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Grubenunglück in Sollstedt/Thüringen Grubenunglück in Sollstedt/Thüringen: Ursache weiter unklar

22.07.2014, 15:54
Bei einem Unglück in einem stillgelegtem Kali-Schacht im nordthüringischen Sollstedt ist ein Mann ums Leben gekommen.
Bei einem Unglück in einem stillgelegtem Kali-Schacht im nordthüringischen Sollstedt ist ein Mann ums Leben gekommen. dpa Lizenz

Sollstedt/Mühlhausen - Vier Wochen nach dem tödlichen Grubenunglück in Nordthüringen haben die Ermittler vorerst keine Hinweise auf strafrechtliches Verhalten als Unglücksursache. „Bislang gibt es dafür keine Anhaltspunkte“, sagte der stellvertretende Leiter der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Ulf Walther, der Nachrichtenagentur dpa. Die Untersuchungen, zu der ein externer Bergwerksfachmann herangezogen wurde, dauerten an.

Bei dem Unglück in einer stillgelegten Kali-Grube war am 24. Juni ein 67 Jahre alter Mann im 700 Meter Tiefe ums Leben gekommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung gegen unbekannt.

Der Gutachter war zu einer Inspektion in die Grube Sollstedt/Bleicherode (Kreis Nordhausen) eingefahren und wurde unter plötzlich abrutschenden Schotter- und Lehmmassen verschüttet. Dabei erstickte er. Der ihn begleitende Chef der privaten Firma, die für die Verfüllung der Hohlräume mit Schlacke oder Filterasche zuständig ist, wurde leicht verletzt. Beide Männer waren zu einer Erkundung in die Grube gefahren, weil es laut Umweltministerium Probleme mit der Standfestigkeit des Materials in dem bereits 1992 verfüllten Schacht „Lohra“ gab. Auf Fehler bei der Verfüllung gibt es dem Oberstaatsanwalt zufolge bislang keine Hinweise.

Nach Angaben des Umweltministeriums war wegen unerwartet starker Setzbewegungen Füllmaterial aus dem senkrechten Schacht entnommen worden. Dafür gebe es in Thüringen erst wenig Erfahrungen, sagte Ministeriumssprecher Andreas Maruschke dem MDR Thüringen. Technisch könne das Material sowohl von oben als auch von unten entfernt werden. Der Bergwerks-Betreiber habe sich für die Lösung vom unteren Ende her entschieden. Ob dies falsch oder richtig gewesen sei, müsse die ermittelnde Staatsanwaltschaft bewerten, erklärte Maruschke.

Immer wieder haben sich in den vergangenen 30 Jahren in Deutschland Unglücke in Kali-Gruben ereignet.

2013: Im thüringischen Unterbreizbach sterben drei Bergleute im Alter von 24, 50 und 56 Jahre in einer zum Düngemittelkonzern K+S AG (Kassel) gehörenden Kali-Grube, als sich in der Grube Kohlendioxid explosionsartig ausbreitet. Die Männer ersticken. Es ist eines der schwersten Bergwerksunglücke seit Jahrzehnten in Deutschland.

2012: Ein Bergmann stirbt im niedersächsischen Kaliwerk Sigmundshall in Wunstorf. Drei weitere Männer werden in der Grube der K+S Kali GmbH verletzt. Der Unfall passiert in etwa 1200 Meter Tiefe. Die Bergleute bohren vermutlich eine Gasblase im Salz an und atmen giftige Stoffe ein.

1989: Sechs bis sieben Menschen werden bei einem schweren Unfall im thüringischen Kalibergbau verletzt. In der Grube „Ernst Thälmann“ in Merkers kommt es zu einem Gebirgsschlag. Die Erschütterungen erreichen etwa die Stärke 5,5 auf der Richterskala.

1989: Drei Bergleute sterben nach einem Ausbruch von Kohlensäuregas im Kaliwerk Wintershall im hessischen Heringen. Die Männer hatten mit einer Maschine die Kohlensäureblase im Salz aufgerissen, die unter hohem Druck stand.

1984: Zwei Bergleute ersticken bei einem Aufsichtsgang in einer Grube auf dem Gelände des Kaliwerkes Hattorf im hessischen Philippsthal. Sie fuhren in ein Gruben-Gebiet, in dem sich Kohlensäure angesammelt hatte. Ursache war eine vorherige Sprengung. (dpa)

Das Unglück in Nordthüringen war der zweite tödliche Unfall in einer Thüringer Kali-Grube innerhalb von neun Monaten. Im Oktober 2013 waren drei Bergleute in der noch produzierenden Kali-Grube in Unterbreizbach (Wartburgkreis), die zum Düngemittelkonzern K+S AG (Kassel) gehört, nach einem mächtigen Kohlendioxid-Ausbruch gestorben.