Giftiger Fund Giftiger Fund: Dose mit «Zyklon B» lag auf einem Dachboden in Dessau
Dessau/MZ/tst. - Die Büchse siehtbeinahe aus, als hätte sie gerade die Fabrikverlassen. Kein noch so kleiner Flecken Rostist auf ihr zu entdecken, lediglich dem sieumhüllenden Schutzkarton sieht man an, dassder Inhalt älteren Datums sein muss. Ein Blickauf das Etikett gibt Aufschluss: Diese Büchse,Format größere Konservendose, wurde 1943 befüllt.Mit Zyklon B, einem höchst gefährlichen, langeZeit häufig eingesetzten Schädlingsbekämpfungsmittel,dessen Name jedoch Schrecken verbreitet, weildie Nazis Zyklon B einsetzten, um MillionenMenschen in den Vernichtungslagern umzubringen.60 Jahre hatte die Büchse unbeschadetauf dem Dachboden eines Hauses in Dessau-Ziebigkgelegen. Erst am Donnerstag hatte ein Bewohnersie entdeckt und die Polizei alarmiert. Zunächsthatte sie den Fund geborgen, den jetzt dieDessauer Berufsfeuerwehr übernommen hat. Schutzkleidungbeim Bergen? Lutz Kuhnold, Dessaus Vize-Feuerwehrchef,winkt ab: "Wenn die Büchse angerostet wäre.Aber so?" Ungeöffnet stelle sie keine Gefahrdar.In der nächsten Woche will sich laut Feuerwehrdas Umweltamt um die Entsorgung kümmern. Trotzder Gefährlichkeit des Stoffes ist die relativunkompliziert, wenn nur die notwendigen Sicherheitsmaßnahmengetroffen werden: die enthaltene Blausäure,Siedepunkt bei 25 Grad, verdunstet schnell.Dass die Risiken beherrschbar sind, zeigteine Tatsache: noch heute erlaubt die GefahrstoffverordnungBegasungen etwa von Mühlen und Schiffen mitBlausäure.Dass der Fund auf einem Dachboden gerade inDessau solches Aufsehen erregt, hängt mitder Geschichte von Zyklon B zusammen, dasin der Dessauer Zuckerraffinerie hergestelltwurde. Erst kürzlich wurde nach jahrelangerDebatte ein Mahn- und Informationspunkt inder Stadt eingeweiht, der an den Gebrauch,vor allem aber an den Missbrauch des Gifteserinnert.