lkw-Fahrer zu, hielten ihn wohl für den Angesprochenen. „Und dann fuhr mein Mann prompt an mir vorbei, weil er den Lkw überholte.“ Erst in letzter Sekunde hatte er sie gesehen.
Und nun? „Ich glaube wir beide waren total schockiert. Er, weil ich da so stand. Ich, weil er vorbeifuhr... Endlose Minuten vergingen und ich wusste nicht, was nun passiert. Dann kam er zurückgefahren, er musste im nächsten Dorf erst wenden.“ Vor ihr in die Knie gegangen ist ihr Mann übrigens schließlich auch noch - direkt am Tag der Hochzeit vor dem Standesamt. Geheiratet wurde im Dezember des gleichen Jahres. „Es war ein sehr schöner Tag bei einem Grad Celsius und mein Mega-Sonnenbrand vom Antrag war inzwischen auch verheilt.“
Und wie der Antrag mit Unterstützung einer ganzen Handball-Mannschaft ausging, erfahren sie auf Seite 3.
Vor dem Standesamt
Marion Böhm war ahnungslos - bis sie auf dem Parkplatz des Standesamtes stand. Exakt 29 Jahre ist das her. Ihr Mann, erzählt die Frau aus Bergwitz (Kreis Wittenberg), habe sich Wochen vorher von ihr pro forma Papiere für eine Eheschließung unterzeichnen lassen. „Die Angelegenheit war bald vergessen“, so die heute 67-Jährige. Bis zum Urlaub in Masserberg (Thüringen). Böhm wurde nicht misstrauisch, als sie festliche Sachen einpacken sollte. Auch nicht, als sie in Masserberg zum Friseur sollte - am Tag darauf war ein Ausflug nach Suhl geplant.
Der begann beschwerlicher als geplant. „Unser Trabi war voll zugeschneit. So chic wie wir waren, mussten wir Schnee schaufeln. Ich wollte mich umziehen, aber mein Mann drängte, es sei keine Zeit.“ Auch als unterwegs Schneeketten nötig wurden und Marion Böhm umkehren wollte, ließ sich ihr Manfred nicht beirren. Kurz vor Suhl kaufte er dann Orchideen. Ihr Gedanke: „Irgendwas wird heute passieren.“
Was, das wurde ihr erst klar, als ihr Mann in Suhl in eine Straße einbog, in der Parken nur für Eheschließungen erlaubt war. „Da fragte ich, ob das richtig ist, was er macht. Und dann kam der Satz: Marion, willst du mich heute heiraten? Da konnte ich nicht Nein sagen.“ Nur Minuten später stand das Paar - sie im blauen Kostüm - vor der Standesbeamtin. Der Chance auf ein Brautkleid hat sie nicht hinterhergetrauert, sagt die Rentnerin heute. Nur das Fehlen der Familie fand sie schade.
In der Handball-Halle
Es war das letzte Heimspiel der Saison für den BSV Klostermansfeld, bei dem Stefan Mühlenberg spielt. „Er hat noch gesagt: Kommt nicht so spät“, erinnert sich seine heutige Frau Nadine. Stutzig gemacht hat sie das ebenso wenig wie die Tatsache, dass sich ein Teammitglied ihres Mannes schon vorher etwas verplappert hatte.
Erst als in der Halle statt der üblichen Musik plötzlich „Time of my life“ aus dem Liebesfilm „Dirty Dancing“ lief, horchte die heute 27-Jährige auf. „Alle Handballer des BSV kamen aufs Spielfeld und hatten ein lila T-Shirt - meine Lieblingsfarbe - mit Buchstaben auf dem Bauch an“, so Mühlenberg. Zusammengesetzt stand da: „Nadine willst du mich heiraten“.
Das Shirt mit dem Fragezeichen trug unter einem schicken Anzug ihr Mann. „Es war wunderschön.“ Und hat zumindest seiner Konzentration nicht geschadet: Sieben Tore warf er, während sie im Glückstaumel vom späteren Spiel nicht viel mitbekam. Das war 2011, inzwischen ist das Paar verheiratet, hat „einen tollen Sohn“.




