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GEW schlägt Alarm GEW schlägt Alarm: Bedrohlicher Lehrermangel in Sachsen-Anhalt?

Von Hendrik Kranert-Rydzy 30.04.2013, 18:10
Schülerin mit Lehrerin
Schülerin mit Lehrerin dpa Lizenz

Magdeburg/MZ - Die Bildungsgewerkschaft GEW erwartet angesichts des Lehrermangels massive Unterrichtsausfälle im kommenden Schuljahr in Sachsen-Anhalt. „Wir werden unser blaues Wunder erleben“, sagte GEW-Landeschef Thomas Lippmann. Der Sparkurs der Landesregierung im Bereich Bildung führe dazu, dass nach den Hochschulen nun in den Schulen „die nächste Bombe platzt“.

Lippmann zufolge fehlen im kommenden Schuljahr bereits 500 bis 600 Lehrer im Land, weil diese aus Altersgründen ausscheiden. Bislang würden aber pro Jahr nur 220 Lehrer neu eingestellt. Bereits jetzt arbeite das Schulsystem an seiner Belastungsgrenze: Statt einer normalen Unterrichtsversorgung, die bei 105 Prozent liege, sei das Land mit 103,5 Prozent bereits „leicht unterversorgt“. Das heißt: In Krankheitsfällen stünden nicht mehr ausreichend Lehrer für Vertretungen zur Verfügung. „In Grund- und Förderschulen wird bereits jetzt massenhaft Unterricht zusammengelegt“, so Lippmann. Im kommenden Schuljahr aber „werden wir sogar Mühe haben, 100 Prozent Unterrichtsversorgung hinzubekommen“, sagte er. Und: „Es wird bereits am ersten Schultag Schulen mit zu wenig Lehrern geben.“ Lippmanns Prognose deckt sich mit einer Einschätzung, die Kultusstaatssekretär Jan Hofmann (SPD) zu Beginn des vergangenen Schuljahres äußerte: „In diesem Jahr schaffen wir es noch einmal, den Unterricht abzusichern, aber in den nächsten Jahren wird es deutlich enger.“

Seither bemüht sich das Kultusministerium, den von Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) bestimmten Korridor für Neueinstellungen zu erweitern. Da sich beide Ressorts zunächst nicht einmal auf eine gemeinsame Datenbasis einigen konnten, lotet seit einem halben Jahr eine interministerielle Arbeitsgruppe mit einem externen Moderator die Lage aus. Nach MZ-Informationen ist die Gruppe übereingekommen, das Verhältnis von Lehrer zu Schülern nicht so stark zu verändern, wie zunächst geplant. Statt 14,4 Schüler pro Lehrer sollen es nun 13,5 sein; derzeit liegt die Quote bei 11,5. Über den Weg dorthin streiten aber beide Häuser noch: Das Finanzministerium lehnt nach wie vor mehr Neueinstellungen ab und fordert stattdessen weniger Ausgleichs- und Entlastungsstunden und eine Stunde Mehrarbeit pro Woche - was 1 000 Stellen bringen würde. Eine Einigung soll nun bei einem Spitzentreffen von Finanzminister Jens Bullerjahn und Kultusminister Stephan Dorgerloh (beide SPD) in der kommenden Woche erzielt werden.

Hofmann wollte sich dazu am Montag nicht äußern, kritisierte aber Lippmann scharf. „Es ist in höchstem Maße ärgerlich, dass er jetzt Öl ins Feuer gießt“, so Hofmann. Bislang würden nicht einmal die Schülerzahlen für das kommende Jahr bekannt sein. Die Situation sei sicher schwierig, „wir werden aber einen Weg finden“, so Hofmann.

Thomas Lippmann - GEW-Landeschef
Thomas Lippmann - GEW-Landeschef
dpa Lizenz