Gesundheit Gesundheit: Vergiftungsgefahr durch Frühblüher

Erfurt/dpa - Ein Fünftel der Vergiftungen bei Kindern werden durch Pflanzen und Pilze verursacht. Gerade bei kleinen Kindern dürfe die Gefahr durch einige Zimmerpflanzen, aber auch Frühblüher wie den Goldregen nicht unterschätzt werden, sagte der Stellvertretende Leiter des Giftinformationszentrums der Länder in Erfurt, Michael Deters, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Auch andere Frühblüher wie Osterglocken oder Hyazinthe enthielten besonders in ihren Zwiebeln giftige Substanzen. „Schwere Vergiftungen sind aber sehr selten. Kinder stecken meist nur kleine Pflanzenteile in den Mund.“ Bei Unsicherheit über die Gefahren sollten Eltern den Giftnotruf konsultieren. „Wir sind an 365 Tagen jeweils 24 Stunden zu erreichen.“
Das Zentrum in Erfurt wird von den Ländern Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern getragen. Die Zahl der Hilfesuchenden, die sich an die Fachleute wenden, ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Seit Gründung 1994 habe sich ihre Zahl sogar verdoppelt. „Die Zahl der Anfragen hat sich inzwischen bei etwa 21 000 Anfragen pro Jahr eingependelt. Bei der überwiegenden Zahl besteht der Verdacht auf Vergiftungen“, sagte Deters.
Schwere Vergiftungen durch Pflanzen und Pilze gebe es vor allem bei Erwachsenen. „Grund sind meist Verwechslungen - beispielsweise Bärlauch mit Maiglöckchenblättern. Ein großes Problem sind auch Verwechslungen mit den Blättern der Herbstzeitlosen.“ Dadurch könne es zu schweren bis tödlichen Vergiftungen kommen. Eine Untersuchung habe vier Todesfälle innerhalb von zehn Jahren durch Pflanzen ergeben - in diesen Fällen durch Eisenhut und Eibe.
Einen Großteil der Anrufe erhalten die Spezialisten in Erfurt von Kliniken, Arztpraxen, Rettungsdiensten sowie Apotheken. Die Anrufe besorgter Eltern oder Angehöriger machen nur etwa 36 Prozent aller Anfragen aus. „Laien finden manchmal erst über Umwege zu uns“, sagte Deters.
Mit Sorge beobachten die Experten einen wachsenden Missbrauch gefährlicher Substanzen, zu denen synthetische Drogen gehören. „Oft werden mehrere Drogen gleichzeitig genommen. Das führt häufiger zu mittelschweren Vergiftungen.“ Bei synthetischen Drogen, die im Internet angepriesen würden, wechsle oft die chemische Zusammensetzung. Damit versuchten die Anbieter, das Betäubungsmittelgesetz zu umgehen.
Die Hauptursache für Vergiftungen seien jedoch nach wie vor Arzneimittel. Bei Kindern machten sie 34 Prozent der Fälle aus, mit denen sich Hilfesuchende an das Giftinformationszentrum der Länder wenden. Bei Erwachsenen seien es immerhin 65 Prozent. Eine große Gefahr gerade für kleine Kinder, die durch Probieren ihre Welt erkunden, seien auch Haushaltschemikalien mit bunten Etiketten. „Ich kann nur empfehlen, bei Unsicherheiten anzurufen und auf Nummer sicher zu gehen“, sagte Deters. Die Beratungen seien kostenfrei. Bei akuten Situationen müsse jedoch immer erst ein Notarzt gerufen werden.