Gesundheit Gesundheit: Weitere Wege für schwer Herzkranke
WITTENBERG/MZ/AST. - Dort nahmen sie etwa die alle halbe Jahre nötigen Kontrollen von Schrittmachern vor oder machten Ultraschalluntersuchungen am Herzen mit mobilen Geräten. „Das aufwendige Prozedere, das ein Besuch in der Praxis für viele pflegebedürftige Patienten zuvor mit sich brachte, entfiel damit“, sagt Kardiologe Gerhard Hoh, dessen Wittenberger Gemeinschaftspraxis im Rahmen des Vertrages acht Pflegeheime betreute.
Aufwendiger Transport zum Arzt
Doch nun müssen die Patienten wieder zum Kardiologen gebracht werden, da die Kasse den Vertrag nicht verlängert hat. Für die Ärzte, die seit Jahren in Pflegeheime gefahren sind, ein Unding - auch, weil die AOK Gespräche zu dem Thema immer wieder verschoben habe. „Patienten mit Pflegestufe II oder III werden nun per Kostenübernahme durch die AOK mit dem Krankentransport zu uns gebracht, die anderen Patienten müssen dies auf eigene Kosten tun“, so Hoh. Meist müssten die Kranken von Pflegern begleitet werden. Er und seine Praxis-Kollegin Angelika Tamm können sich nicht vorstellen, dass dies günstiger ist als die Vergütung der Ärzte, die in diesem Fall außerhalb des Budgets erfolgte. Nachdem der Vertrag 2008 als Modellprojekt gestartet worden war, habe die AOK signalisiert, dass es durch entfallene Transportkosten und weniger stationäre Einweisungen Einsparungen gegeben habe. „Daraufhin war der Vertrag stets jahresweise verlängert worden“, so Tamm. Auch in den Heimen ärgert man sich über den Entschluss der Kasse. „Für uns bedeutet dies einen großen Qualitätseinschnitt - besonders für die medizinische Versorgung und Lebensqualität unserer Bewohner“, so Michael Uhlig von den Cura Seniorenzentren in Halle, der den direkten Austausch zwischen Arzt und Pflegern bei den Heimbesuchen als Vorteil sieht.
Konzept auf dem Prüfstand
Für die Krankenkasse stehen die positiven Effekte derweil offenbar in keinem Verhältnis zum finanziellen Aufwand. Die bisherigen Vertragskonditionen haben keine Ausweitung auf alle Kardiologen im Land zugelassen, heißt es bei der AOK. Es sei durch den Vertrag „nicht zu einer signifikanten Vermeidung von Krankenhauseinweisungen“ gekommen, so eine Sprecherin. Die Kasse prüfe allerdings zur Zeit, ob sich das Konzept in „optimierter Form und wirtschaftlich vertretbarer Weise“ zukünftig umsetzen lasse.